Sehr geehrte Privatanleger,
gelegentlich werde ich noch zu Insiderveranstaltungen eingeladen. Und manchmal, gehe ich sogar hin, denn es kann durchaus hilfreich sein, mal wieder reinzuschnuppern. Am 17. November war ich als Gast auf dem European Banking Congress in der Alten Oper in Frankfurt.
Nachdem ich gelegentlich darüber gescherzt habe, dass ich Mario Draghi nicht aus der Nähe kennenlernen durfte, ist dies nun vorbei. Ich hätte ihm vom der Empore herab auf den Kopf spucken, oder noch besser: einen Farbbeutel werfen können. Ich muss zugeben, dass der Gedanke irgendwie mein Hirn durchkreuzte. Getan habe ich es dann doch nicht.
Zunächst einmal: Draghi wirkt mit seinem schweren Akzept viel „italienischer“ als man es vielleicht glauben möchte. Sehr südländisch. Wären wir nicht aufgeklärte Menschen, würden mir da jetzt sofort gewisse Vorurteile einfallen.
Wie dem auch sei: Bei Goldman Sachs hat er seine italienischen Freunde und der englischen Finanzwelt viele gute Geschäfte gebracht, indem er kräftig an der Privatisierung von italienischem Staatsvermögen mitwirkte. Und nun betreibt er eine Politik zum Nutzen der Finanzbranche und der Südländer, während die Mittelschicht in Deutschland und Italien die Zeche zahlt, unter anderem durch massive Zinsverluste.
Gesagt hat er nicht viel Neues. Nach einem Loblied auf die Politik der EZB – man müsse irgendwann anfangen, aus der Niedrigzinspolitik auszusteigen, aber man müsse flexibel bleiben – kam dann noch der Hinweis, dass die Inflation noch nicht da sei, wo man sie haben wolle.
Nach der Mittagspause sprach kurz Jens Weidmann. Kurz, prägnant, mit Stil. An einer Stelle, als er nämlich sagte, dass er sich ein festes Ende für die Anleihenkäufe gewünscht habe, klopften einige kurz für 2-3 Sekunden. Nur ich klopfte als einziger etwas nachhaltiger auf den Tisch, so ca. 7 – 10 Sekunden. Man hörte, dass nur noch einer klopfte. Jens Weidmann sagte dann, dass er nun trotz der Klopfer weiterreden würde, was für einige Lacher sorgte.
Manches Nette gibt es dann auch noch bei einem solchen Stelldichein der Branche. Das hervorragende Mittagsbuffett konnte ich am Stehtisch mit Hilmar Kopper einnehmen. Ihn kannte ich von einer Podiumsdiskussion zur Rettung des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeschichte. Irgendwie kamen wir darauf, dass er jedes Jahr zum Urlaub in die Schweiz fährt. „Sie haben also ein Haus da?“, fragte ich. „Nein, ich habe gar keine Immobilien außerhalb Deutschlands. Das ist mir zu kompliziert und ich halte es nicht für richtig.“ Ich habe Kopper gefragt, ob ich das schreiben dürfte. Ja, das könne ich.
Ich finde das großartig von Herrn Kopper!
Auch Daueroptimist Heiko Thieme, den ich noch nicht kannte, schaute vorbei. Ein netter, gut gelaunter Mensch. Ein Glas Wein habe ich gerne mit ihm getrunken. Man muss sich ja nicht über die Börse unterhalten, wo er bekanntlich sehr oft treffsicher daneben lag.
O.K., das war heute eine Kolumne aus der Rubrik „Society-Klatsch“. Ich kann Ihnen versichern, dass ich so etwas vielleicht ein- oder zweimal im Jahr mache. Der Rest sind Sachthemen. In der nächsten Woche haben wir ein wirklich spannendes und interessantes Investment mit einer Dividendenrendite von 10% für Sie!
Auf gute Investments,
Ihr
Max Otte
PS: War sonst noch was? Ach ja, am Montag vergangener Woche habe ich mir verwundert die Augen gerieben und dann einen Luftsprung gemacht. Jamaika kommt nicht, zumindest vorerst. Auf Twitter @maxotte_says habe ich @c_lindner meinen Respekt ausgedrückt. Die Medien drehen es – fast möchte man sagen: natürlich anders herum und schieben Lindner die Schuld zu. Dabei konnte so etwas Widersinniges wie Jamaika gar nicht funktionieren.
Und jetzt versuchen die Mainstreammedien uns die Neuauflage einer Großen Koalition schmackhaft zu machen und Neuwahlen auszureden. Ich sehe das anders. Und die Bürger auch. Bei einer Umfrage der Zeit am 21.11. waren zu dem Zeitpunkt, als 121.740 Leser abgestimmt hatten, 41,5% für Neuwahlen, 41,7% für eine Minderheitsregierung und 16,8% für eine GroKo.
Hinweis/Disclaimer:
Prof. Dr. Max Otte berät beziehungsweise Unternehmen, an denen Prof. Dr. Max Otte beteiligt ist, beraten den PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) und den Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.
Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen in einen genannten Titel in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräusserung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.
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Prof. Dr. Max Otte promovierte in Princeton und lehrte Betriebswirtschaft an den Hochschulen/Universitäten Worms, Boston, Würzburg und Graz.
Seit 15 Jahren hat er sich voll und ganz dem Privatanleger verschrieben. Sein Ziel:
Eine bankenunabhängige und nachvollziehbare Aktienanalyse auf Basis wertorientierter Kapitalanlage. Kern seines Strategieansatzes ist die von ihm entwickelte Methode der Königsanalyse®.
In seinem Buch „Der Crash kommt“ prognostizierte Max Otte bereits im Sommer 2006 die internationale Finanzkrise von 2008. Daneben hat der dreimalige „Börsianer des Jahres“ mehr als ein Dutzend weiterer Bücher sowie zahlreiche Artikel in Zeitungen und Fachblättern veröffentlicht. Regelmäßig wird er von den Medien zu Anlage- und Währungsfragen interviewt.
Max Otte ist Gründer der in Köln ansässigen IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH, die seinen wöchentlichen Börsenbrief Der Privatinvestor herausgibt, sowie Gründer und Mitglied im Verwaltungsrat der in Zug (Schweiz) ansässigen Privatinvestor Verwaltungs AG. Der PI Global Value Fund, der Max Otte Vermögensbildungsfonds und der Max Otte Multiple Opportunities Fund werden gemäß seiner Strategie der Königsanalyse® verwaltet.
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