„Fahren Sie auf Sicht. Aber fahren Sie.“ Diese Empfehlung haben wir beginnend mit unserem Jahresausblick als Motto 2017 definiert. Noch ist das Jahr viel zu jung, als dass ein Fazit sinnvoll wäre. Dennoch: Bisher war es klar besser zu fahren – also investiert zu sein. Wie im Straßenverkehr macht es auch in der Geldanlage keinen Sinn rasante Tempowechsel vorzunehmen. Mit Risiko rasen um dann wieder an der Seitenlinie zu stehen und zu warten, erhöht den Stress und bringt keinen Mehrwert. Besser ist es die Umgebung und die Verkehrsverhältnisse aufmerksam zu beobachten, um wenn nötig überlegt und begründet das eigene Verhalten zu ändern. Denn eine klare Differenz zwischen Geldanlage und Straßenverkehr gibt es. Während wir im täglichen Leben viele Teile der zurückgelegten Strecken langjährig kennen, so ist der Weg auf der symbolischen Börsenautobahn immer neu, unbekannt und weitgehend unberechenbar. Der Blick zurück hilft wenig bis gar nicht – von Warren Buffett treffend zusammengefasst: „Im Geschäftsleben ist der Blick in den Rückspiegel immer klarer als der durch die Frontscheibe.“
Welche Wahrnehmungen sehen wir nun im Blick nach vorne?
Wahrnehmung Donald Trump
Mit viel Medienpräsenz, so mancher Irritation und wenig erkennbarem Unterschied zum Wahlkampf hat Donald Trump seine Präsidentschaft begonnen. Manche Themen haben er und sein Team bereits klarer umrissen. Andere wieder weniger. So sind die Details der Steuerreform sowie Zeitpunkt, Umfang und Konzeption der Infrastrukturinvestments noch eher vage. Dass Investitionsprogramme erst 2018 konjunkturwirksam werden ist logisch, wird aber da und dort Ernüchterung bringen, da die Kurse mancher Einzeltitel viel vorweggenommen haben. Dennoch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Investitionsbedarf ist hoch und Infrastruktur bleibt aus unserer Sicht ein solider Trend für die kommenden Jahre – in den USA, in Asien und auch in Europa.
Zwischen-Fazit Donald Trump:
Kein aktueller Grund für eine Kursänderung in der Geldanlage. Aber sorgfältig beobachten, da Überraschungen positiv wie negativ möglich sind.
Wahrnehmung EURO-Zone
Widersprüchlich zeigt sich das Gesamtbild der EURO-Zone in den vergangenen Wochen. Auf der einen Seite erfreuliche Konjunkturzahlen – wie etwa der gut als Vorlaufindikator geeignete Einkaufsmanagerindex mit dem höchsten Stand seit 2011.
Viele Unternehmen beginnen wieder zu investieren – frei nach dem Motto: Lang genug gefürchtet vor den großen Krisen, die nicht eintreten. Dazu kommt eine Inflationsrate, die mit etwa 1,8% sich endlich dem von der EZB definierten Zielkorridor annähert. Die Argumente, warum die EZB das Anleihekaufprogramm über 2017 hinaus in hohem Umfang fortführen sollte, sind kaum mehr vorhanden. Diese Diskussion wird wohl den Herbst 2017 beherrschen. Steigende Zinsen, wenn auch auf immer noch tiefen Niveaus, wären eine logische Konsequenz dieser Zahlen. Deutsche Bundesanleihen zeigten aber den gegenteiligen Effekt, die berühmten sicheren Häfen wurden wieder gesucht. Vor allem die Wahl in Frankreich und die möglichen Folgen für die EURO-Zone werfen ihre Schatten voraus. Die Frankreich-Wahl wird damit zum zentralen Thema des ersten Halbjahres aufgebaut werden. Wir kennen dies aus den vergangenen Jahren – Griechenland, Brexit, Trump. Sie werden medial konzentriert erfahren, welch schlimme Entwicklung bevorstehen kann. Ob „kann“ oder „wird“ geht dann oft unter. Zu skizzieren, was theoretisch passieren kann, ist keine sonderlich schwere Übung. Hat die Frankreich-Wahl das Potential die EURO-Zone zu erschüttern? Theoretisch klarerweise ja. Macht es Sinn sich aufgrund der heutigen Faktenlage vorbeugend und vorwegnehmend darauf einzustellen? Nein.
Zwischen-Fazit EURO-Zone:
Kein aktueller Grund für eine Kursänderung in der Geldanlage. Die Zinstiefs liegen wohl hinter uns – aber angesichts der fragilen Lage liegt die massive Zinswende nach oben noch lange nicht vor uns.
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