Wie Pilze profitieren Blogs, Chatrooms, Storyboards, Facebook - und Twitter – Communities vom Dampf der Datenwolke (Klaus Woltron)


Überlegungen eines Brainware – Users und potentiellen Kundens  einer Internet - Zeitung.

Zeitenwenden sind die interessantesten und kritischsten Perioden der Geschichte. Ursprünglich regional wirksam – wie die Erfindung des Faustkeils, des Rades, des Feuers – dann darüber hinaus: Straßen, Brücken, Geld, Buchdruck  – letztendlich weltweit: Dampfmaschine, Auto, Medikamente, Radio, Telefon, TV, Computer, Internet. Viele  dieser Revolutionen kamen völlig unerwartet aus dem Nichts; „Black Swans“ nennt man sie.

Der bis dato dunkelste dieser seltsamen Vögel ist die Cloud – die Datenwolke, die die gesamte Welt umspannt, zu welcher ununterbrochen immer mehr Informationsdampf aufsteigt und als prasselnder Regen - aus Bildern, Wörtern und Geschichten - auf seine  Verursacher niedergeht, jedes Geheimnis früher oder später enthüllt, uns alle nackt und bloß vor die gesamte Welt hinstellt.

 Wie Pilze profitieren Blogs, Chatrooms, Storyboards, Facebook -  und Twitter – Communities vom Dampf der Datenwolke.   Widerstreitende Informationen, Millionen Bilder, Meinungen und Parolen regnen auf den erstaunten, interessierten, verunsicherten und, je nach Befindlichkeit und Aufnahmebereitschaft, auch übersättigten Nutzer herab. Vergeblich spannt man Schirme gegen den Regen auf – er durchdringt die besten Sicherungssysteme, benetzt den fernsten Eingeborenen und auch den standhaftesten Informationsverweigerer, zumindest indirekt. Viele profitieren – und viele stehen vor den Scherben ihrer bisherigen Existenz.

Dies alles und noch viel mehr  steigt aus der realen Welt auf, als Informationsdampf, und kondensiert in der Umwelt tausender miteinander vernetzter Computer und deren Datenspeicher in Form von Bits und Bytes.  Es  regnet Privates und Öffentliches, Zorn und Frust, Manipulation, Fehlinformationen und Propaganda, neue Heilslehren, Kochrezepte, Geheimes aus den Schubladen von Militärs, den Schlafzimmern von Filmstars und Politikern, dem Traumland von Teenagern und den Tagebüchern altgewordener Stars. Unterschiedlichste Biotope befeuchtet die Wolke, ohne Maß,  Ziel und Ordnung.  Die explodierende Kundenschar von weltweit agierenden Großunternehmen, Abonnenten der Internet- Ableger von Tageszeitungen, Datensammel- Experten  der Geheimdienste, gelangweilte Surfer im Web, Propagandisten aller Lager, die Phantasie von Teenagern und vereinsamter Singles, den Zorn von Wutbürgern und die zarten Seelen betulicher oder ehrlicher  Weltverbesser. Die traditionelle Zeitungswirtschaft erlebt ein auflagemäßiges Waterloo, reihenweise werden altehrwürdige Presseprodukte Opfer der Informationswolke, die sich jeder redaktionellen Linie,  allen wirtschaftlichen Zwängen von Inseratenabteilungen,  parteipolitischen und staatstragenden Direktiven und Mainstream – treuer Denke entziehen. Manche behaupten sogar, diese neue Situation – die fast zeitgleiche, immer präziser werdende,  Abbildung des Geschehens auf der ganzen Welt würde die bisherige Art, zu denken, die Welt zu verstehen und miteinander zu kommunizieren, auf den Kopf bzw. auf völlig neue Beine stellen. Man wird sehen, wie die überbordernde Phantasie der Internet – Gläubigen in den nächsten Jahren zur Realität wird, oder ob letztendlich der Mensch mit seinem Hausverstand den von ihm entfesselten sprichwörtlichen  Besen wieder in die ihm zukommende Ecke, als Diener,  weisen wird können. Bis dahin wird allerdings in vielen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sphären  kein Stein auf dem anderen bleiben.

Die traditionelle Zeitungswirtschaft, z. B.,  erlebt ihr Waterloo. Reihenweise werden altehrwürdige Presseprodukte Opfer der Informationswolke, die sich jeder redaktionellen Linie,  allen wirtschaftlichen Zwängen von Inseratenabteilungen,  parteipolitischen und staatstragenden Direktiven und Mainstream – treuer Denke entziehen. Zwei Hauptgründe dafür gibt es: Zu allererst die vielen Möglichkeiten, sich Nachrichten auch auf anderen Wegen zu besorgen als über Printprodukte – bis hin zu maßgeschneiderten individuellen Nachrichtenportalen a la Google News. Nicht zu vernachlässigen ist das Phänomen, dass immer mehr Zeitungsleser ihren redaktionellen Informanten misstrauen, weil sie per Internet- Search unwiderruflich  erfahren müssen, dass bei weitem  nicht alles, was gedruckt wird, auch stimmt und sie in allzu vielen Fällen nach Strich und Faden belogen, manipuliert und schamlos ausgenützt werden.

Für mich, als den Besitzer, Entwickler und Nutzer einer bereits weitestgehend fertig programmierten und mit individuell erworbenen Daten ausgestatteten „Brainware“ ist die Integration der neuesten Soft –  Hard – und Speicherware- Möglichkeiten nichts fundamental Neues, aber ein gewaltiges Werkzeug im Dienst der erwähnten …Ware meines Gehirns, das sich gegen jede Bevormundung und Beherrschung wehrt wie  das Immunsystem gegen eine Bakterieninvasion. Wozu aber kann man als kritisches Individuum  die Wolke nutzen? Wo liegen ihre Gefahren, ihre Chancen? Nachstehend eine Betrachtung aus dem – sehr persönlichen -Aspekt eines an der Verbreitung nützlicher und sinnstiftender Informationen Interessierten.  

Information für Anspruchsvolle: Internet - Publishing  

Wissen ist Macht. Wissen allein aber ist zu wenig: Es  muß gepaart werden mit dessen zielgerichteter, konzentrierter und rechtzeitiger Anwendung. Dazu wieder gehört die grundsätzliche Entscheidung, in welche Richtung Wissen genutzt werden soll, und wie der optimale Kanal von dessen Transport aussehen muß: Wie, wohin und wozu dieses Wissen genutzt wird. Nicht zuletzt ist die Frage zu beantworten, in welcher Form das Wissen für jene aufzubereiten ist, in deren Bewusstsein und Seele es Wurzeln schlagen soll. 

Der Betreiber einer Internetzeitung – davon gibt es dutzende Spielarten - hat für gewöhnlich das Ziel, eine möglichst große Leserschaft zu gewinnen, an sich zu binden und sodann vermittels diverser Mechanismen einen auskömmlichen Profit zu generieren. Umgekehrt betrachtet, muss er aus Sicht seiner Kunden davon ausgehen, dass man an -

 

-          stichhaltigen,

-          überprüfbaren,

-          aktuellen,

-          unparteiischen,

-          gut dargestellten,

-          leicht konsumierbaren und-

-          sich auf das wesentliche Interesse einer bestimmten Klientel konzentrierenden….

 

Informationen und deren Interpretation interessiert ist.

  Am Anfang dieses löblichen Unterfangens wird wohl die Absicht stehen, sich von den oft kommerziell, politisch oder weltanschaulich  korrumpierten Printprodukten durch eine möglich ehrliche,  umfassende und  unvoreingenommene Berichterstattung zu unterscheiden und die von vielen Lügen und Manipulationen angewiderte und sensibel gewordenen Leserschaft zu gewinnen.

 

Wie aber kann das gelingen? Meines – weithin noch unvollständigen und unausgereiften Erachtens – sind dazu folgende Voraussetzungen erforderlich:

 

-          Eine klare Ausrichtung auf eine bestimmte, nicht zu kleine, aber bis auf weiteres weitestgehend  jenseits des Boulevards angesiedelte Zielgruppe mit einem wohl definierten Query, aber auch mit Inhalten, welche der kontroversiellen Diskussion dienen;

-          Eine diese Gruppe in allen deren Interessenschwerpunkten mit bekannter, höchster Qualität bedienende Stamm – Autorenschaft

-          Ebensolche Gastautoren für Spezial – und aktuellste Themen

-          Eine Nutzung dieser Personen auch außerhalb des Mediums vermittels deren Aktivitäten in anderen sozialen Netzwerken (Multilikationseffekt)

-          Eine übersichtliche, individuell anpassbare Plattform

-          Zutrittsmöglichkeit für Nichtabonnenten (in  stark reduziertenm Umfang, als Eyecatcher)

-          Eingebaute Links im Text und individuell  anpassbare Themensuchbereiche für externe News, ähnlich Google News oder Nutzung des Letzteren als  Filter (pirate the enemy)

-          Eine Diskussionsplattform (nur für Abonnenten) mit Beurteilungsmöglichkeit durch andere Abonnenten, evtl. mit davon abhängigen Ausschließungs- oder Hinweiskriterien

-          Ein neutraler, von niemandem beeinflusster Provider

-          Eine hervorragende, schnelle, zuverlässige  Anbindung des/der Server an das Netz.

Soweit mein –vorläufiges und noch unvollständiges -  Interesse als potentieller Leser einer Internetzeitung, die für mich  interessant sein könnte. Und solche wie mich gibt’s viele.  



(26.12.2014)

Fliegenpilz, Schwammerl, Pilz, (© Martina Draper)


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Klaus Woltron

ist ein österreichischer Unternehmer , Buchautor und Kolumnist. Er ist Gründungsmitglied des Club of Vienna und war aktives Mitglied bis zum April 2008. Hier berichtet er u.a. über "Die Perestroika des Kapitalismus".

>> https://www.woltron.com/


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