Das Ende des Zinses - und was es für uns bedeutet (Martin Watzka)

Am 10. März hat ein neues Geld-Zeitalter begonnen: Die europäische Zentralbank (EZB) hat den Zins (= Preis des Geldes) de facto abgeschafft. Mit anderen Worten, Banken können sich von nun an kostenlos Geld bei der EZB borgen, soviel sie wollen. 

Es ist ein gefährliches Spiel mit dem Vertrauen in den Euro, das die EZB da treibt, mit ungewissem Ausgang. Jetzt schon müssen die (Anleihe)Gläubiger der Republik Österreich Geld zahlen(!), wenn sie unserem Staat Geld borgen. Konkret bis zu einerLaufzeit von 5 Jahren.

Zusätzlich werden monatlich EUR 80 Milliarden an Staatsanleihen von der Zentralbank gekauft werden – um noch mehr Geld ins System zu pumpen. Geld, dass die EZB aus dem "Nichts" erschafft. Paradiesische Zustände für Staaten, wie Österreich, weil sie munter neue Schulden machen können, die von der EZB dann als Anleihe gekauft werden, egal wie verschuldet der jeweilige Staat bereits ist. (pers. Anmerkung: Wer sonst gibt jemanden sein Geld und zahlt sogar noch dafür?)

Die Frage, die man sich als Bürger stellen sollte ist, was passiert mit einer Ware, wie Geld, die weniger wird, wenn man sie besitzt und man auf der andern Seite (fast) gratis borgen kann? Antwort aus der Praxis: Entweder gibt man es gleich aus, oder man kauft damit etwas, das einen vermeindtlich beständigeren Wert hat, wie z.B. Immobilien oder auch Aktien
 
Wenn man diese Fakten konsequent zu Ende denkt, merkt man, dass das letzten Endes nicht gut gehen kann.

Seit Beginn der Finanzkrise vor mittlerweile 8 Jahren herrscht mehr Ernüchterung und Ratlosigkeit, denn je zuvor. Denn trotz der Abschaffung der Zinsen, dem vielen Gratisgeld für Banken, der de facto Übernahme von Staatsschulden durch die EZB durch Anleihekäufe, 

a) produziert Europa immer noch weniger Güter und Dienstleistungen als 2008,
b) sind die Staatschulden der meisten EU-Staaten so hoch wie noch nie seit dem Ende des 2. Weltkriegs.
c) liegt die Inflationsrate nahe 0% 

Was bedeutet das für mich, als Anleger?
1. Praktisch alle klassischen Sparformen sind wegen des Nullzinsumfeldes nicht rentabel. Wer erspartes Geld auf zinstragenden Produkten liegen hat, verliert es schleichend. 

2. Beispiel Lebensversicherung: Die staatlich garantierte Mindestverzinsung liegt aktuell bei nur 1 % p.a. (in den 1990ern waren es noch 4 % p.a.). Schlimmer noch ist die Tatsache, dass die Mindestverzinsung sich aber nur auf das von Ihnen einbezahlte Kapital abzüglich rund 10-15 % Spesen/Kosten bezieht. Mit anderen Worten: Nach 15 Jahren Laufzeit bekommen Sie Dank der Mindestverzinsung in etwa Ihr einbezahltes Kapital wieder zurück. Die einzigen, die dabei verdienen sind Ihre Versicherung und Ihr Makler.

Was kann ich tun?

Zum einen, akzeptieren, dass es keine risikolose Geldanlage mehr gibt. Selbst das Sparbuch nicht - siehe auch dazu unseren Blog über das Ende der staatlichen Einlagensicherung. Folglich bleibt einem nichts anderes übrig, als das Ersparte in verschiedene Anlagen aufzuteilen und sich ein wenig mit Ihren Finanzen auseinandersetzen. Tun Sie es nicht, riskieren Sie Ihre Altersvorsorge.

Das heißt konkret: behalten Sie einen Liquiditätspolster auf dem Sparbuch, für Notfälle und dergleichen. Den Rest investieren Sie in Anlagen mit höheren, zinsunabhängigen Ertragschancen wie Aktien, Sachwerte oder Beteiligungen. Da diese zwangsläufig auch ein höheres Risiko mitbringen, Geld möglicherweise zu verlieren, ist die Streuung hier das oberste Gebot. Haben Sie bislang keine Erfahrung mit diesen Produkten, ziehen Sie einen unabhängigen Fachmann zu Rate (d.h. keinen Bankmitarbeiter).
 
Als Anleger hat man heutzutage keinen Ertrag mehr, sein Geld einfach möglichst lange auf der Bank liegen zu lassen. Aber Geld muss arbeiten. 

Die Lösung: Investieren Sie es so, dass es bzw. jemand damit arbeitet und etwas schafft. Ein neues, wie bankenunabhängiges Beispiel dafür istCrowdinvesting à ladasErtragReich. Dort kann man als Privatanleger in erfolgreiche, heimische Unternehmen mit Kapitalbedarf investieren. Eine sinnvolle und überaus spannende Chance für eine persönliche, regionale und profitable Finanzanlage.
 


(21.03.2016)

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Martin Watzka

Nach meinem Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien habe ich über 13 Jahre für österreichische wie internationale Banken als Vermögensberater im „wealth management“ gearbeitet. In dieser Funktion war ich verantwortlich für die Vermögensveranlagung meiner österreichischen, wie internationalen Kunden und zugleich erster Ansprechpartner in allen Finanzfragen. Nebenberuflich habe ich verschiede post-graduate Ausbildungen im Finanzbereich absolviert.

2012 habe ich mich mit dasErtragReich selbständig gemacht und mit der Planung des Projekts begonnen.

2014 ist die Website online gegangen.

>> http://www.dasertragreich.wordpress.com


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