Geehrte Leser, im ersten Teil der Serie schrieb ich über Themen wie die Werbung und das Kleingedruckte bei den Brokern für Binäre Optionen. Heute soll es um die Entwicklungen in der Branche gehen. Daher begrüße ich Sie zum Thema „Binäre Optionen Broker Entwicklungen“.
Der faire Wert einer Binären Option lässt sich theoretisch relativ leicht ermitteln. Nur ein sehr überschaubarer Teil der Kunden dürfte im Vorfeld jedes Trades derlei Berechnungen anstellen.
Effektive Transparenzgewinne könnten durch den Vergleich der Quoten verschiedener Anbieter entstehen. Ein kompetitiver Charakter lässt sich im Wettbewerb zwischen den großen Akteuren in diesem Punkt aber bislang kaum ausmachen – die Quoten scheinen nicht das zentrale Verkaufsargument zu sein.
Die Branche erfreut sich eines erstaunlichen Wachstums. Der CySEC-regulierte Broker IQ Option gibt an, im Jahr 2014 durchschnittlich 200.000 Trades am Tag abgewickelt und einen monatlichen Umsatz in Höhe von 10,0 Mio. USD erreicht zu haben.
Für das Jahr 2016 werden bei 3,0 Mio. Trades am Tag monatliche Umsätze von 25 Mrd. USD (!?) erwartet. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Mehr und mehr als Binäre Optionen Broker gestartete Anbieter erweiterten ihr Angebot in letzter Zeit um CFD/FX Trading. Auch hier wurden die technischen Neuerungen von den Plattformen im Hintergrund angestoßen. Auch neue Optionstypen werden weiterhin entwickelt. Ein Schwerpunkt in der Entwicklung liegt auf Lösungen für mobile Endgeräte.
Was macht den offenkundig bestehenden Reiz von Binären Optionen aus?
Möglicherweise ist es die Kombination aus sehr niedrigen Zutrittshürden und sehr kurzen Laufzeiten, die vielen Optionstypen trotz formalem Antlitz eines Finanzinstruments den Charakter eines Glücks- oder Geschicklichkeitsspiels verleiht.
Die Einstiegshürden sind bewusst niedrig gehalten:
Die Nutzung via Smartphone weist keine Einschränkung gegenüber der Nutzung am Desktop auf. In vielen Werbespots der Branche wird offen die ständige Nutzung der Plattform von unterwegs aus dargestellt.
Vor allem die extrem kurzen Laufzeiten machen den „Trade zwischendurch“ möglich. Einige Kontrakte laufen lediglich 60 Sekunden lang – die Grenzen zu einem Glücksspiel sind zwar nicht formal, aber faktisch fließend. Geboten wird die durch Gambler so geschätzte Chance auf ein kurzfristig verfügbares Erfolgserlebnis im Zusammenhang mit einem kleinen Nervenkitzel.
Ausgehend von diesen Anforderungen sind Binäre Optionen klassischen Optionen und Optionsscheinen durch ihr diskretes Auszahlungsprofil überlegen. Das Profil von klassischen Optionen ist nicht „schwarz“ oder „weiß“, sondern weist einen größeren und relativ unspektakulären Graubereich auf.
Profitable Ergebnisse mit Binären Optionen setzen bei fixer Rendite eine hinreichende Eintrittswahrscheinlichkeit voraus. Die Rechnung ist einfach: Bei 100 % Verlust mit defizitären Trades und 70 % Gewinn mit profitablen Trades ist eine Trefferquote von rund 60 % für das Erreichen der Gewinnschwelle erforderlich.
Es gibt bislang keine belastbaren Studien darüber, ob solche Trefferquoten von einer größeren Zahl von Tradern dauerhaft realisiert werden können. Natürlich können auch im Handel mit Digitaloptionen die bewährten Konzepte der Technischen Analyse eingesetzt werden.
Zwei zentrale Eigenschaften von Binären Optionen erschweren das dauerhafte Erreichen der Gewinnschwelle jedoch erheblich:
Erstens die nach oben begrenzten Gewinne und zweitens das Fehlen einer Verlustbegrenzung.
Letztere ist für Tradingstrategien nahezu jeglicher Couleur notwendige Bedingung.
Binäre Optionen sind nicht das Erfolgsrezept zum schnellen Geld – jedenfalls nicht für Trader. Der Handel erinnert aufgrund der kurzen Laufzeiten und einfachen Abwicklung eher an ein Glückspiel als an seriöse Spekulation auf Kursveränderungen. Die Rohmargen der Broker dürften im Bereich von 15 % der Prämien und darüber anzusetzen sein und lassen für profitables Handeln der Endkunden wenig Raum. Die vermeintliche Markenvielfalt der Binäre Optionen Broker entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Trugschluss, weil nur wenige große Plattformen ihr Angebot über White Label Kooperationen multiplizieren. Dem Boom der Branche scheint das nicht entgegenzustehen. Wer ernsthaft traden möchte, ist mit klassischen Brokern und Instrumenten aber besser bedient.
Dieser Beitrag von Michael Hinterleitner wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.
Michael Hinterleitner ist seit 2001 Trader aus Leidenschaft und zudem Geschäftsführer von Candletrading.de und dem Forum Candletalk.de. Dort informieren sich Trader über Tools und Broker und tauschen Ihre Erfahrungen zum Trading aus.
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