Bei Goethes Ballade „Der Fischer“ aus dem Jahr 1779 heißt das noch voller Pathos „halb zog sie ihn, halb sank er hin“, heute wird von On/Off-Beziehungen gesprochen, wenn man sprachlich verdeutlichen will, dass die Dinge zwischen zwei, nun nennen wir es der Einfachheit halber Partnern, nicht ganz so geschmeidig laufen, wie sie sollten. Oder könnten. Beim eingangs erwähnten Fischer ist das übrigens eine Nixe, die den am Ufer Sitzenden wider besseren Wissens in die Tiefe und damit in den Tod lockt. Und da haben wir sie auch schon alle beieinander, unsere Stichworte, die heute zum Thema Börse überleiten. Tiefe zum Beispiel, darauf werden wir in wenigen Zeilen zu sprechen kommen. Oder On/Off, ergänzt man das mit jeweils einem Risk vornedran, erhält man ebenfalls eine recht gute Beschreibung für das, was da an den Aktienmärkten in dieser Handelswoche los war. Denn es lief nicht rund, zuletzt, da auf dem Parkett. Die Anleger gingen Risk-off, wie man so schön sagt, und verließen in Scharen das Spielfeld. Für die Indizes ging es damit auf breiter Front in die Tiefe, besonders eindrucksvoll dabei zunächst der Dow Jones (WKN: 969420 / ISIN: US2605661048), der (ganz Vorreiter, der er nun einmal ist) am Dienstag neben einem Tagesverlust von 1,4% auch ein rund 250 Punkte breites Abwärtsgap in den bis dato makellosen Chart riss. Und das ausgerechnet am Abend der ersten Rede zur Lage der Nation des US-Präsidenten, der diese Rally ja bekanntlich ganz gerne als seinen Erfolg ausgibt. Erst einmal nicht ganz so spektakulär, dafür aber aus charttechnischer Sicht um einiges gefährlicher verliefen die Rücksetzer im DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008):
Wetten, dass…?
Der notierte mit Kursen um 13.200/13.150 zunächst noch haarscharf an der Demarkationslinie zwischen Rally und Rücksetzer, oder auch einfach „November-Abwärtstrendgerade“ genannt. Das war zumindest die Ausgangslage, mit der sich der DAX am Mittwochabend aus dem Handel und gleichzeitig auch dem Monat Januar verabschiedete. Wie übrigens auch die kleine Grande Dame der Fed, Janet Yellen, die den Vorsitz der US-Notenbank jetzt, nach nur einer Amtszeit, an ihren Nachfolger Jerome Powell abgeben muss. Doch zurück zum deutschen Leitindex: Der wies an besagtem Mittwochabend noch ein Plus von gut 2% aus, auf Monats- wie auf Jahressicht (was auch sonst, im Januar). Doch dann kam der neue Monat, bzw. der Donnerstag, und das Chartbild erhielt einen empfindlichen Kratzer. Völlig unvermittelt stürzte der Index am helllichten Nachmittag um mehr als 200 Punkte in die Tiefe und schloss dabei quasi im Vorüberfallen auch gleich das offene Gap vom 04. Januar. Da musste manch einer tief durchatmen, wenngleich das Prozedere einem nach kurzem Grübeln dann doch irgendwie bekannt vorkommt. Kurz zur Erinnerung: Im Anschluss an das November-Top bei 13.526 Punkten schmierte der DAX knapp 5,3% bzw. 716 Punkte ab und fiel bis auf das Korrektur-Tief bei 12.810 Punkten. Und diesmal? Mit dem aktuellen Kursrutsch hat der deutsche Leitindex seit dem jüngsten Rekordhoch vor gut 10 Tagen mittlerweile knapp 6% bzw. rund 800 Punkte eingebüßt. Zugegeben, das amtliche Endergebnis der aktuellen Korrektur steht im Augenblick noch nicht fest, der Handel läuft ja noch auf Hochtouren. Dennoch: unter dem Strich dürfte sich auch dieser Rücksetzer als Startschuss für den nächsten Schub nach oben erweisen. Wetten, dass…?
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.
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