BASF , Bayer , Henkel , SAP : Gleich mehrere DAX -Firmen haben in der vergangenen Woche mehr oder weniger ansehnliche Dividendenerhöhungen verkündet. Am meisten Respekt verdient jedoch Fresenius . Denn der Gesundheitskonzern stellt nicht nur einen prozentual zweistelligen Anstieg in Aussicht (von 0,55 auf 0,62 je Aktie), sondern kommt nun einschließlich der ersten Dividende 1993 auf eine Historie von exakt 25 steigenden Ausschüttungen in Folge. Damit erfüllen die Bad Homburger als erste deutsche Aktiengesellschaft die US-amerikanische Definition eines „Dividenden-Aristrokraten“.
Begonnen hatte die Erfolgsgeschichte des 1912 vom Frankfurter Apotheker Eduard Fresenius gegründeten Unternehmens einst mit Infusionslösungen. Später kamen Produkte und Dienstleistungen für Dialyse-Patienten hinzu. Dabei verzeichnete das Blutwäsche-Business alsbald so starke Zuwächse, dass es 1996 als Fresenius Medical Care an die Börse gebracht wurde.
An der Tochter, die ebenfalls zur DAX-Liga zählt und diese Woche ihre 20. Dividendenanhebung in Serie ankündigte, hält „Mutter Fresenius“ derzeit noch rund 30%. Parallel ist Fresenius durch gezielte Akquisitionen – darunter 2005 der Kauf der Klinik-Kette Helios sowie 2013 die Übernahme von mehr als 40 Häusern aus dem Bestand der ebenfalls börsennotierten Hospital-Holding Rhön-Klinikum – zum größten privaten Krankenhausbetreiber der Republik avanciert. Obendrein mischt man im Generika-Geschäft mit. 2008 wurde mit dem amerikanischen Pharmahersteller APP mal eben die Weltmarktführerschaft bei intravenös verabreichten Nachahmer-Medikamenten erworben.
Ein grandioser Aufstieg made in Germany, der auch deshalb bemerkenswert ist, weil die meisten Fusionen und Übernahmen – siehe Daimler /Chrysler, BMW /Rover oder Adidas /Reebok – furchtbar in die Hose gehen und Unmengen an Geld verbrennen, das man besser beizeiten an die Aktionäre verfüttert hätte. Fresenius hingegen hat mit seinen Unternehmenskäufen Werte geschaffen, was sich eben auch an der klinisch sauberen Ausschüttungs-Historie ablesen lässt.
Trotzdem ist Fresenius kein DividendenAdel. Mit 21,8% liegt die Ausschüttungsquote deutlich unterhalb unseres Zielkorridors (25-75%) und mit 0,8% ist auch die aktuelle Dividendenrendite kaum der Rede wert. Wer die Aktie im Portfolio hat, wird sich daran allerdings kaum stören. Denn seit dem Börsengang 1993 stehen sagenhafte 7.500 Prozent Kursgewinn zu Buche. Und selbst wenn man erst vor zehn Jahren eingestiegen ist, konnte man sein Geld mehr als vervierfachen.
Auch für die Zukunft stehen die Zeichen auf Wachstum. Jüngster Meilenstein ist die 5,7 Mrd. Euro schwere Übernahme der spanischen Klinik-Kette Quironsalud – der erste Mega-Deal nach dem Abschied des langjährigen CEO Ulf Mark Schneider, der nun bei Nestlé auf dem Chefsessel sitzt. Der Zukauf war sicher kein Schnäppchen, reduziert aber die Abhängigkeit des Unternehmens vom US-amerikanischen und deutschen Markt, was im regulierungsintensiven Gesundheitswesen durchaus probat erscheint.
Auch die Fresenius-Aktie ist mit einem erwarteten Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 22 nichts für Billigheimer. Aber wir vergleichen die seit 1933 im Taunus ansässige Firma sowieso am liebsten mit Wohnungen im 1. Bezirk von Wien – die waren gefühlt auch schon immer zu teuer und haben trotzdem weiter an Wert gewonnen. Von dem in dieser Woche frisch erklommenen Allzeithoch (77,45 Euro) sollten Anleger sich jedenfalls nicht abschrecken lassen. Auf längere Sicht dürfte Fresenius in den dreistelligen Bereich vorstoßen, doch wie John Maynard Keynes einst ganz richtig feststellte: „In the long run we’re all dead“ und dass es auch in der Familie Fresenius nicht immer aufwärts geht, zeigt die volatile Seitwärtsbewegung bei der Tochter FMC.
Wirklich einfach haben es momentan also nur die Fresenius-Aktionäre. Sie können einfach engagiert bleiben. Alle anderen müssen eine Grundsatzentscheidung treffen: Entweder auf den fahrenden Zug aufspringen und jetzt zumindest eine Anfangsposition eröffnen – oder den jungen Aristokraten, der kein DividendenAdel ist, dauerhaft links liegen lassen. Für beides gibt es gute Gründe.
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