Mit Evonik könnte ein DAX-Urgestein in den Leitindex zurückkehren (Christoph Scherbaum)

„Geschichte wiederholt sich nicht“ – weiß der Volksmund. Aber im Fall des DAX und seiner Indexmitglieder könnte es bald anders sein. Konkret betrifft es den Spezialchemiekonzern Evonik (WKN: EVNK01 / ISIN: DE000EVNK013).

Im Jahr 1988 waren vier Chemieunternehmen Bestandteil des neugegründeten DAX. Mit den aktuellen DAX-Mitgliedern BASF und Bayer bildeten Hoechst und Degussa das Chemiequartet im deutschen Leitindex. Hoechst ist inzwischen zerschlagen und nach zahlreichen Veränderungen Teil zweier eigenständiger Konzerne (Sanofi und Celanese). Degussa erging es nicht ganz so identitätsraubend. Als Evonik Industries ist das Unternehmen seit 2006 selbständig und seit 2013 sogar wieder börsennotiert.

Marktkapitalisierung. In diesem Jahr soll Evonik Industries nun etwas besonderes gelingen: Die Aufnahmen in den DAX. Dabei wäre es eigentlich ein Rückkehr zu den Wurzeln. Schaut man auf die Marktkapitalisierung läuft das Unternehmen schon längst manch anderem den Rang ab.

Doch für die DAX-Mitgliedschaft ist auch die Höhe der Handelsumsätze entscheidend. Sollte nichts unvorhergesehenes geschehen, also etwa dass durch eine Übernahme ein Platz im DAX frei würde, entscheidet die Deutsche Börse zum ordentlichen Anpassungstermin im September über die Zusammensetzung des DAX. Immerhin: Mit einer Marktkapitalisierung von über 14 Mrd. Euro liegt Evonik über den fünf kleinsten DAX-Titeln.

Derweil lohnt es sich auch die aktuellen Quartalszahlen von Evonik einmal näher zu betrachten. Der (noch) im MDAX notierte Konzern hat den Umsatz in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2017 um 19 Prozent auf 3,68 Mrd. Euro gesteigert. Das starke Wachstum beruht vor allem auf einer höheren Nachfrage, durch die sich die verkauften Mengen erhöhten, und der erstmaligen Einbeziehung des Spezialadditivgeschäfts von Air Products. Das bereinigte EBITDA legte im ersten Quartal um 8 Prozent auf 612 Mio. Euro zu, während das bereinigte Konzernergebnis mit 260 Mio. Euro etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals blieb.

Erfolgreiche Übernahmen. Mit den Übernahmen des Spezialadditivgeschäfts von Air Products aber auch des Silica-Geschäftes von J.M. Huber hat das Essener Unternehmen seit geraumer Zeit auf beschleunigtes Wachstum gesetzt.

Konzernchef Klaus Engel: „Die Verbindung aus organischem Wachstum und strategischen Akquisitionen hat unser Unternehmen gestärkt. Wir sind auf einem guten Weg, weniger anfällig für Konjunkturzyklen und ausgeglichener in unserem Portfolio zu sein. Die Nachfrage nach unseren Spezialchemikalien wie Kieselsäuren, Beschichtungs-Additiven und Produkten für den Pharmabereich hat unser Quartalsergebnis angeschoben.“

Wenn sich diese größere Unabhängigkeit von Konjunkturzyklen dauerhaft einstellen sollte, dürfte dies dem Aktienkurs gut tun. Dies gilt auch wenn der bisherige Ausblick so zutrifft. Evonik bekräftigte seine Prognose aus dem März, im Gesamtjahr 2017 sowohl den Umsatz als auch den operativen Gewinn zu steigern. Für das bereinigte EBITDA wird ein Ergebniswachstum auf 2,2 bis 2,4 Mrd. Euro erwartet (Vorjahr: 2,165 Mrd. Euro).

Warten wir also ab, wie sich Evonik entwickelt und was die Deutsche Börse im September tatsächlich entscheidet. Die Chancen auf einen (dauerhaften) Wechsel im DAX stehen aber gut. Davon abgesehen, dass ein weiterer Chemietitel dem Leitindex ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

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(08.05.2017)

Evonik, 360b / Shutterstock.com , 360b / Shutterstock.com, (© www.shutterstock.com)


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Christoph Scherbaum

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