Gute US-Arbeitsmarktdaten? Fatale Fehleinschätzung! (Gastautor, Christoph Scherbaum)

Im Januar wurden in den USA 200.000 Stellen aufgebaut. Das wird gefeiert und gefürchtet. Alles unnötig, denn der Bericht war eigentlich grottenschlecht.

Wenn man einmal die einfachen Fakten betrachtet, wird einem fast schwindelig. Im Januar werden keine Jobs geschaffen. Dass der Bericht eine positive Zahl ausweist, liegt einzig und allein an der Saisonbereinigung. Lässt man diese unbeachtet, wurden also keine Jobs geschaffen, sondern 3,085 Mio. Jobs verloren.

Dieses dicke Minus wird durch die Saisonbereinigung zu einem Plus von 200.000. Das ist jedes Jahr so. Wieso aber ist dann der Bericht schlecht gewesen? Der Abbau von 3,085 Mio. Stellen im Januar ist der zweithöchste Jobverlust in einem Januar seit Erhebung der Daten. Nur 2009 war das Minus noch größer.

Im vergangenen Jahr lag das Minus bei 2,877 Mio. Dieses Jahr sind es also 200.000 mehr Jobs, die im Januar verlorengingen. Die Daten werden in den kommenden Monaten noch einmal revidiert. Es ist möglich, dass das Bild dann wieder besser aussieht oder aber auch noch schlechter.

Viele richten ihren Blick heute aber gar nicht auf die Anzahl an Stellen, die geschaffen bzw. abgebaut wurden, sondern auf die Entwicklung der Stundenlöhne. Diese stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2,9 %. Das ist der größte Zuwachs seit 9 Jahren. Endlich ist das Lohnwachstum da, auf das alle gewartet haben – wenn da nicht ein ungemütliches Detail wäre.

Die Stundenlöhne sind nicht das beste Maß, um die Lohnentwicklung zu bestimmen. Der Stundenlohn ergibt sich aus dem Lohn, der durch die Wochenarbeitszeit dividiert wird. Sinkt die Wochenarbeitszeit und bleibt der Lohn konstant, steigt der Stundenlohn trotzdem. Genau das ist geschehen. Im Januar wurde weniger gearbeitet. Deswegen ist das Plus so groß.

Betrachtet man den Gesamtlohn, so ist dessen Wachstum wieder abgesackt (siehe Grafik). Das Wachstum liegt nun nur noch bei 2,6 %. Vor zwei Monaten waren es noch 3,1 % Wachstum. 2,6 % sind immer noch nicht schlecht und am oberen Ende dessen, was wir in den letzten 5 Jahren gesehen haben. Sensationell ist es nicht. Es ist vor allem kein Grund nun vor der Notenbank Angst zu haben. Man könnte ja auf die Idee kommen, dass diese nun die Zinsen schneller anhebt, weil die Löhne endlich zulegen. Dies ist einfach nicht der Fall.

Der Arbeitsmarktbericht ist eigentlich ziemlich enttäuschend. Vielleicht ist er nicht katastrophal, doch einen so schwachen Januar hatten wir schon lange nicht mehr. Da gibt es nichts zu feiern und eine andere Zinspolitik muss man auch nicht befürchten.

Grafik: GodmodeTrader.de

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Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.



(06.02.2018)

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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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