PS: Ich schreibe eine Value-Investing-Kolumne im „aktien“-Magazin. Eine kostenlose Probeausgabe können Sie hier anfordern: http://www.traderfox.de/aktienmagazin
Oje. Goldman Sachs warnt, der Ölpreis kann auf 20 Dollar je Fass abstürzen. Ja, das kann passieren. Muss aber nicht. Ich zerbreche mir darüber nicht den Kopf, obwohl ich Ölaktien (Exxon, Chevron) besitze. Ich weiß es einfach nicht. Goldman weiß es übrigens auch nicht.
Ich bin Langfristanleger. Das hat viele Vorteile. Ein Vorteil ist: Sie müssen nicht wissen, ob die US-Notenbank Fed die Leitzinsen demnächst erhöhen wird oder nicht. Sie müssen nicht wissen, ob die Inflation anzieht oder ob der DAX weiter durchgeschüttelt wird.
Ihnen kann es egal sein, wohin der Ölpreis kurzfristig fallen mag. Natürlich macht es keinen Spass, wenn Ihre Aktien abstürzen. Aber was können Sie schon dagegen tun? Ertragen Sie es! Die Börse ist manchmal sehr erniedrigend.
Niemand weiß wirklich exakt, wie die Märkte reagieren werden. Die meisten „Experten“ wissen nicht mehr als Sie, wenn sie in die Glaskugel blicken.
All die Prognosen sind mit egal. Ich bin eben Langfristanleger. Wenn Sie ein diversifiziertes Depot mit Qualitätswerten haben, können Sie ein Optimist bleiben. Lehnen Sie sich zurück. Und lassen Sie all die „Experten“ ihre Prognose hinausposaunen. Wenn Sie nicht hinhören, sind Sie gelassener.
Die massenhaften Prognosen werden als Finanzpornographie bezeichnet. Wenn Sie für den Ruhestand sparen, ist das tägliche Geschrei der Experten völlig egal. Jeden Tag kommen unglaublich viele Wahrsager im Fernsehen zu Wort. Jeden Tag wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben: Griechenland, Brasilien, China, Deutsche Bank, Inflation, Euro, Gold… Das erzeugt Angst und Unsicherheit.
Ich merke immer wieder: Anleger haben eine zu kurze Perspektive.
Starinvestor Peter Lynch fasste die völlig übertriebene Angst vor Korrekturen gut zusammen, wie ich finde:
„Weitaus mehr Geld verloren Anleger, weil sie sich auf eine Korrektur vorbereitet haben oder versucht haben eine Korrektur hervorzusehen, als in Korrekturen insgesamt Geld verloren wurde.“
„Far more money has been lost by investors preparing for corrections or trying to anticipate corrections, than has been lost in corrections themselves.“
Lassen Sie den Zinseszins wirken. Reduzieren Sie die Aktivität in Ihrem Depot. Sie erhöhen so die Chance, besser als die Masse abzuschneiden. Gelassenheit zahlt sich aus.
Es lohnt sich, Qualitätsaktien (oder einen Index) einfach laufen zu lassen. Egal wohin der Trend kurz- bis mittelfristig tendiert. Denken Sie an Dauerläufer wie Berkshire Hathaway, BASF, Unilever, BlackRock oder Altria.
Die Baumarktkette Home Depot legte seit 1981 um 384.000 Prozent zu. Was hätte all das Trading in diesem Wert gebracht? Die Modelette GAP legte um 1.000 Prozent seit 1987 zu. Mit Apple waren 18.650 Prozent zu verdienen. Oder nehmen Sie den Verzigfacher Google.
Jeden Tag verdienen diese Firmen Geld. Je länger Sie an Bord bleiben, desto reicher werden Sie.
Mit dem Discounter Ross Stores konnte Ihr Einsatz um 15.500 Prozent seit Juli 1986 zulegen. Ich schrieb über den Billigheimer für „Euro am Sonntag“, ich finde das Konzept mit der Restware aus den Fabriken faszinierend. Zumal es sich um Markenartikel handelt.
Mit der Elektronikkette Best Buy konnten Sie 25.500 Prozent eintüten. Sie hätten nur einige Dekaden auf dem Hosenboden sitzen bleiben müssen. Flotte Renditen konnten Sie mit den Pizzabäckern Papa John’s und Domino’s Pizza genießen. Das sind Aktien, die Schmackes haben. Das schrieb ich über die Pizza-Raketen.
Der Sportschuhhändler Foot Locker enttäuschte dagegen mit nur Plus 700 Prozent seit Januar 1970. Aber in jüngster Zeit nahm der Kurs Fahrt auf. Ich traf vor einiger Zeit den Vorstand und schrieb folgenden Artikel.
Allerdings entwickeln sich nicht alle Aktien zum Knüller. Viele laufen seitwärts, stürzen ab, verschwinden von der Bildfläche. Sie werden übernommen, fusionieren oder stagnieren. Das gehört dazu. Ich sitze das alles aus. Meine Strategie ist: Ich verkaufe keine Aktie mehr. Was ist im Depot ist, bleibt. Punkt. Schluss.
Es gibt in den USA einen Fonds, der 80 Jahre lang keine Umschichtungen vorgenommen hatund phänomenal abschnitt. Der Finanzgigant Fidelity untersuchte, wer die besten Kunden sind. Zur Überraschung kam heraus: Es waren Tote. Die Performance der Verstorbenen, deren Depots „ruhten“, zählten jedenfalls zu den Top-Performern. Zocker sollten angesichts dieser Erkenntnis überlegen, ob es sich lohnt, was sie machen.
Natürlich werden in Ihrem Depot nicht nur glanzvolle Aktien landen. Trotzdem werden Sie eine Schieflage wie Kodak oder Praktiker verschmerzen können. Warum? Die anderen Aktien fangen Fehlgriffe auf. Diversifizieren Sie.
Wer Angst vor Fehlgriffen wie Kodak oder der Baumarktkette Praktiker hat, hat es einfach: Entscheiden Sie sich für einen Indexfonds. Vergessen Sie einzelne Aktien. Und stocken Sie den Indexfonds regelmässig bis zum Ruhestand auf. Da können Sie kaum einen Fehler machen. Sie werden besser als die Mehrheit der Anleger abschneiden.
Fazit: Vergessen Sie das tägliche Geschrei in den Medien. Kaufen und Liegenlassen ist eine überlegene Strategie.
PS: Ich schreibe eine Value-Investing-Kolumne im „aktien“-Magazin. Eine kostenlose Probeausgabe können Sie hier anfordern: http://www.traderfox.de/aktienmagazin
Im Original hier erschienen: Finanzpornographie ist gefährlich für Ihr Vermögen
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Der Journalist Tim Schäfer pendelt seit dem Frühjahr 2006 zwischen New York und Deutschland. Wöchentlich berichtet er über die Geschehnisse an der Wall Street für Euro am Sonntag, eine der führenden deutschen Wirtschaftspublikationen. Darüber hinaus schreibt er für Magazine wie Der Aktionär oder die Börsenbriefe Prior Global und Prior Gold.
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