Screen der Woche: KW 5 2015 - SMA Solar, Subsea 7, Blinkx, XRF Scientific und Eldorado Gold (Daniel Koinegg)

Auch diese Woche gibt es wieder einen Kurzüberblick über jene Unternehmen, mit denen ich mich im Rahmen meiner unendlichen Reise durch das Aktienuniversum auf der Suche nach unterbewerteten Gesellschaften zumindest oberflächlich beschäftigt habe. All jene, die die Kategorisierung, die ich in meinen Investments intern einhalte, noch nicht gelesen haben, können dies hier nachholen.

Diesmal waren es ausschließlich potenzielle cigar butts, die auf meinen Radarschirmen aufgetaucht sind. Dass diese von der Menge her dominieren, sollte nicht weiter verwunderlich sein, da in dieser Strategie eher die Masse der untersuchten Unternehmen ausschlaggebend ist, und nicht individuelle und bis ins Detail recherchierte Qualität.

SMA Solar

Dieses Unternehmen ist eines der hartnäckigeren Überbleibsel aus der hochgelobten Deutschen Energiewende. Es kämpft noch immer wacker ums Überleben und der Aktienkurs kannte in den letzten Wochen hauptsächlich eine Richtung, nämlich nach unten. Da die SMA nun schon seit einiger Zeit auf meinem cigar butt screen auftaucht, habe ich mir mal ganz oberflächlich die Bilanz angesehen. Der Stichtag der Kennzahlen ist der 30.09.2014 und mir ist durchaus bewusst, dass die Gesellschaft in den letzten Monaten noch einiges an Geld durchgebracht haben wird. Ich habe als Schritt 1 eine Firesale-Berechnung gemacht. Sämtliche Posten sind in Millionen Euro zu verstehen.

Posten Buchwert Faktor Liquidationswert
Intangibles 106 0 0
Sachanlagen 333 0.33 109.89
Fin. Vermögen
langfristig
52 0.8 41.6
Latente Steuern 96 0 0
Vorräte 232 0.5 116
Lieferforderungen 124 0.8 99.2
Fin. Vermögen
kurzfristig
96 0.8 76.8
Steuerforderungen 9 1 9
übrige Forderungen 24 0.8 19.2
Cash 162 1 162
Summe der
Verbindlichkeiten
558   558
Netto 676   75.69

Selbstverständlich kann man über die Annahmen zum gewählten Faktor vortrefflich diskutieren. Ich wollte nur einmal einen ersten groben Wert als Ausgangspunkt haben. Selbst, wenn man etwas weniger konservative Annahmen trifft, nämlich, dass die Sachanlagen und die Vorräte beinahe den Buchwert erzielen und außerdem Teile der Steuerguthaben irgendwie nutzbar gemacht werden (siehe Tabelle 2), scheint mir die Gesellschaft bei einer Marktkapitalisierung von gut 380 MEUR noch nicht billig genug. Viel höhere Annahmen kann ich persönlich bei einem Unternehmen mit diesen Zukunftsperspektiven vorerst nicht rechtfertigen.

Posten Buchwert Faktor Liquidationswert
Intangibles 106 0 0
Sachanlagen 333 0.7 233.1
Fin. Vermögen
langfristig
52 0.8 41.6
Latente Steuern 96 0.5 48
Vorräte 232 0.8 185.6
Lieferforderungen 124 0.8 99.2
Fin. Vermögen
kurzfristig
96 0.8 76.8
Steuerforderungen 9 1 9
übrige Forderungen 24 0.8 19.2
Cash 162 1 162
Summe der
Verbindlichkeiten
558   558
Netto 676   316.5

Aus einem anderen, noch weniger konservativen, Blickwinkel betrachtet könnte man beispielsweise auch das gesamte Umlaufvermögen zuzüglich der langfristigen finanziellen Vermögenswerte abzüglich sämtlicher Schulden als nicht betriebsnotwendiges Vermögen ansetzen. Das wären insgesamt ca. 140 MEUR. Diese Summe könnte man wahrscheinlich aus der Gesellschaft entnehmen (oder damit investieren), ohne dass die finanzielle Stabilität gefährdet wäre. Der Rest des Kaufpreises (ca 240 MEUR) müssten durch die Ertragskraft abgedeckt sein, damit man überhaupt einen fairen Preis für das Unternehmen bezahlt. Da die Gesellschaft derzeit operativ mehr Geld verballert, als ein betrunkener Seemann, erscheint die SMA auch aus diesem Blickwinkel (noch) nicht attraktiv.

Subsea 7

Dieses Unternehmen ist ein Dienstleister, der hauptsächlich im Offshore-Bohrsegment tätig ist und demnach zu den Branchenkollegen der bereits im Bargain Portfolio befindlichen Transocean zählt. Wenig überraschend leidet der Aktienkurs des Unternehmens derzeit unter dem tiefen Ölpreis. Auch hier habe ich mir – wie bei allen cigar butt-Kandidaten – als erstes die Bilanz angesehen. Allerdings habe ich noch keine firesale-Berechnungen a la SMA-Solar gemacht, sondern nur mal die für mich wichtigsten Kennzahlen zur finanziellen Stabilität (wieder auf Basis 30.09.2014) evaluiert.

Die Eigenkapitalquote beträgt 64%. Selbst bei einer vollständigen Abschreibung auf den momentan vorhandenen goodwill würde diese Quote nicht unter 50% fallen. Das Unternehmen hat derzeit ein gearing von mickrigen 2,6% und das Umlaufvermögen deckt über ¾ der gesamten Verbindlichkeiten ab. Damit ist die Subsea7 schon mal wesentlich besser finanziert, als die Transocean. Diese Gesellschaft werde ich mir definitiv in den nächsten Tagen noch näher ansehen.

Blinkx

Dieses britische Unternehmen betreibt, soweit ich das überhaupt richtig verstanden habe, eine Internetplattform, auf der Videokonsumenten mit Herstellern und Produzenten dieser Videos verlinkt werden. Finanziert wird dieser Dienst wenig überraschend mit Werbeeinnahmen. Hinsichtlich des Videosuchalgorithmus scheint die Gesellschaft auch einige Patente zu haben.

Der Aktienkurs ist im letzten Jahr massiv unter die Räder gekommen. Die Situation, die dazu geführt zu haben scheint, ist eine äußerst interessante: Die Gesellschaft wurde/wird von mehreren Shortsellern attackiert, deren These von Publikationen eines Harvard-Professors gestützt wird. Interessenten können die Geschichte hier nachlesen.

Von der Bewertung her wäre das Unternehmen jedenfalls näher zu untersuchen: Die Gesellschaft hat ein Umlaufvermögen von 157 Mio. USD (davon über 100 Mio. Cash) und Gesamtverbindlichkeiten von 40 Mio. USD, und demnach ein Nettoumlaufvermögen von 117 Mio. USD. Die Marktkapitalisierung beträgt ca 165 Mio. USD, was bedeutet, dass die Assets, die die Cashflows generieren, nämlich die Internetplattform selbst und die damit zusammenhängenden Patente, nicht mal 50 Mio. USD kosten würden. Freilich weiß ich (noch) nicht, ob dieses Geschäftsmodell überhaupt nachhaltig ist, inwieweit man gegen übermächtige Konkurrenten wie youtube eine Chance haben kann, und was an den Vorwürfen des Harvard-Professors überhaupt dran sein könnte.

XRF Scientific

Dieses Unternehmen stellt Gerätschaften her, die in der Gewinnung von Edelmetallen und in der Spezialchemie verwendet werden. Mehr habe ich auf den ersten Blick – ehrlich gesagt – einfach nicht verstanden.

Auch hier wurde in einem ersten Schritt die finanzielle Stabilität untersucht. Die Eigenkapitalquote beträgt über 93%, die Gesellschaft verfügt über net cash, das Umlaufvermögen übersteigt die Gesamtverbindlichkeiten um über 11 Mio. AUD. Es ist zwar mehr als die Hälfte des EK mit goodwill und sonstigen intangibles unterlegt, da die EK-Quote aber dermaßen hoch ist, wäre selbst eine vollständige Abschreibung des goodwills kein Malheur. Bei einer Marktkapitalisierung von knapp 25 Mio. AUD ist also fast die Hälfte (über 11 Mio. AUD) nicht betriebsnotwendiges Vermögen. Das ist auf den ersten Blick relativ günstig für ein Unternehmen, das über 2 Mio. AUD im letzten Jahr verdient hat. Auch dieses Unternehmen wird also einen Teil meiner Aufmerksamkeit in den nächsten Tagen erhalten.

Eldorado Gold

Die Eldorado Gold (eine Erklärung des Geschäftsmodelles dürfte hier entbehrlich sein) fällt seit kurzer Zeit entgegen dem allgemeinen Trend bei Gold wie ein Stein. Seit dem kurzfristigen Hoch bei 7,78 USD hat sich das Papier innerhalb von wenigen Tagen auf 4,78 verbilligt (das sind immerhin 38% Minus innerhalb einer starken Woche). Das hat mich dazu veranlasst, auch hier mal einen oberflächlichen Blick drauf zu werfen.

Eines der Probleme, mit denen sich die Eldorado momentan offenbar herumschlagen muss, ist die Situation in Griechenland. Man hat hier relativ viel in ein Goldminenprojekt investiert, und die derzeitige Regierung scheint nicht gerade geneigt zu sein, dieses Projekt weiter zu unterstützen. Außerdem hat die Gesellschaft ihren eigenen Ausblick zurückgeschraubt. Man rechne mit niedrigerer Produktion und außerdem deutlich höheren Kosten.

Stellen wir auch hier mal den Grad der finanziellen Stabilität fest: Die Eigenkapitalquote beträgt ca. 76%, die Goodwillquote liegt bei unter 10%, das Unternehmen hat unter Berücksichtigung des Inventars (das man durchaus als Cashäquivalent betrachten kann) deutlich net cash und das Umlaufvermögen deckt bereits gut die Hälfte der gesamten Verbindlichkeiten ab, was für ein Goldminenunternehmen ziemlich gut ist.

Ich bin noch nicht wirklich dazu gekommen, mich mit den Problemen der Gesellschaft näher zu beschäftigen, angesichts ihrer momentanen Bewertung werde ich das aber dringend nachholen müssen. Ein Schmankerl möchte ich den Lesern des Bargain Magazines aber zum Abschluss dieses Artikels nicht vorenthalten, nämlich die „Analyse“ von Jim Cramers TheStreet-Team. Die Highlights aus der Analyse, die zum momentanen Sell-Rating führen, sind Folgende:

  • Die Gewinne je Aktie sind im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40% gefallen.
  • Die Gesellschaft hat im vergangenen Jahr im Hinblick auf die Entwicklung des Gewinns in Relation zu S&P 500 und auch zur peergroup deutlich underperformt.
  • Der Return on Equity ist deutlich gefallen
  • Der Aktienkurs hat sich schlecht entwickelt, was aber nicht unbedingt negativ sein muss. Vielmehr könnte der gefallene Aktienkurs auch ein Faktor dafür sein, dass die Aktie irgendwann wieder attraktiv werden könnte. Jetzt sei es aber noch zu früh dafür.
  • Der Cashflow ist ebenfalls gesunken.

Die Quintessenz, die ich hier aus diesen Highlights mitnehme, ist also: Die operative Performance hat sich in der Vergangenheit schlecht entwickelt, der Aktienkurs deswegen auch, und die logische Konsequenz aus diesen Feststellungen ist, dass ich die Aktie jetzt verkaufen muss. Trotzdem sollte ich die Augen offen halten, damit ich rechtzeitig wieder dabei sein kann, wenn sie irgendwann wieder steigt. Wenn ich pesönlich so investieren würde, bräuchte ich wahrscheinlich bald einen Sponsor für Bargain…

The post Screen der Woche: KW 5 2015 appeared first on Bargain.



(01.02.2015)

SMA Sunny Boy: "Echt lecker, unsere Wechselrichter. :) Danke an Juliane für den Schnappschuss! Source: http://facebook.com/SMASolarTechnology"


 Latest Blogs

» Börsenradio Live-Blick 1/7: Guter Start in...

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Wolfgang ...

» Börsepeople im Podcast S13/15: Wolfgang Pr...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 30. J...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 29. J...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 28. J...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 27. J...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 26. J...

» Wiener Börse Party 2024 in the Making, 30....

» D&D Research Rendezvous #7: Starkes ATX-Ha...


Daniel Koinegg

Der Praktikant.

>> http://www.bargain-investments.com


 Weitere Blogs von Daniel Koinegg

» SW Umwelttechnik: Beschlussvorschlag einge...

Am 4. Mai 2017 findet für die SW Umwelttechnik die jährliche Hauptversammlung statt. D...

» SW Umwelttechnik: Ist ein KGV von unter 5 ...

Disclaimer: Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich Aktionär der in diesem Artike...

» SW Umwelttechnik: Geschichte und Geschäfts...

Wie in dem im Januar dieses Jahres gestarteten Aufruf angesprochen möchte ich im Rahmen ein...

» Veränderungen im Muster-Portfolio von Barg...

Es hat ein paar kleine Veränderungen im Musterportfolio gegeben, über die hier kurz be...

» Aufruf an den Streubesitz der SW Umwelttec...

Ich habe vor einiger Zeit in einem Quickcheck für das Bargain Magazine den österreichi...