Manche Ereignisse treffen einen vollkommen unvorbereitet. Das gilt sowohl für das „normale“ Leben als auch für die Börse, die ja bekanntlich von Überraschungen und der Anpassung an neue Wirtschaftsdaten oder Unternehmenszahlen lebt. Was allerdings den Bayer-Konzern jüngst in Gestalt eines Aufsehen erregenden Gerichtsurteils in den USA traf, war weit weniger überraschend. Bekanntlich sind in den USA Tausende Klagen gegen Bayers neue Konzerntochter Monsanto anhängig. Auch wenn es sich bei diesem Urteil lediglich um die erste Instanz handelte und die dem Kläger zugesprochene Entschädigung später noch deutlich reduziert beziehungsweise sogar ganz aufgehoben werden könnte, flüchteten Investoren geradezu panikartig aus Bayer-Papieren. Der Fall zeigt vor allem eines: Die Börse hasst Unsicherheit. Und so spielt es zunächst überhaupt keine Rolle, ob die umstrittene Chemikalie Glyphosat wirklich krebserregend ist oder nicht. Allein die Verunsicherung, die das Urteil auslöste, dürfte fortan wie Blei auf dem Bayer-Kurs liegen.
Anders als bei der Chrysler-Übernahme durch Daimler, die anfangs noch von fast allen bejubelt wurde, war bei Bayers 56-Milliarden-Deal die Skepsis von Beginn an deutlich spürbar. Dennoch betonte der Bayer-Vorstand immer wieder, dass die Akquisition für die Leverkusener wertsteigernd und daher vorteilhaft sei. Man wolle schließlich zu einem „Global Champion“ in der Agrochemie aufsteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre Monsanto das ideale Übernahmeziel. An dieser Stelle reicht der Platz nicht aus, um all diejenigen Unternehmen und Firmenlenker aufzuzählen, die in der Vergangenheit zunächst mit ähnlich unerschütterlicher Überzeugung die angeblichen Vorzüge einer Milliarden-Übernahme betonten – um dann letztlich doch Schiffbruch zu erleiden. Der Grat zwischen strategischer Weitsicht und Größenwahn ist mitunter schmal. Und selbst wenn aus einer gewissen Größe durchaus viele operative Vorteile resultieren können – man denke nur an Skaleneffekte und eine höhere Preissetzungsmacht –, werden die Risiken und Nachteile schierer Größe offenbar systematisch unterschätzt.
Das wikifolio „Global Champions“ „Global Champions“ von Christian Thiel („sparstrumpf“) investiert dort, wo sich vermutlich auch das Bayer-Management bereits sieht: In der Liga der Marktführer und Rendite-Musterschüler. Thiel spürt sowohl in den USA als auch in Europa die wahren Champions in ihren jeweiligen Branchen und Segmenten auf. Neben den großen Titeln aus Dax oder S&P 500 können dies auch Unternehmen aus dem MDAX oder TecDAX sein. So findet sich unter anderem der Zahlungsabwickler Wirecard im wikifolio der „Global Champions“. Andere Schwergewichte sind Apple, Amazon und Mastercard. Zuletzt tauschte Thiel seine Nike-Position in Adidas-Aktien.
Wie schon Warren Buffett ist auch er davon überzeugt, dass man eine gute Aktie am besten ewig halten sollte – vorausgesetzt die Fundamentaldaten bleiben auf Kurs. Thiels „Champion-Strategie“ warf in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Rendite von knapp 31% ab. Seit dem Start im Januar 2016 erreicht sein wikifolio ein ebenfalls sehr solides Plus von 55%.
Einen ähnlichen Fokus besitzt das wikifolio „Wonderful Companys Strategie“„Wonderful Companys Strategie“ von Cetin Inal („CInvest“). Das „Wonderful“ steht in diesem Fall für Unternehmen und Geschäftsmodelle mit einem möglichst dauerhaften Wettbewerbsvorteil. Diese findet Inal unter anderem in jenen Märkten, die von Monopolen oder Duopolen geprägt sind, vorzugsweise in den USA und Europa. Soltau blickt bei seinen Anlageentscheidungen also über den Tellerrand der deutschen SmallCap-Szene hinaus. Vor dem Hintergrund des eingangs erwähnten Klima-Trends sollten umweltfreundliche Mobilitätslösungen weiter an Bedeutung gewinnen. Obwohl Soltaus Anlagehorizont auf die mittlere Frist ausgerichtet ist, zeigt er sich je nach Markt- und Nachrichtenlage auch offen für kurzfristige Trades.
Derzeit ist sein wikifolio stark auf den US-amerikanischen Aktienmarkt ausgerichtet. Unternehmen wie Berkshire Hathaway, Apple und Union Pacific zählen zu seinen Top-Holdings. Grundsätzlich müssen Unternehmen, die Inal für ein Investment in Betracht zieht, gewisse qualitative (gutes Management, Wettbewerbsvorteile) als auch quantitative Anforderungen (geringe Verschuldung, beständige Gewinne) erfüllen. Gekauft wird eine Aktie, wenn deren innerer Wert über dem aktuellen Marktwert liegt. Eine Zwölf-Monats-Performance von +50% bestätigt klar den Erfolg der „Wonderful Companys Strategie“.
Kommen wir noch einmal kurz auf Bayer und den Monsanto-Deal zurück. Es scheint, als seien damals offensichtliche Risiken unterschätzt worden. Derartige Fehler versucht Florian Bub („FlorianBub“) mit seinem wikifolio „Marktsentiment“ an der Börse möglichst zu vermeiden. Stattdessen wird die jeweilige Stimmung der Marktteilnehmer und die Lage des Gesamtmarktes in den Anlageentscheidungen mitberücksichtigt. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die jüngsten Sorgen um die Türkei – es wird sogar von einer möglichen Staatspleite gesprochen –, veranlassten Bub, die Cash-Quote auf über 60% hochzufahren.
Das sollten Anleger im Auge behalten
Die wichtigsten Termine der nächsten Tage stehen vermutlich noch auf keinem offiziellen Kalender. Neue Gesprächsangebote von Seiten der Türkei in Richtung USA könnten die Börsen ebenso wie die weiteren Verhandlungen zwischen der Trump-Administration und der chinesischen Regierung bewegen – und das in beide Richtungen.
Bei den Wirtschaftsdaten dürften vor allem die für Donnerstag erwarteten Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone Beachtung finden. Nächsten Freitag folgen dann in den USA die Auftragseingänge langlebiger Güter. Hier erwarten Volkswirte ein rückläufiges Wachstum im Vergleich zum Vormonat.
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Im Original hier erschienen: Gift f?r Bayers Aktienkurs
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