DAX-Chartanalyse: Ein Schritt zurück und dann ... (Andreas Mueller, Christoph Scherbaum)

Es ist manchmal wie mit kleinen Kindern. In der Vorwoche noch gelobt, bekam dies dem DAX so gar nicht gut. Kaum war eine „Neue Stufe im Trend erreicht“ (so der Titel in der Vorwoche auf DIE BÖRSENBLOGGER, siehe hier ->), verloren die Bullen das Interesse und atmeten erst einmal durch. Dabei wurden einige Marken verletzt, die vorab als wichtig galten und eine alte Range wiederentdeckt. Was blieb war ein moderates Wochenminus von 1,38% und eine erstarkte Wall Street. Für die Bewegungen verantwortlich waren neben Quartalszahlen vor allem neue Konjunktur- und Notenbankdaten aus den USA. Dazu in folgender Analyse mehr.

Aufarbeitung der Vorwoche

Im Rückblick hatte ich für die Wochenvorbereitung wie gewohnt zwei Szenarien erarbeitet. Das bullische Szenario konnte man sofort am Montag zur Seite legen, denn der gezeigte Ausbruch aus dem Kanal (Chartrückblick)

fand nicht statt. Schlimmer noch (aus Sicht der Bullen) – es kam zu einer Verschärfung der Dynamik und damit einem Verlassen auf der Unterseite der Kanalbegrenzungen. Dies wurde am Montagmittag recht deutlich sichtbar und war (im Nachgang betrachtet in der Community so gezeigt) eine kurzfristige Übertreibung:

Damit löste sie jedoch das „kritische Level“ aus der Vorwochenanalyse aus, welche ich bei 11.700 skizzierte:

In der Tat ging dieses Signal bis zum unteren Ende der blau skizzierten Range bei rund 11.53x Punkten!

Natürlich lebte der DAX damit kein Eigenleben vor, sondern reagierte auf die politischen Ereignisse aus den USA. Hier gab es nur wenige Tage nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Trump die ersten Zweifel an seiner Politik und vor allem großen öffentlichen Gegenwind. Dieser wurde auch an der Wall Street vernommen, wo der Dow Jones am Montag nicht nur die 20.000er-Marke durchbrach (diesmal von oben nach unten), sondern diese Tageskerze auch weiter ausbaute. Gezeigt ebenfalls in diversen Foren und auf meinem Facebook -Kanal.

Sie konnte nicht so einfach zurückerobert werden. Schwächere Arbeitskosten und ein schwächeres Verbrauchervertrauen in den USA ließen Zweifel am Wachstumskurs aufkommen. Auch wenn die Apple -Quartalszahlen mit einem Rekordabsatz beim iPhone nachbörslich gut aufgenommen wurden, tat sich der DAX in den folgenden Tagen schwer, an seine Stärke der Vorwoche anzuknüpfen. Ehemalige Unterstützungen wurden nun zu Widerständen, wie am Dienstag hier gezeigt:

Bis knapp über 11.600 breitete sich die Schwäche aus, setzte sich jedoch nicht darunter fort. Ein Hoffnungsschimmer für alle Investoren, die am Mittwoch dann auf die US-Notenbank und deren Zinsentscheid schauten. Mit einigen Vorschusslorbeeren und einem deutlich angestiegenen ADP Arbeitsmarktbericht fieberte der DAX diesem Termin positiv entgegen:

(Auszug aus Forum-Eintrag am Mittag), doch konnte sich erneut nicht merklich über der 11.710 absetzen. Die Begrenzungen waren somit für den Tag nach der Notenbanksitzung, in der es übrigens keine Entscheidung und damit auch keine Zinsänderung gab, definiert.

Diese Zone sollte bis in den Freitag hinein Bestand haben, an dem die Arbeitsmarktdaten aus den USA mit Spannung erwartet wurden. Daran änderten auch die Quartalszahlen der Deutschen Bank nichts, welche vom Markt am Donnerstag sehr negativ aufgenommen wurden.
Der Blick auf die USA entschädigte dann am Freitag wieder, denn die Arbeitsmarktdaten sahen ähnlich positiv wie die zuvor vermeldeten Erstanträge und ADP-Daten aus und entfachten eine kleine Rally hin zu runden Chartmarken mit entsprechender Volatilität:

Dies hatte ich vor der US-Eröffnung gezeigt und mit JFD Brokers live gehandelt (Für Infos hier klicken).

Im Detail kamen die s.g. Non-Farm Payrolls mit +227.000 nach erwarteten +180.000 neuen Stellen raus. Während der Dow Jones in dessen Folge „seine“ runde Marke übertreffen und sich damit erneut einem Allzeithoch nähern konnte, war beim DAX schon die sprichwörtliche „Luft raus“. Immerhin waren es ja auch US-Daten. Er rettete dennoch ein Tagesplus, hielt sich damit aber leicht entfernt von den Tages- und Wochenhochs.

Das erwartet uns in der neuen Handelswoche

Für die neue Handelswoche stehen nicht ganz so gewichtige Events aus der Volkswirtschaftlichen Datenecke an. Am Dienstag die US-Handelsbilanz aus dem Monat Dezember, Donnerstag wie immer die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und Freitag die US-Einfuhrpreise und US-Ausfuhrpreise des Monats Januar. Zeit also, um sich auf die charttechnischen Gegebenheiten der Märkte zu fokussieren und nicht in ein Abwarten vor der Zahlenflut einzutauchen.

Der schnelle aber durchaus noch gesunde Abverkauf im DAX zum Wochenstart ließ ihn unter der Ausbruchslevel 11.700 fallen und damit zurück in die davor sehr dominante Range. Per Wochenschlusskurs liegen wir genau auf dieser Range, die ich hier erneut blau markiere und optisch wie in den Vorwochen im Stundenchart markiere:

Von den Hochs aus kann zudem eine Abwärtstrendlinie angelegt werden. Sollte der DAX diese nicht überwinden, ist ein Range-Handel sehr wahrscheinlich und damit ein erneutes Eintauchen unter 11.650 mit Ziel der Vorwochentiefs und damit der unteren blauen Rangekante. Dies markiere ich mit einem roten Pfeil:

Wenn die Stärke der US-Indizes jedoch erhalten bleibt und der Dow Jones sein Allzeithoch toppen sollte, wird dies den DAX auch nicht kalt lassen. Ein Ausbruch über die gezeigte Abwärtstrendlinie wäre somit für das Long-Szenario der erste positive Schritt, dem dann ein Bruch der 11.720 folgen muss.

Luft wäre damit bis 11.750 Punkte. Für beide Szenarien gilt natürlich wieder: Wenn – Dann, keine 100% Regel, aber ein Anhaltspunkt für die Positionierung, wenn Bewegung entstehen kann. Politische Meldungen oder die weiteren Quartalszahlen kann ich hierbei nicht berücksichtigen oder gar vorwegnehmen. Das eigene Risikomanagement und einen offenen Blick auf die aktuellen Geschehnisse setze ich somit voraus und freue mich schon heute auf den Austausch auf den bekannten Kanälen.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und einen erfolgreichen Wochenstart,
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

Ein Beitrag von Andreas Mueller

Andreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf dieboersenblogger.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de

 



(06.02.2017)

Was noch interessant sein dürfte:

DAX – Abgabedruck nahm zu (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)



Ernst Happel Stadtion, Track and Field, Laufschuhe, Füße, gehen, Schritt


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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