ATX-Trends: Was angloamerikanische Anleger von der RBI glauben, nächste Woche reporten die ATX-Topperformer 2016 (Bernhard Haas, Wiener Privatbank)

Sollten Sie die abgelaufene Handelswoche an einem Strand verbracht haben (egal ob in Caorle, Nizza oder Marbella, wir verurteilen nicht ;-)) könnte man meinen, Sie haben recht wenig verpasst: Der ATX war im Wochenverlauf praktisch unverändert, der DAX  verlor knapp 1,3%. Bei näherer Betrachtung zeigten sich jedoch einige Trends, die auch in den nächsten Wochen und Monaten von Bedeutung sein können.

Einer dieser Trends sind Firmenübernahmen. Durch billiges Geld von Seiten der EZB (durch Anleihenkäufe, „Quantitative Easing“ und andere Finanzmirakel sank die durchschnittliche Rendite auf „hochqualitative“ Unternehmensanleihen in die Nähe der Nulllinie) können Unternehmen Zukäufe finanzieren, um ihren Sektor zu konsolidieren. Beispiele dafür gibt es einige: Bayer will Monsanto übernehmen um im Saatgut- und Pestizid-Bereich seine Marktposition auszubauen, Linde und der US-Konkurrent Praxair wollen sich zum größten Gasproduzenten der Welt zusammenschließen und auch Salzgitter und ThyssenKrupp könnte bald mehr vereinen als eine zweifelhafte Vergangenheit (wobei man sich da in Österreich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollte, aber das ist eine andere Geschichte…). Durch diese Konsolidierungen wird die Marktmacht in den Händen einiger weniger Produzenten konzentriert, was zwar für die Kunden in der Regel schlecht ist, für die Aktionäre sind die damit einhergehenden höheren Margen allerdings äußerst willkommen. So kann es passieren, dass bei Veröffentlichung der Übernahmespekulationen die Aktien beider Firmen positiv reagieren, obwohl größere Zukäufe in vielen Fällen mit einer Verwässerung der Altaktionäre einhergehen.

Etwas skeptischer wird derzeit noch der Zusammenschluss zwischen RBI und RZB gesehen, die Aktie der börsennotierten RBI kam diese Woche trotz guter Quartalszahlen kaum vom Fleck. Neben dem Zusammenschluss mit der „Mutter“ schweben noch weitere Fragezeichen über dem Giebelkreuz: Der Verkauf des Geschäftes in Polen, die Reduktion des „Non-Core-Geschäftes“ in Asien und Nordamerika und natürlich die Themen Russland und Ukraine. In diesem Quartal zeigten sich jedoch nach längerer Wartezeit erste Fortschritte: Die Risiken in Asien und Nordamerika wurden deutlich reduziert, die Rückstellungen für faule Kredite in der Ukraine hielten sich in Grenzen und in Russland verdiente die Firma knapp über €100Mio. im Quartal. Trotz dieser Fortschritte hielten sich viele Investoren noch zurück, immerhin wisse man nicht, wie die Firma in einem Jahr aussieht, sobald der Merger mit der RZB vollzogen wird. In den nächsten Wochen dürfte es hierzu jedoch mehr Details geben, die endgültige Entscheidung über den Zusammenschluss soll in der zweiten Septemberhälfte fallen, inklusive Conference Call und Investorenpräsentation. Dann hätten auch die anglo-amerikanisch Kollegen sicherlich einen besseren Überblick über die Firma und müssten sich nicht jedes Mal Sorgen machen, wie es um die CHF-Kredite in Österreich steht (ein kleiner Insidertipp: die RBI hat nicht sehr viele davon).

Abseits der Unternehmensberichte sorgte vor allem der Ölpreis für Schlagzeilen. Innerhalb weniger Tage konnte das schwarze Gold deutlich zulegen und nähert sich wiederum der USD50/bbl Marke für die amerikanische Sorte WTI. Auslöser waren Meldungen, dass einige OPEC-Staaten neuerlich über eine Drosselung der Fördermenge diskutieren wollten. Dieser Konflikt zwischen den „kleineren“ Mitgliedsländern (was die Förderung betrifft) und den Großen, allen voran Saudi Arabien, ist nicht wirklich neu und ohne sich allzu weit in den Bereich der Spekulationen vorzuwagen kann man auch bereits seinen Ausgang vorzeichnen: Saudi Arabien dürfte stur bleiben, die Fördermenge wird nicht reduziert und der Druck auf die politischen Gegner (allen voran Iran und die US-Schiefergasindustrie) bleibt aufrecht. Alles andere wäre eine große Überraschung, allerdings nicht die erste, die die OPEC in der jüngsten Vergangenheit produziert…

Auch die nächste Woche dürfte am heimischen Markt im Zeichen der Unternehmensberichte stehen. Aus irgendeinem Grund konzentrieren sich die Firmen dabei besonders auf Mittwoch und Donnerstag, vielleicht um die Analysten und Investoren zur Wochenmitte bei Laune zu halten. Ein sehr konträres Bild dürften dabei Lenzing und SBO zeichnen: Während bei ersterem die Preise aufgrund des höheren Baumwollpreises weiter nach oben zeigen, dürfte der Ausblick beim Ölfeldausrüster SBO weiterhin eher trübe ausfallen. Zwar ist schon Licht am Ende des Tunnels erkennbar (die Bohrtätigkeit stabilisierte sich nach einen rasanten Verfall zu Jahresbeginn auf niedrigem Niveau), wie lange es aber bis zu einer Erholung dauert ist unklar. An der Börse gehören beide Werte aktuell zu den Spitzentiteln im ATX: Lenzing konnte im Jahresverlauf über 40% zulegen, SBO knapp 22%. Bleibt abzuwarten, ob diese Erfolgsstory für beide so weitergehen kann ...

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(19.08.2016)

Raiffeisen beim Wien Energie Business Run 2015


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Bernhard Haas

Research Wiener Privatbank

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