Von 10 Jahre Krise, dem IWF und dem deutschen moralischen Übereifer (Christoph Scherbaum)

Es kommt selten vor, dass wir in unserer Redaktion Markteinschätzungen von Vermögensverwaltern nahezu eins zu eins posten. Heute ist so ein Fall. Wir finden es sehr lesenswert, was hier zu „10 Jahre Krise – wenig gelernt“ kommentiert wurde.

Im Folgenden der Original-Text: „Während in den USA mittlerweile nach Aussagen der US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen eine Wiederholung der Bankenkrise vom Jahr 2007 kaum vorstellbar ist, steckt Europa noch mittendrin“, konstatiert Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Euroswitch, in seiner aktuellen Einschätzung der Kapitalmärkte. Regional unterschiedliche politische Motive verhindern unverändert notwendige strukturelle Reformen. Derweil entwickle sich Spanien zu einem Musterland in der Eurozone, nach Umsetzung teilweise harter Reformen auch für die Bevölkerung.

Bislang habe es nur Spanien vermocht, eine Bank nach den Ideen und Regeln der Europäischen Bankenunion zwangsabzuwickeln. Nach der Umsetzung von Reformen freue sich das Land über deutlich sinkende Arbeitslosenzahlen und über ein mittlerweile 3-jähriges Wachstum jenseits von 3% pro Jahr. Davon seien andere Länder in Euroland noch sehr weit entfernt. In Italien wurde beispielsweise erst jüngst wieder zwei Banken durch Steuergelder eine längere Lebenszeit erkauft.

„Auch Deutschland bildet hier leider keine Ausnahme“, so der erfahrene Portfoliomanager. Mit Unbehagen durfte man im Juli den Vermögensbericht des Bundes studieren. Auf mehr als 600 Mrd. Euro werden dort mittlerweile die erforderlichen Rückstellungen für die Pensionen ehemaliger Beamter ermittelt, die sich aber nicht in der Schuldenstatistik wiederfinden. „Müsste Deutschland wie ein ordentlicher Kaufmann bilanzieren, läge die Schuldenquote nicht bei 68%, sondern eher bei 90% der Wirtschaftsleistung“, konstatiert Böckelmann.

Nach gängiger Meinung steige ab einer Quote von 90% das Risiko als Sanierungsfall, da die Schulden kaum aus eigener Kraft bedient werden können und der Weg zu Wachstum verstellt sei. Die Veröffentlichung der Daten falle zusammen mit den Rentenplänen des Arbeitsministeriums. Bereits heute betragen die Leistungszusagen der Rentenversicherung mehr als das Dreifache der Staatsverschuldung, ohne dass auch nur ein einziger Euro als Rücklage – von Liquiditätsmanagement abgesehen – existiert. Gebetsmühlenartig fordere der Internationale Währungsfonds IWF von Deutschland eine Reform des Rentensystems – seit Jahren ohne jede Wirkung.

Derweil schieße sich das politische Berlin – 10 Jahre nach der Pauschalverurteilung der heimischen Finanzbranche – lieber völlig undifferenziert auf die heimische Automobilbranche ein. Unabhängig von etwaigen festzustellenden Verfehlungen der Unternehmen sei erschreckend, mit welchem Halbwissen und moralischem Übereifer seitens Medien und Politik ein immenser internationaler Reputationsschaden angerichtet werde, der neben milliardenschweren Sammelklagen und Marktanteilsverlusten in der Konsequenz zum Arbeitsplatzabbau bei den größten Arbeitgebern Deutschlands führen werde, „Angesichts so viel selbstzerstörerischer Kraft staunt die internationale Wirtschaftspresse und freuen sich US-Staatsanwälte, französische, japanische und koreanische Autobauer“, kommentiert der erfahrene Investmentexperte.

Wir haben da heute einmal nichts mehr hinzuzufügen…

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Quelle des Textes: Klimek Advisors Limited

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(03.08.2017)

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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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