Gibt es überhaupt die "passende Kreditkarte"? Oder ist von Kreditkarten grundsätzlich abzuraten? Wie du dir vielleicht schon denken kannst, kommt es ganz auf deren Verwendung an.
Wenn es um das Thema "Persönliche Finanzen" geht, muss man auch über den Umgang mit Kreditkarten sprechen. Kreditkarten sind heutzutage weit verbreitet. Fast jeder der über ein regelmäßiges Einkommen verfügt, kann auch eine Kreditkarte bekommen. Wir alle kennen Werbespots über Kreditkarten, welche mit mehr Flexibilität und Lebensfreiheit werben. Und auch wenn es euch jetzt überrascht, ich gebe der Werbung sogar Recht. Allerdings gibt es hier natürlich einiges zu beachten. Ganz dem Leitthema des Blogs folgend, wollen wir unnötige Ausgaben vermeiden. Wer also eine Kreditkarte besitzen möchte, sollte dies unbedingt möglichst kostenlos tun.
Mit einer Kreditkarte lässt sich schnell Geld ausgeben. Leider beachten viele Menschen einen gravierenden Unterschied nicht:
Nur weil man etwas in diesem Augenblick bezahlen kann (in unserem Fall mit der Kreditkarte), heißt es nicht, dass man es sich auch leisten kann. Und hier lockt eine große Geldfalle. Die Versuchung ist groß, dank der Zahlungsverzögerung bei Kreditkarten, Dinge zu kaufen, für die man im Augenblick nicht genug Geld besitzt. Man tröstet sich hier gerne mit dem Gedanken: "Bis die Rechnung der Kreditkarte kommt, habe ich schon mein nächstes Gehalt bekommen. Dann kann ich es bezahlen." - und das ist ein großer Fehler.
Eine der Grundregeln für den Umgang mit Kreditkarten muss lauten: "Ich bezahle mit meiner Kreditkarte nur Dinge, welche ich mir auch in Bar leisten könnte."
Falls sich jemand fragt warum: Auch wenn dein Gehalt sicher am Ende des Monats auf deinem Konto landet, weißt du nicht was bis dahin geschieht. Der Teufel schläft nicht. Schnell kann es passieren, dass bei der Waschmaschine oder dem Auto eine Reparatur fällig ist. Dann wird der erhoffte Betrag für diese Reparatur benötigt. Die Kreditkartengesellschaft möchte die Rechnung aber trotzdem beglichen haben. Schon ist eine Situation geschaffen, die aus finanzieller Sicht ungünstig ist. Denn was anschließend passiert ist klar: Entweder man muss sein Erspartes heranziehen, was man immer vermeiden sollte, wenn man Vermögen aufbauen möchte, oder noch viel schlimmer, man muss sich verschulden, indem man sein Konto überzieht. Die Königsdisziplin des falschen Umgangs mit Geld ist hierbei die Teilzahlungsmöglichkeit der Kreditkarte zu nutzen. Hier wird man dann mit den höchsten Zinssätzen abgezockt und man hat die Zahlung unter Umständen mehrere Monate am Hals. Dann ist es vorbei mit Flexibilität und Lebensfreiheit.
Bezahle ich hingegen mit meiner Kreditkarte nur Dinge, welche ich genauso gut in Bar bezahlen könnte, vermeide ich unliebsame Überraschungen. Unerwartete Ausgaben können natürlich trotzdem auftreten, die Situation ist aber deutlich besser.
Eine Kreditkarte ist daher nur dann sinnvoll, wenn man sich selbst eine gewisse Disziplin zutraut.
Zwei offensichtliche Vorteile einer Kreditkarte sind vor allem die Online-Bezahlung und die Bezahlung außerhalb der EU. Obwohl es hier auch Alternativen gibt, ist nichts so unkompliziert, wie der Einsatz einer Kreditkarte.
Doch es gibt auch weniger offensichtliche Vorteile. Welche Vorteile das sind, hängt aber sehr stark von der individuellen Nutzung ab. Ich besitze zum Beispiel Kreditkarten, welche man aufgrund der Jahresgebühr als "Premiumkarten“ bezeichnen kann. Für viele dieser "Premiumkarten“ reicht auch ein durchschnittliches Gehalt und sie sind leicht zu erhalten.
Jetzt fragt ihr euch: "Premiumkarten? Was hat das mit Geld sparen zu tun?“
Die Antwort ist ganz einfach: genau genommen sind die Karten für mich kostenlos. Warum ist das so? Weil ich die Kreditkarten gewählt habe, welche am besten zu meinem Nutzungsverhalten passen. Ja, ich bezahle die Jahresgebühr, aber die übrigen Benefits der Karte gleichen diese Kosten aus oder übertreffen diese sogar.
Daher die nächste Grundregel: “Ich wähle nur Kreditkarten, welche für mich und mein individuelles Nutzungsverhalten kostenlos sind.“
Im ersten Schritt muss man sich klar machen, in welchem Umfang man seine Kreditkarte nutzen möchte. Für jemanden der nur ab und zu mit der Kreditkarte bezahlen möchte, gibt es gratis Kreditkarten. Die Gratiskarten sind wohl für den Großteil der Menschen am Geeignetsten. Weiters gibt es ein großes Angebot an Mittelklasse-Kreditkarten, welche meist Schrott sind und die Premiumkarten für die häufige Kreditkartennutzung. Warum sind die Mittelklasse-Kreditkarten Schrott? Sie haben meist keine Benefits, welche die Jahresgebühr ausgleichen können. Der unter Umständen vorhandene Reiseversicherungsschutz allein, zählt für mich in diesem Zusammenhang nicht als Benefit. Diesen kann man auch kostenlos erhalten, wie du gleich weiter unten lesen kannst. Die Wahl sollte daher entweder auf eine Gratiskarte oder eine Premiumkarte fallen.
Die gratis Kreditkarte ist für alle sinnvoll, deren Jahresumsatz nicht zumindest mehrere Tausend Euro ausmacht oder für Personen, welche die Kreditkarte grundsätzlich möglichst selten einsetzen möchten.
Bei der Schätzung des voraussichtlichen Jahresumsatzes hilft es bei schon vorhandener Kreditkarte die Abrechnungen der vergangenen 12 Monate zu addieren. Bleibt das Nutzungsverhalten gleich hat man einen guten Annäherungswert. Gibt es noch keinen Vergleichszeitraum, kann man den Jahresumsatz nur schätzen. Vergiss dabei nicht auf Flug- und Hotelbuchungen für den Urlaub, wenn dieser online gebucht wird. Allein dadurch kommt schnell ein stattlicher Betrag zustande. Auch bestimmte monatliche Ausgaben, wie zum Beispiel Mobiltelefonrechnung oder Treibstoff für das Auto, können mit der Kreditkarte bezahlt werden.
Liegt der so ermittelte Jahresumsatz nicht bei mindestens 3.600 Euro, ist die gratis Kreditkarte wahrscheinlich die beste Lösung. Hast du bereits eine Kreditkarte, ohne besondere Leistungen, für die du bezahlt, solltest du diese kündigen und auf ein gratis Modell wechseln. Man sollte nicht für etwas bezahlen, dass man auch gratis bekommen kann.
Eine kostenlose Mastercard bietet z.B. die Advanzia Bank. Die Karte ist sowohl für Österreicher als auch für Deutsche erhältlich. Es handel sich um eine richtige Kreditkarte (nicht guthabenbasiert) mit einem Basis-Reiseversicherungsschutz. Die Kartenzahlung ist weltweit gebührenfrei und bietet somit auch einen Vorteil gegenüber vielen herkömmlichen Kreditkarten, welche für den Fremdwährungseinsatz Gebühren verrechnen. Bargeldbehebungen sollte man mit der Karte jedoch unbedingt vermeiden. Obwohl auf der Webseite mit "0,- Euro Bargeldbehebungsgebühr" geworben wird, werden auf Bargeldbezüge Zinsen bis zur Bezahlung der Rechnung verrechnet - und das auch noch ziemlich saftig mit über 20% Zinsen pro Jahr. Ich finde es etwas schade, dass hier mit einer solchen Gebühren-Verschleierungstaktik gearbeitet wird. Beschränkt man sich aber auf das bargeldlose Bezahlen, ist die Karte gut zu gebrauchen.
Hier bekommst du alle Informationen zu dieser Karte für Österreich bzw. für Deutschland.
Es gibt auch einige Girokonto-Angebote, welche eine kostenlose Kreditkarte beinhalten. Dazu gehören z.B. die ING-DiBa und die Hello Bank! Österreich, welche ich in einem älteren Artikel vorgestellt habe. (Zum Artikel)
Wie schon vorhin erwähnt, halte ich von diesen Karten nichts. Es sind meist Karten, welche in einem Kontopaket mitbezahlt werden. Sie bieten nur einen Reiseversicherungsschutz ohne zusätzliche Benefits. Die Jahresgebühr liegt, je nach Versicherungssummen, meist zwischen 20 und 70 Euro. Die Banken verkaufen diese Produkte fleißig und freuen sich über die Einnahmen. Hast du ein Kontopaket mit einer bezahlten Kreditkarte, kündige sie sobald wie möglich und wechsle auf eine der allerorts angebotenen gratis Kreditkarten oder bei entsprechend hohem Umsatz auf eine Premiumkarte.
Bei Premium-Kreditkarten gilt: Je höher der erzielte Jahresumsatz, umso größer können die Benefits sein. Die Jahresgebühren liegen bei etwa 90 bis 200 Euro. Es gibt auch teurere Karten, diese sind dann aber wieder so teuer, dass sich die Benefits nur schwer bezahlt machen. Erzielt man einen entsprechend hohen Umsatz, können die Sonderleistungen die Jahresgebühr ausgleichen oder diese sogar übertreffen. Und nur in diesem Fall sollte man sich für eine Premiumkarte entscheiden.
Die Jahresgebühr lässt sich durch verschiedene Vergütungssysteme der Kreditkartengesellschaften umgehen oder mit einem Gegenwert ausgleichen. Folgende Methoden sind hier verbreitet:
Fast jede der bekannten Kreditkartengesellschaften hat eines dieser Vergütungssysteme im Angebot. Die Angebote unterscheiden sich aber. Hier muss das passende Angebot gewählt werden.
Warum kann eine Kreditkarte kostenlos werden? Verschenken die Kreditkartengesellschaften Geld?
Die Antwort ist: "Nein, kein Unternehmen verschenkt Geld."
Kreditkartengesellschaften erhalten von den Händlern einen Anteil des Umsatzes. Die Höhe des Anteils variiert bei den einzelnen Kreditkartengesellschaften, liegt aber bei wenigen Prozenten. Je mehr man mit der Karte bezahlt, umso mehr Einnahmen beschert man der Kreditkartenfirma. Die Jahresgebühr der Karte soll dafür dienen, um die Kosten zu decken (z.B. Versicherungsleistungen) und auch die Sonderleistungen sind in den Premiumkarten eingepreist.
Sind deine Umsätze hoch genug, bist du für die Kreditkartengesellschaft eine gute Einnahmequelle. Solche Kunden möchte man binden - und das geschieht über Bonusprogramme oder Sonderleistungen. Bei sehr hohen Umsätzen kann die Karte für dich komplett kostenlos sein. Bei manchen lassen sich sogar Gewinne erzielen. Die Kreditkartengesellschaften freuen sich trotzdem. Sie werden dank des Umsatzes von den Händlern gut bezahlt.
Ich möchte noch einige, meines Erachtens nach, sinnvolle Bonusprogramme bzw. Sonderleistungen aufzeigen. Es handelt sich hierbei um Kreditkarten, welche ich selbst nutze oder in der Vergangenheit genutzt habe.
Die verschiedenen Karten von Diners Club bieten allesamt einen guten Reiseversicherungsschutz. Außerdem gehören sie zu den Kreditkarten, welche einen Zugang zu einer Vielzahl an Flughafen-Lounges bieten. Die Karte ist daher vor allem interessant wenn man häufiger fliegt.
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland liegt die Jahresgebühr der Diners Club Classic Karte bei 70 Euro. Der Loungezutritt ist nur dann kostenlos, wenn in den letzten 12 Monaten mindestens 3.600 Euro umgesetzt wurden. Wird dieser Umsatz nicht erreicht, ist die Karte nicht zu empfehlen. Außerdem sollte man bedenken, dass die Akzeptanz von Diners Club Kreditkarten nicht so gut wie z.B. von Visa oder Mastercard ist. Oft möchte man mit der Karte bezahlen, sie wird aber nicht akzeptiert. Man sollte diese Karte daher eher als Zweitkarte in Betracht ziehen.
Die Jahresgebühr kann bei dieser Karte nur durch die Nutzung der Flughafen-Lounge ausgeglichen werden. In den Flughafen-Lounges kann man kostenlos essen und trinken. Im Vergleich dazu, bezahlt man in einem Flughafen-Bistro selbst für einen kleinen Snack mit Getränk schnell 10 Euro. Die Rechnung ist also ganz einfach: Reise ich oft genug, um mir durch den Lounge-Zugang die Mahlzeiten am Flughafen zu sparen, kann die Jahresgebühr damit ausgeglichen werden. Ich bezahle also eine Art Fixum für mein Essen und Trinken am Flughafen und habe zusätzlich eine Reiseversicherung.
Diese Karte wird als Visa und als Mastercard angeboten und hat ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie hat sehr umfassende Versicherungsleistungen. Zusätzlich winkt hier beim Erreichen eines Jahresumsatzes von 7.500 Euro pro Jahr ein Gratisflug in eine europäische Destination.
Wer, so wie ich, ohnehin gerne und regelmäßig reist, kann allein mit diesem Gratisflug die Jahresgebühr von 96 Euro ausgleichen. Zusätzlich bietet die PaylifeBlack Mastercard auch einen unbegrenzten Lounge-Zutritt am Flughafen in Wien (Achtung: PaylifeBlack Visa bietet dies nicht an). Auch hier kann man also weiter Geld sparen, indem man in der Lounge isst.
Die American Express Gold ist eine Karte, welche sich nur für sehr häufige Kreditkartennutzung bezahlt macht. Bei einer Jahresgebühr von 200 Euro ist es schon sehr schwer diese auszugleichen (notwendiger Jahresumsatz: mehr als 40.000 Euro). Mit dem Umsatz werden Punkte gesammelt, welche dann z.B. auf Flug- oder Hotelrechnungen angerechnet werden können.
Bei Karten dieser Preiskategorie muss man sich echt fragen, wo der Mehrwert stecken soll. Die Versicherungsleistungen sind ähnlich wie bei den zuerst genannten Karten, welche aber nur die Hälfte kosten. Die Akzeptanz ist auch nicht berauschend.
Hat man allerdings einen entsprechend hohen Jahresumsatz, kann sich auch diese Karte lohnen.
Entscheide dich je nach Nutzung für eine gratis Kreditkarte oder eine Premium-Kreditkarte. Die Premium-Kreditkarte sollte wirklich nur gewählt werden, wenn die persönlichen Vorteile die Jahresgebühr rechtfertigen. Man muss sich einmal die Zeit nehmen, die verschiedenen Kreditkarten direkt auf der Seite der Kreditkartengesellschaften anzusehen und die Passende wählen. Aber bitte gehe nicht zu deinem Bankberater. Dieser wird dir einfach das teuerste Produkt verkaufen, wenn du dich nach einer Premiumkarte erkundigst. Wenn man das für sich optimale Produkt finden möchte, muss man sich selbst darum kümmern. Das ist in allen Bereichen so. Auch wenn dir die Jahresgebühr nicht hoch erscheint, solltest du dich fragen ob das Geld woanders nicht besser aufgehoben ist. "Auch Kleinvieh macht Mist", sagt man - und das trifft auch hier vollends zu.
Im Original hier erschienen: Welche Kreditkarte passt zu mir?
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