Am Montag erreichte uns die Ankündigung des australischen Pensionsfonds IFM, weitere 10% an der Flughafen Wien AG erwerben zu wollen. Der Aufschlag auf den letzten Börsenkurs war mit rd. 21% fixiert und vom Markt als attraktiv adressiert worden, die 10% scheinen den Australiern sicher zu sein. Sie halten danach 39,9%. Übernahmeanbot sollte keines kommen, da die Syndizierten - Stadt Wien und Land Niederösterreich - bei 40% stehen. Ein Geschäft das einzig und allein deswegen gemacht wird um den verwalteten (australischen) Pensionsgeldern die maximal mögliche Gewichtung in einem ertragreichen Investment zu gestalten. Eigentlich ein Adelsprädikat für ein österreichisches Unternehmen das international gesucht ist und dessen Aktien langfristig erworben wurden. Trotzdem wird der Hals trocken.
Der Grund ist einfach und wiegt seit Jahren immer schwerer auf der Hand: warum können WIR das nicht? Warum schafft es keine einzige österreichische Pensionskasse eine langfristige Investition an einem oder mehreren österreichischen börsennotierten Unternehmen, wenn überhaupt, in einer Höhe von mehr als ein paar Bruchstücken am Grundkapital zu verwirklichen? Auch die Versicherungen, die ehemals so prominente Beteiligungsinvestitionen in ihren Bilanzen hatten, haben die letzten Jahre wenn, dann fast nur verkauft. Stattdessen strudelt man jetzt mit negativen Renditen in einem Umfeld größtmöglichen Risikobewusstseins herum, und vergisst scheinbar an die Zukunft zu denken, denn wer kann sich schon von Minusrenditen seine Pensionsreserven ansparen? Das wird weniger, nicht mehr.
Der Grund liegt in den regulatorischen Vorgaben begründet. Europas Regulatoren, sehr oft von den Einflüsterern aus USA geleitet, von den Finanzministerien bis zu den Aufsichtsbehörden, von den Parlamenten bis zum Bürgermeister, sind allesamt nach wie vor in einem Höhenflug sich um alles und jeden (nur nicht um sich selbst) per Anordnung zu bemühen und vor irgendwelchen Risiken abzuhalten. Ich denke dabei an die armseligen Kinder mit Wollmütze und dicken Schuhen im Hochsommer, festgeschnallt im Kinderwagen. Das Kalkül ist evident: der, der reguliert, schafft an und der, der anschafft, hat das Geld. Na ja, welches Geld? Das, das derzeit immer weniger wird? Das, das durch künstlich reduzierte Zinsen und Renditen künftige Schulden als gesunken wahrnehmen lässt? Das wodurch Ministerien und Behörden als in ihrer Funktion bestätigt interpretiert werden? Unser aller Geld? Und der größte Trugschluss kommt ja noch: wir glauben alle es gäbe gerade keine Inflation.
Gleich vorweg, es macht keinen Spaß sich auf dem Inflationsrechner der Statistik Austria seine persönliche Inflation zu errechnen. Man erkennt in fast allen Fällen, dass diese höher ist als jene der offiziellen Angaben. Das liegt an unserem Konsumverhalten und an statistischen Zeitungleichheiten. Ist schon immer so, aber in Zeiten von Negativrenditen ein höchst unangenehmer Faktor. Wir konsumieren inflationär und investieren unsere Pensionsansprüche negativ. Wie soll sich das ausgehen? Und das vielgelobte Umlageverfahren funktioniert ja auch nur immer wieder bis nach dem nächsten Wahlgang. Welch Wunder.
Es wird endlich Zeit sich hin Europa Gedanken über die Zukunft unseres Finanzplatzes zu machen. So viele Staaten schaffen es, wirtschaftliches Wachstum in Vermögenszuwachs für sich und ihre Menschen zu wandeln. Nur in Europa wird dieses Prinzip mit regulatorischen Füssen getreten. Wir arbeiten hart, aber es sollte auch unser Geld hart arbeiten dürfen und nicht jedes Mal wieder zurück an den Start gestellt werden. Vielleicht braucht es einen australischen Pensionsfonds um sich dessen bewusst zu werden. Ach ja, und wer meint, das wäre allein ein gesamteuropäisches Problem, a la „Mario Draghi hilf uns“, dem sei gesagt, Europa sind wir alle. Zum Denken braucht man keine EZB.
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Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen
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