Seit geraumer Zeit schon befinden sich Anleger auf der Suche nach adäquaten Renditequellen. Und im anhaltenden Negativzinsumfeld wird sich wohl so schnell nichts daran ändern. Dabei gibt es Anlageprodukte, mit denen Anleger interessante Renditen erwirtschaften können – bei gleichzeitig kalkulierbaren Risiken.
Magere Zinsaussichten und „no free lunch“
Wie steht es eigentlich um die konventionellen Zinsanlagen wie Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen? Ein ernüchternder Blick auf die Renditeentwicklung zeigt: Trotz der typischerweise langen Laufzeiten werfen sie so gut wie nichts mehr ab. Die Renditen von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen pendeln beispielsweise um die 0,5% p.a.. Damit lassen sich mittel- bis langfristige Renditeziele nicht mehr erreichen. Anleger halten deshalb Ausschau nach cleveren Alternativen zur klassischen Zinsanlage. „There ain’t no such thing as a free lunch“, besagt jedoch eine bekannte englische Redensart. Demnach hat alles seinen Preis; umsonst gibt es nichts. Um höhere Renditen zu erwirtschaften, muss man letztlich bereit sein, höhere Risiken einzugehen. Renditetechnisch etwas besser als bei Bundesanleihen sieht es zum Beispiel bei den Staatsanleihen von Schuldnerstaaten wie Portugal oder Südafrika aus. Diese werden aber als deutlich riskanter eingestuft als Anleihen von erstklassigen Schuldnern.
Risikoreiche Direktanlage in Aktien
„Investieren“ statt „Geld horten“ sollte unter diesen Bedingungen eigentlich die Devise lauten. Denn mit der Bereitschaft, etwas höhere Risiken einzugehen, kann man durch höhere Renditechancen „belohnt“ werden. Aktien gelten zum Beispiel als Anlageklasse mit üblicherweise guten Gewinnaussichten. Doch wer kann schon sagen, wie lange eine Hausse andauert, bzw. in welcher Phase eines langfristigen Konjunkturzyklus wir uns gerade befinden? Möglicherweise ist das weitere Aufwärtspotenzial der durchaus risikoreichen Aktien begrenzt. Was, wenn der Markt schon „zu heiß gelaufen“ ist und nun Kursrückschläge drohen? Renditeaussichten stehen vielleicht nicht mehr in adäquatem Verhältnis zu den Risiken. Und was können Anleger tun, die lediglich eine Rendite von ein paar Prozenten erzielen, das volle Risiko eines klassischen Aktieninvestments dafür aber nicht eingehen wollen?
Aktienlieferung? Nur zu einem tieferen Preis – oder gar nicht
Tatsächlich gibt es Anlageinstrumente, die interessante Renditequellen trotz des herrschenden Tief-/Negativzinsumfeldes erschließen und gleichzeitig eine defensivere Risikobereitschaft berücksichtigen. Aktienanleihen mit tiefem Bezugspreis zum Beispiel zeigen, wie Anleger an angemessenen Renditechancen eines Aktieninvestments partizipieren können und gleichzeitig dessen Risiko substanziell mindern. Für konservative Anleger könnten sich Aktienanleihen mit tiefem Bezugspreis eignen, wenn er zusätzlich auf defensiven Aktien basiert. Anleger können einen Kupon generieren, der unabhängig von der Wertentwicklung der Aktie gezahlt wird. Hierbei zeigt sich jedoch, dass das „Alles hat seinen Preis“-Prinzip auch umgekehrt gilt: Ein eher defensiv ausgestattetes Anlageprodukt bietet Renditechancen von derzeit ca. 2% – 4,5% p.a. Bei einer Aktienanleihe mit tiefem Bezugspreis ist das reduzierte Aktienkursrisiko die Komponente, für die man letztlich einen Preis bezahlen muss. Und der resultiert hierin: Die Rendite der Aktienanleihe ist typischerweise auf die Höhe des Kupons begrenzt. Das bedeutet: Sollten die Aktienkurse über die Kuponhöhe hinaus ansteigen, partizipieren Investoren an diesem Wertzuwachs nicht.
Die Aktie gegebenenfalls günstiger beziehen
Im Gegenzug gibt es wie gesagt den Puffer gegen begrenzte Kursverluste der Aktien – die tiefen Basispreise. Er hält bis zum Laufzeitende stand, wenn keine der zugrunde liegenden Aktien um beispielsweise mehr als 20% – 30% an Wert verliert. Es kommt in diesem Fall zur vollen Rückzahlung des Nennbetrags am Laufzeitende. Doch selbst wenn dieser Puffer bis zum Laufzeitende aufgebraucht wird, könnte der Verlust bei einer Aktienanleihe deutlich geringer ausfallen als dies bei einem Direktinvestment in die zugrunde liegende Aktie der Fall sein könnte. Der Grund: Anleger erhalten zwar in diesem für sie „schlechten Fall“ die physische Lieferung des Titels in ihr Depot geliefert. Doch dies zu einem Bezugsverhältnis, das durch den tiefen Basispreis zu einem viel tieferen Kurs als im Zeitpunkt der Anfangsfixierung der Aktienanleihe festgelegt wurde.
An dieser Stelle ein Tipp für interessierte Anleger: Wegen der Möglichkeit einer solchen Aktienlieferung sollte man schon vor der Anlage darauf achten, dass man nur solche Aktienanleihen wählt, deren Basiswerte man ohnehin gerne in seinem Depot hätte. Falls es dann zur Aktienlieferung in Verbindung mit einem wertmäßigen Verlustfall ohne darauf folgende Verlustrealisierung kommt, könnte man den günstiger gelieferten Titel weiter halten – und auf eine mögliche Erholung setzen. Was bei Aktienanleihen sonst zu beachten ist? Anleger müssen sich bewusst sein, dass sie das Ausfallrisiko des Emittenten tragen. Der Investor trägt folglich das Emittentenrisiko, was bedeutet: Im Insolvenzfall des Emittenten kann es zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals kommen.
Aktienanleihen gelten als interessante Renditequelle im Tiefzinsumfeld und können zudem eine Alternative zu klassischen Aktieninvestments darstellen. Darüber hinaus können sie auch für eine aktive Rendite-/Risikosteuerung eines Anlageportfolios eingesetzt werden. Verschiedene Strategien sind möglich.
Aktienanleihen gehören zu den mittlerweile beliebtesten Formen von Anlageprodukten. Grund dafür ist sicherlich nicht nur das anhaltende Tiefzinsumfeld, in dem viele Investoren auf der Suche nach zusätzlichen Renditequellen sind. Aktienanleihen können auch eine interessante Alternative zu klassischen Aktieninvestments und außerdem bei der Steuerung von Renditen und Risiken in einem Portfolio hilfreich sein. Der Basiswert einer Aktienanleihe sollte in den Kontext eines Anlageportfolios passen. Dabei lassen sich die folgenden Strategien flexibel umsetzen:
Buy & Hold
Die Aktienanleihe wird bis zur Fälligkeit gehalten – ein statisches Investment. Da der Anleger von einem seitwärts tendierenden Basiswert ausgeht, kauft er die Aktienanleihe quasi als Aktienersatz; ihre Parameter spiegeln sein Chance-Risiko-Profil wider. Da Aktienanleihen in der Regel börslich oder außerbörslich gehandelt werden können, besteht – falls der Markt gegen die Erwartung laufen sollte – grundsätzlich die Möglichkeit, das Produkt wieder zu verkaufen. Darüber hinaus können Stop-Loss-Orders gesetzt werden, um etwaige Verluste zu begrenzen.
Risikooptimierung
Zur Optimierung des Risikos wird der Basispreis dynamisch an das Marktumfeld und die Risikobereitschaft angepasst, wobei die Sensitivität des Produktpreises zum Aktienkurs in einem bestimmten Zielbereich liegen sollte. Hier arbeitet man mit Zielrenditen oder den Abständen zwischen Basispreis und aktuellem Aktienkurs. Nehmen wir an, dieser Abstand beträgt 10%. Läuft der Markt nun überdurchschnittlich stark nach oben, könnten Anleger die Aktienanleihen mit dem tiefen Basispreis verkaufen und in einen höheren Basispreis »rollen «, dabei aber den Abstand zwischen Basispreis und aktuellem Aktienkurs einhalten und so versuchen, sich einen kontinuierlichen Puffer in ihr Investment einzubauen. Wenn die Aktie stärker steigt (bzw. fällt) als erwartet, könnte die Aktienanleihe z.B. „gerollt“ werden, da bei einem stark steigenden (bzw. sinkenden) Aktienkurs die Sensitivität sehr stark abnehmen (bzw. zunehmen) und das Produkt nicht mehr dem jeweiligen Risikoprofil des Anlegers entsprechen könnte.
Stückzinsen und Kursgewinne
Anleger, die in einem Basiswertkurs eine Bodenbildung erkennen, nehmen – neben dem Kupon – Kursgewinne als mögliche Renditequelle ins Visier. Wenn die Aktienanleihe deutlich aus dem Geld notiert und über einen hohen Preisabschlag verfügt, könnten Anleger auf eine Erholung der Aktie setzen. Dabei sind aber insbesondere die aufgelaufenen Stückzinsen, die vom Verkäufer einbehalten werden, und die erst am Laufzeitende erfolgende Kuponausschüttung zu beachten. Darüber hinaus gibt es Anleger, die gezielt Aktienanleihen aus dem Geld mit hohen Kupons kaufen, um hohe Stückzinsen ansammeln zu können. Auch sie greifen in der Regel oft bei Werten zu, die eine starke Korrektur hinter sich haben. Sie hoffen also auf eine hohe Kuponausschüttung und nehmen dafür auch eine Aktienlieferung am Laufzeitende in Kauf, da ihrer Ansicht nach die Aktie beim Kauf der Aktienanleihe zum relevanten Basispreis als zu günstig bewertet angesehen wird. – Diese Strategie ist natürlich mit einem erhöhten Risiko verbunden. Anleger sollten bereits über fortgeschrittene Kenntnisse über Anlagen mit Aktienanleihen verfügen.
Dieser Beitrag ist ein Stück aus EINBLICKE – dem neuen Magazin von dieboersenblogger.de. Unter markteinblicke.de finden Sie das gesamte Magazin. Dort können Sie in der Ausgabe blättern oder Sie laden es sich als PDF herunter. Künftig wird EINBLICKE einmal im Quartal erscheinen.
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