Gratwanderung (Prime Quants, Christoph Scherbaum)

Zwischen Genie und Wahnsinn liegt bekanntlich manchmal ein nur schmaler Grat. Das gilt offenbar aber auch für die beiden Begriffe Rallye und Crash, denn – so war es in dieser Handelswoche jedenfalls zu beobachten – hier war es ebenfalls nur eine Handbreit, die das eine vom anderen trennte. Zum Wochenbeginn sah es schließlich noch so aus, als ob nun der Tag der Abrechnung für die Tech-Werte (und damit für den Gesamtmarkt) gekommen sei – auf breiter Front gaben die FAAMG-Aktien (die Abkürzung steht für Facebook -Apple -Amazon -Microsoft -Alphabet /Google , wobei – warum fehlt hier eigentlich das T für Tesla ?) ab, nachdem die Analysten von Goldman Sachs (!) eindringlich vor dem Platzen der Tech-Blase warnten. Ein „valuation air-pocket“ hatten die Goldmänner ausgemacht, und untermauert wurde diese Annahme mit anschaulichen Vergleichen zur Dotcom-Bubble rund um die Jahrtausendwende.

Geschichte

Und auch das alte Schlagwort „Nifty Fifty“ wurde wieder aus der Mottenkiste gekramt – jenes Synonym für die „flotten Fünfzig“, die als solide Kursgewinn-Garanten in den 1960er-Jahren an den US-Börsen als „One Decision“-Investment gehandelt wurden, denn die einzige Entscheidung, die es hinsichtlich dieser 50 Titel zu treffen galt, lautete: Kaufen! Blöd nur, dass jedes Wachstum irgendwann ein Ende findet, und so platzte auch die Nifty Fifty-Blase schließlich im Jahr 1972, nachdem die Bewertungen dieser um ein Vielfaches höher lagen als der Gesamtmarkt. Das soll er dann aber auch schon gewesen sein, unser kleiner Ausflug in die Geschichte, Schließlich gibt es mehr als genug vom aktuellen Marktgeschehen zu berichten. Den Beinahe-Crash vom Montag hatten wir ja schon, da wird es Zeit, den Mittwoch zu erwähnen: nachdem die US-Indizes Dow Jones sowie der S&P 500 am Vortag bereits neue Allzeithochs erzielten, sprang der DAX quasi vom Start weg über alle Widerstände, lag zwischendurch über 1% im Plus und markierte bei dieser Gelegenheit auf dem Stand von 12.921,17 Zählern das nächste Rekordhoch. Das geht möglicherweise auch in die Geschichtsbücher ein, denn danach ging es rapide abwärts:

Gewinnmitnahmen

Am Donnerstag rutschte der DAX ohne nennenswerte Gegenwehr wieder unter die 12.700er-Marke zurück und gab damit ein weiteres Mal alle vorherigen Gewinne ab. Erneut waren es vor allem die Tech-Werte (und die Straffung der Fed-Geldpolitik), die für negative Schlagzeilen sorgten und so die übrigen Titel mit nach unten zogen. Der heutige „Hexensabbat“ dürfte zunächst auch kaum geeignet sein, den Kursen Stabilität zu verleihen, zudem dürften viele Anleger den Tag als sogenannten „Brückentag“ für ein extra-langes Wochenende nutzen, schließlich wurde gestern abseits des Parketts in großen Teilen der Republik Fronleichnam gefeiert. Demzufolge sollte man die jüngste Schwäche (noch) nicht überbewerten. Ob allerdings die hochgehandelten und -gehypten Tech-Aktien eventuell tatsächlich überbewertet sind, wird sich möglicherweise schneller zeigen, als es dem ein oder anderen recht sein wird. Denn, und das hat die Kursentwicklung der vergangenen Woche deutlich klargemacht, es ist mittlerweile nur mehr ein schmaler Grat zwischen Rallye und Crash!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.

 



(18.06.2017)

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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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