Wir sind es schon ziemlich gewohnt alle politischen Sager, Notenbankenargumentationen und Kommentare von Hedgefundmanagern, Ölministern oder Bankdirektoren als Basis des Geschehens an unseren Kapitalmärkten zu nehmen. Stimmt sicher zu einem erheblichen Teil, aber es wird immer wieder übersehen, welch Einfluss dahinter Rohstoffpreise und Währungen einnehmen. 2017 dürfte dieser Einfluss sichtbarer werden.
Die Begründung ist einfach. Er ist es bereits jetzt geworden. Zuerst die Währungen: Die Türkische Lira, der Euro, chinesischer Yuan, oder der japanische Yen, geben plötzlich stärker den volkswirtschaftlichen Ton an, als vorher gesehen.
So wird in der Türkei bereits als Mittel den Verfall der Lira zu stoppen zum Verkauf aller Devisen aufgerufen. Staatsgehorsam anno Wirtschaftskrise vor 70 Jahren. Gleichzeitig schafft es ein schwacher Euro plötzlich Gewinnwachstum erwarten zu lassen, wo vorher keines war. Dem schwächelnden chinesischen Yuan wird dies noch nicht zugerufen, aber dafür seine Rolle als Importeur von Inflation, wogegen der japanische Yen als singulärer Profiteur gerade dieser Inflation gilt, weil dadurch das hartnäckige Nichtgelingen des japanischen Geldmarktexperiments überlagert wird und so zumindest den Gesichtsverlust der Bank of Japan reduziert. Dass das alles überwiegend auf dem Rücken eines stärkeren US-Dollars passiert, ist natürlich klar, aber so lange Mr. Trump die Oberhoheit über die Tiefen der politischen Rhetorik behält funktioniert es anstandslos. Es beleuchtet dabei aber die gestiegene Sensitivität gegenüber volkswirtschaftlichen Strömungen anderer Staaten. Volatilität ahead.
Die Rohstoffpreise sind detto ein spannendes Bild. Und zwar nicht so sehr die allgegenwärtigen Ölpreise oder Kupfer, nein es sind wieder jene, die so lange im Schatten ein Dasein als „ewige Looser“ oder als zu unwichtig gefristet hatten, die nun wieder Aufmerksamkeit erregen. Einer dieser Kandidaten ist zum Beispiel der Strompreis in Europa. Kontinuierlich seit dem Frühjahr im Anstieg. Dass das mit der Schließung dreier französischer Atomkraftwerke zusammenhängt, ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Seite erklärt sich durch die manchmal unmöglichen Stromautobahnen quer durch Europa, die durch die eine oder andere Blockade innerhalb der geografischen EU die Elektrizität großer Produzenten tausende Kilometer weit jagen, bis am Ende nix mehr da ist. Macht den „Strom um die Ecke“ daher teurer. Re-Rating mancher Versorger samt selbstbewussterem Auftreten die Folge. Und auf leisen Sohlen hat sich auch der Kohlepreis deswegen auf den Weg gemacht. Sind‘s beim Strom heuer derzeit rd. +50%, so hat die Kohle ihren Preis bereits mehr als verdoppelt. Nachtigall... Natürlich gibt es den Zusammenhang mit Stromerzeugern, aber es gibt auch einen Zusammenhang mit Erdgas. Der natürliche Preiskonkurrent der Kohle ist das Gas, das derzeit bei den Ölproduzenten (zumindest in USA) am liebsten gleich abgefackelt wird. Das müsste sich jetzt ändern. Von der Gasturbine bis zum LNG-Tanker beginnt sich das Rad zu drehen.
Zuletzt wird sich wohl die generelle Frage immer stärker in den Vordergrund drängen wie weit diese Verschiebung der Prioritäten denn noch gehen wird? Wird China darunter leiden oder erstarken? Hat Japan endlich den Weg aus der Falle gefunden? Findet Europa Dank seiner noch immer beispielhaft guten inneren industriellen Flexibilität den Weg auf die ökonomische Autobahn? Und können die USA in ihrem Cocooning gegen den Rest der Welt diese Individualbewegungen noch aktiv steuern?
Ein geordnetes Maß an Vielfalt ist das wirkliche Ziel. Auf dass uns in 2017 nicht langweilig wird (Self-Fulfilling Prophecy, ich weiß ;-)).
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