Ist die Risikoleiter noch intakt? Warum wir mehr Aktien als andere haben (Alois Wögerbauer)

Die wohl zentrale Herausforderung der Geldanlage im aktuellen Umfeld ist, dass die unteren Stufen der Risikoleiter zunehmend wegfallen. Etwa ein Viertel der ausstehenden Staatsanleihen im EURO-Raum weisen eine Rendite von Null oder negativ auf. Auch solide Unternehmensanleihen bringen Renditen auf historischen Tiefstniveaus. Die in den letzten Jahren von vielen Anlegern oft richtigerweise ge- wählte Strategie „Kaufe eine solide Unternehmensanleihe und wenn sie in fünf Jahren ausläuft, dann kaufe eben die nächste“, greift in dieser Einfachheit nicht mehr. Mehr Kreativität ist nötig – und auch definitiv möglich.

Als Fondsgesellschaft dürfen wir derzeit 8,5 Milliarden EURO an Kundengeldern verantworten. 42 % davon liegen in Aktien. Dies ist klar über dem Schnitt der heimischen Fondsindustrie und Ausfluss unseres Bekenntnisses zu dieser Asset-Klasse, wie in den vergangenen Jahren wiederholt kommuniziert. Dennoch oder gerade deswegen unser Hinweis: Mehr denn je zuvor ist saubere Kommunikation zwischen Berater und Anleger nötig – gegenseitiges Zuhören, gegenseitiges Verstehen. Gerade wenn einzelne Stufen der Risikoleiter teilweise übersprungen werden ist dies die unabdingbare Basis. In manchen Kommentaren beginnt zuletzt eine Vereinfachung um sich zu greifen. Aktien seien völlig alternativlos. Belegt wird dies mit 20-Jahrescharts, in denen eine 20 % Korrektur ein Minizacken nach unten ist, der kaum auffällt und ein fünfjähriger Seitwärtstrend eben wie eine Stabilisierung aussieht.

Haben Sie einen 20-Jahreshorizont? Haben Sie fünf Jahre Geduld, um Ihren Einstandspreis wieder zu sehen? Sie nehmen sich heute vor, eine 20 %-Korrektur „locker“ auszuhalten. Der Stresstest erfolgt aber in der Echtumgebung – weil Ihnen nach einer 20 %-Korrektur dann die Medienwelt wohl einhellig erklären wird, dass es „sicher“ weiter nach unten geht und Sie damit Ihren Vorsatz täglich hinter- fragen werden.

Wir geben ein unverändert klares JA zum Aktienmarkt ab. Die Zukunft liegt aber in aktivem Management, Mut zur Meinung und zur Veränderung der Quote, falls angebracht. Oft unzulässige Vereinfachungen dagegen sind nur eine Basis für Missverständnisse. 

Ihr

Alois Wögerbauer 



(02.04.2015)

Risikoleiter Cash-Anleihen-Aktien (3BG, http://www.3bg.at/documents/10180/21405/Fondsjournal_201504.pdf?utm_source=Newsletter_1403&utm_medium=eMail&utm_term=Fondsjournal&utm_campaign=Fondsjournal ), (© Aussender)


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Alois Wögerbauer

Fondsmanager und Chef der 3 Banken Generali Investment

>> http://www.3bg.at


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