Höchststände an den Märkten: Droht 2018 eine Korrektur? (Christoph Scherbaum)

Als besten Maßstab, um festzustellen, ob sich ein Aktien-Investment lohnt empfehlen viele Experten sogenannte Shiller-KGV anzusehen. Betrachtet man die Kennzahl in den letzten Monaten, so zeigt sich, dass die Anleger vorsichtig sein müssen: die Zeichen stehen (wieder einmal) auf Crash. Schlussendlich liege das Shiller-KGV höher als im Jahr 1929 – das Jahr, in dem der „Schwarze Freitag“ für ein absolutes Chaos sorgte. Nur einmal erreichte der Index einen noch höheren Wert als heute – das war gegen Ende der 1990er Jahre. Auch damals kam es zum großen Crash.

Was ist das Shiller-KGV?

Robert J. Shiller entwickelte mit John Campbell das sogenannte Shiller-KGV. Sie waren der Meinung, das klassische Kurs-Gewinn-Verhältnis sei zu unpräzise, um Aktien oder andere Finanzinstrumente zu bewerten. Mitunter würden sogar falsche Ergebnisse ermittelt werden. Genau deshalb konzentrierten sich die Ökonomen nicht nur auf die aktuellen Gewinne, sondern warfen auch einen Blick auf jene Gewinne, die in den letzten zehn Jahren erzielt werden konnten. Kurzfristige Ausschläge fallen hier nicht mehr ins Gewicht. Am Ende würde man einen Wert ermitteln, der sehr eindrucksvoll zeige, wie attraktiv der Markt tatsächlich sei. Wird eine niedrige Zahl ermittelt, so ist die Bewertung der Aktien günstig – der Aktienmarkt ist also attraktiv. Ist die Zahl aber hoch, so müssen die Anleger vorsichtig sein. Kein Wunder, dass die letzten Ergebnisse für Aufsehen sorgten. So wurde für den US-Aktienmarkt ein Shiller-KGV von 33,2 ermittelt – der historische Durchschnitt liegt jedoch bei 14,6. Im September 1929, also kurz vor dem Börsen-Crash, lag das Shiller-KGV bei 32,6. Im Dezember 1999 wurde der bislang höchste Wert ermittelt: 44,2. Drei Monate später kam es zum Platzen der sogenannten Internetblase.

Kommt es zum großen Crash?

Droht nun ein neuerliches Debakel? Aktuell gibt es keinen einzigen Kapitalstrategen, der vor einem Crash warnt. Das genaue Gegenteil ist der Fall – Anleger dürfen sich, so fast alle Analysten und Strategen, auch im Jahr 2018 auf hohe Gewinne freuen. Die Kurse werden weiterhin steigen; eine Trendumkehr „sei fast zur Gänze ausgeschlossen“. Doch warum bleiben die Experten und Analysten, trotz der eindeutigen Vorzeichen, so ruhig und vor allem derart optimistisch? Ein führender Portfoliostratege der HSBC ist der Meinung, das aktuelle Shiller-KGV sei verzerrt. „In der Berechnung finden sich auch die Jahre 2008 und 2009. Diese müssen aber, wenn man einen realistischen Wert berechnen möchte, ausgeklammert werden. Würde man nur die letzten acht Jahre berücksichtigen, so läge das Shiller-KGV bei 25 Punkten“. 25 Punkte würden zwar den historischen Durchschnitt übertreffen, jedoch ist man – so die Experten – weit entfernt von Höchstständen, die auf einen Crash hindeuten würden.

Shiller selbst gibt Entwarnung

Fakt ist: Auch Shiller warnte erst vor geraumer Zeit, den Index als Instrument für Vorhersagen zu nutzen – vor allem dann, wenn es um kurzfristige Entwicklungen gehen würde. „Der Index sagt wenig aus, wenn nur das kommende Jahr eingeschätzt werden soll“, so Shiller. „Es gehe um die zu erwartenden Renditen in den kommenden zehn Jahren. Diese werden nicht so hoch wie in den letzten Jahren ausfallen.“ Die Frage, die sich nun stellt: Wird ein Crash dafür verantwortlich sein oder sind es mitunter die langsam steigenden Kurse?

Bildquelle: markteinblicke.de



(26.01.2018)

Auf, ab, steigen, fallen, rauf, runter, (© Josef Chladek/photaq.com)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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