Wie Verbraucher von den Negativzinsen profitieren (Christoph Scherbaum)

Derzeit gibt es wohl kaum eine Branche, die so sehr unter Veränderungsdruck steht, wie die Bankbranche. Wir sehen dies an der Diskussion um Abhebegebühren für Bargeld und der Unsicherheit in Bezug auf Negativzinsen. Es geht aber auch anders.

Ein Kredit mit Negativzinsen? Das geht, zumindest über den Umweg Förderzuschuss. Vorausgesetzt man ist Landwirt. Wie das geht? Das erklärt die Landwirtschaftliche Rentenbank als die deutsche Förderbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum. Diese muss agrarbezogene Vorhaben durch zinsgünstige Finanzierungen fördern, die wiederum wettbewerbsneutral über die Hausbanken vergeben werden. Und genau bei den Hausbanken liegt der Hase im Pfeffer.

Da deren Systeme keine negativen Zinsen darstellen können, griff die Landwirtschaftliche Rentenbank zu einem Trick, um die negativen Zinsen an ihre Kunden weiter geben zu können. Dazu führte sie einen Förderzuschuss für einige ihrer Programmkredite ein.

„Als Förderbank arbeiten wir nicht profitorientiert, sondern möchten das niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten an die Endkreditnehmer weitergeben. Hierzu ist unser Förderzuschuss ein einfaches und wirksames Mittel“, erklärt Horst Reinhardt, Sprecher des Vorstands der Rentenbank.

Konkret wird ein Förderzuschuss in Höhe von 1,0 Prozent der Darlehenssumme für Darlehen zu Top-Konditionen bei bestimmten Laufzeiten und Zinsbindungen gewährt. Der Betrag wird gemeinsam mit dem Darlehen ausgezahlt. Die Höhe und Ausgestaltung des Förderzuschusses wird in Zukunft an die Zinsentwicklung auf den Kapitalmärkten angepasst und im jeweils aktuellen Konditionenrundschreiben der Rentenbank veröffentlicht.

Landwirte zahlen also zwar Minizinsen an ihre Hausbank, erhalten aber bei Abschluss des Kredits bereits die Differenz zu den eigentlichen (Negativ-)Zinsen in Form eines Zuschusses. Zugegeben: Das dürfte bislang einmalig sein und auch nur bei öffentlich-rechtlichen Instituten möglich sein. Aber es zeigt auf, mit welchen Problemen die Branche zu kämpfen hat.

Banken müssen einerseits für die Einlagen Strafzinsen bei der EZB zahlen, können aber gleichzeitig Geld bei derselben EZB zu traumhaften Konditionen leihen. Bei den Kunden wiederum kommen aber nur Strafzinsen für Guthaben, Abhebegebühren und neue Kontoführungsmodelle an. An sich müsste es Banken also gut gehen, wie lange nicht. Aber offenbar stellt die neue Zinswelt auch die Banken vor unlösbare Probleme – sonst würden sie ihre Kundschaft nicht so vergraulen.

Es bleibt spannend, was sich die Banken noch alles einfallen lassen. Kunden, deren Banken Abhebegebühren einführen, sollten entweder über den Wechsel zu einer kostenfreien Direktbank nachdenken oder zumindest ihr Geld künftig beim Supermarkt mitnehmen. Viele Ketten bieten die kostenlose Bargeldmitnahmen beim Einkauf ja inzwischen an.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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(06.04.2017)

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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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