Sie können es mir glauben, ich habe wirklich lange darüber nachgedacht. Und zwar über den Einstieg in das heutige Market Mover Editorial. Aber egal wie ich es (oder mich) auch drehe und wende, am Thema Politik führt in dieser Woche erneut kein Weg vorbei. Wäre schön gewesen, wenn wir etwas anderes, vielleicht Neutraleres gefunden hätten. Aber wir sind hier schließlich nicht bei „Wünsch dir was“, also rein in den sauren Apfel. Dabei war natürlich nicht alles schlecht, was auf der politischen Bühne zuletzt aufgeführt wurde. Nehmen wir den frisch gekürten SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz – der Mann hatte in seiner ersten Woche als solcher das, was man gemeinhin einen Lauf nennt. In den USA läuft es hingegen deutlich weniger geschmeidig. Amerikas neuer Alleinunterhalter D. J. Trump hat nach zwei Wochen nicht nur den niedrigsten Beliebtheitswert aller bisherigen US-Präsidenten, sondern bereits so viel Sand ins innen- und außenpolitische Getriebe geschaufelt, dass es nur so knirscht. Und weil die Politik nicht erst seit gestern gar inniglich mit der Wirtschaft verwoben ist, legten die Kurse nicht nur an der Wall Street zuletzt erst einmal den Rückwärtsgang ein. Wobei – wir sind schließlich objektiv – es gab in dieser Handelswoche noch ein paar mehr (negative) Marktbeweger, vor allem diesseits des Großen Teiches. Doch zunächst der Reihe nach:
Schwere Last
Eigentlich ist es ja beinahe schon so etwas wie ein Gesetz, dass nach einem Top – vor allem, wenn es sich dabei um ein Jahres- oder gar ein Allzeithoch handelt – erst einmal Gewinne mitgenommen und die Kurse damit zurück an relevante Unterstützungsmarken gedrückt werden. Im Dow Jones ließ sich das eben Geschriebene in den vergangenen Sitzungen eindrucksvoll verfolgen, denn seit dem jüngsten Alltime-High (20.125,60 am 26. Januar) hat der US-amerikanische Leitindex im Tief knapp 350 Punkte eingebüßt und aktuell tatsächlich Last und Mühe, sich zurück über 19.900 zu hieven. Mit reinen Gewinnmitnahmen hat das nun allerdings nicht mehr allzu viel zu tun, es scheint vielmehr, als würden die Händler an der Wall Street zunächst einmal abwarten wollen, was als nächstes kommt. Beziehungsweise sich keinesfalls auf dem falschen Fuß erwischen zu lassen. Gleiches gilt für die Anleger hierzulande. Die gingen sogar noch ein Stück weiter, und zwar nach unten: mit dem Kursrutsch auf das Wochentief bei 11.535,30 Zählern am Dienstag wurde gleich Nägel mit Köpfen gemacht und die erste offene Kurslücke geschlossen. Wer nun aber die logische Gegenreaktion in Form eines schnellen Rebounds – idealerweise zurück über 11.800 Punkte – erwartete, der staunte ab Mittwochmittag nicht schlecht, denn mehr als 11.723,40 Zähler als Intraday-Hoch waren nicht drin. Immerhin, zur Schlussglocke reichte es zum Sprung zurück über die wichtige 11.600er-Marke und einen Tagesgewinn von 1,1 Prozent. Irgendwo da um 11.650 dümpelte der DAX auch gestern herum, und das hatte hauptsächlich zwei Gründe:
Doppel-D
Daimler und Deutsche Bank waren die beiden Delinquenten, die den deutschen Blue Chips den Donnerstag verhagelten. Die einen vermeldeten enttäuschende Bilanzen nebst daraus resultierenden trüberen Aussichten für 2017, die anderen das zweite Verlustjahr in Folge, wobei es diesmal „nur“ 1,4 Milliarden Euro waren, gegenüber der 6,8 Milliarden aus dem roten Rekordjahr 2015 würde Ex-Deutschbanker Hilmar Kopper höchstwahrscheinlich noch ein paar „Peanuts“ aus der alten Anzughose kramen. Wird schon, Deutsche Bank, schließlich konnte sich der Aktienkurs des Branchenprimus, wie bereits berichtet, seit dem Allzeit-Tief vom 30. September 2016 bei 9,90 Euro zwischenzeitlich fast (aktuell +83,67 Prozent) wieder verdoppeln. Außerdem bekam noch ein anderes DAX-Schwergewicht auf die Mütze: Siemens übertraf sich und die Erwartungen der Analysten am Dienstag zunächst und feierte dies mit einem entsprechenden Kurssprung (die „Kursverluste“ am Folgetag waren der Notierung „Ex-Dividende“ geschuldet). War sonst noch etwas? Nein, eben nicht. Deshalb konnten wir uns diesen Ausflug in die Einzelwerte so ausführlich leisten. In der Breite blieb es nämlich leider flach, sodass zum Wochenschluss tendenziell ein kleiner Verlust unter dem Strich stehen wird. Was derzeit fehlt, sind neue Impulse, und wir sind sehr gespannt, wer die wohl liefern wird!
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.
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