Wieviel meines Geldes soll ich in Wertpapiere anlegen? - die ersten Schritte zur Wertpapieranlage (Teil 3) (Robert Wanner)

Nach den ersten beiden Artikeln dieser Serie wissen wir nun, dass man die Geldanlage selbst in die Hand nehmen kann (Artikel Teil 1) oder sich auch dabei auch helfen lassen kann (Artikel Teil 2). Beide Möglichkeiten können eine kostengünstige Alternative zur Wertpapieranlage über die üblichen Bankprodukte sein.

Doch hat man sich dazu entschlossen Geld anzulegen, stellt sich natürlich die Frage: „Wieviel meines Geldes soll ich in Wertpapiere anlegen?“.

Das ist eine berechtigte Frage, bei deren Beantwortung ich gerne ein paar Anregungen geben möchte.

Die Geldanlage bzw. das Ansparen in Wertpapiere sollte man auf jeden Fall als etwas Langfristiges sehen. Wenn man sich z.B. die historischen Aktienkurse der vergangenen Jahrzehnte ansieht, erkennt man viele Hoch- und Tiefpunkte. Es gibt Zeiten in denen Aktien über mehrere Jahre zweistellige Renditen erwirtschaften, aber genauso Jahre in welchen der Aktienmarkt um über 50% einbricht. Das kann man sehr schön an folgender Grafik erkennen, welche den historischen Kursverlauf des deutschen Aktien-Index "DAX" von 1986 bis 2016 zeigt.

historischer DAX

Langfristig gesehen konnte sich der Aktienmarkt immer wieder von den Rückschlägen erholen und sogar neue Höchststände erreichen. Man kann also davon ausgehen, dass die Aktienanlage umso risikoärmer ist, umso länger man das Geld arbeiten lassen kann.

Diese Wertschwankungen sind natürlich nicht Jedermanns Sache. Aber obwohl man gewisse Schwankungen bei der Wertpapieranlage hinnehmen muss, gibt es Möglichkeiten, diese bis zu einem gewissen Grad zu minimieren. Diese Minimierung der Schwankungen kann man zum Beispiel dadurch erreichen, dass man sein Kapital in verschiedene Anlageklassen aufteilt. Die sogenannte „Diversifikation“.

Der Grundgedanke der Diversifikation ist, dass unterschiedliche Anlageklassen auf bestimmte Marktereignisse unterschiedlich reagieren und dadurch Verluste in einer Anlageklasse durch Gewinne in einer anderen Anlageklasse ausgeglichen werden. Langfristig gesehen soll sich dadurch ein stetiger Gewinn unter einer geringeren Schwankung ergeben.

Eine weitere Möglichkeit das Risiko zu minimieren, ist die Investition über einen monatlichen Sparplan. Mit diesem wird jedes Monat nur eine kleine Summe investiert. Dadurch erhält man mit der Zeit einen guten Durchschnittskurs und das Risiko, dass man genau zum schlechtesten Zeitpunkt einsteigt, wird aufgelöst. Diesen Effekt nennt man "Cost-Average-Effect".

 
Welche Anlageklassen gibt es?

Wenn man eine breite Streuung seiner Geldanlage wünscht, kann man folgende Anlageklassen in Erwägung ziehen:

  • Aktien: Unternehmensanteile von Firmen.
  • Rohstoffe: Hier gibt es viele Unterschiedliche. Für die langfristige Vermögensanlage eignen sich meiner Meinung nach aber nur Edelmetalle wie Gold und Silber.
  • Anleihen: Schuldverschreibungen, welche von Firmen oder Staaten begeben werden und Zinsen bringen.
  • Sparkonten: Streng genommen keine Anlageklasse. Es macht aber natürlich durchaus Sinn, einen Teil seines Geldes schnell verfügbar zu halten.

Aktien und Rohstoffe weisen im Normalfall gegenüber Anleihen (von guter Bonität) die größeren Schwankungen auf. Ein Sparkonto hat keine Wertschwankung, dafür bringt es aber im Schnitt auch die geringste Rendite.

Wie soll ich mein Kapital auf die verschiedenen Anlageklassen verteilen?

Umso weniger Schwankungen man im Depot haben möchte, umso größer sollte der Anteil an Sparkonten und Anleihen sein. Auf einen bestimmten Anteil an Aktien und/oder Edelmetallen sollte man aber nicht verzichten.

Es gibt eine sehr einfache bekannte Formel, welche einen guten Richtwert für den Aktienanteil eines Depots gibt:

Aktienanteil = 100 - Lebensalter

Man zieht sein Alter einfach von der Zahl 100 ab. Das Ergebnis ist der prozentuale Aktienanteil. Bei einer 35-jährigen Person würde dies 65 % ergeben.

Das mag sehr hoch erscheinen. Die Formel geht aber von einer sehr langfristigen Vermögensanlage aus, also zum Beispiel für die Rente. Die Formel berücksichtigt einfach die historischen Daten, welche zeigen, dass Aktien im Schnitt die höchste Rendite abwerfen. Möchtest du selbst für deine Rente sparen, ist diese Formel ein guter Ansatz. Man würde dann alle 5 Jahre den Aktienanteil um 5 % reduzieren und das Kapital in weniger schwankende Anleihen oder auf Sparkonten umschichten.

Planst du nicht ganz so langfristig, kannst du den Anteil natürlich auch niedriger ansetzen. Wichtig ist hierbei, dass es möglichst nur so viel sein sollte, dass du auch bei unvorhersehbaren Ereignissen nicht sofort auf das Geld angewiesen bist. Sonst müsstest du im schlechtesten Fall genau dann verkaufen, wenn die Aktien vielleicht gerade an Wert verloren haben.

Selbst wenn man sich selbst eher als risikoscheu einschätzt, sollte man einen Aktienanteil von mind. 30 % seines Gesamtvermögens in Erwägung ziehen. Die historischen Daten zeigen, dass sich Aktien langfristig besser entwickelt haben, als alle anderen Anlageklassen.

Wie ich schon vorhin erwähnt habe, ist es auch möglich mit monatlichen Sparplänen in die Welt der Wertpapieranlage einzusteigen. Also selbst wenn du dich nicht traust eine größere Summe auf einmal in den Aktienmarkt zu investieren, kannst du mit kleinen monatlichen Beträgen damit beginnen einen Aktienanteil mit ETF´s (Was sind ETF´s) aufzubauen. Die Möglichkeit günstig in ETFs über Sparpläne zu investieren bietet z.B. FLATEX AT bzw. FLATEX DE.

Auch Edelmetalle wie Gold und Silber können gute Investments sein. Obwohl Edelmetalle natürlich keine Zinsen bzw. Dividenden abwerfen, gehören Sie für mich zu einer unverzichtbaren Anlageklasse. Gerade aktuell ist Gold, im Vergleich zu den letzten Jahren, günstig und somit interessant geworden. Gold schwankt zwar auch im Wert, hat sich aber in der Geschichte immer wieder als gute "Krisenwährung" bewährt. Im Allgemeinen wird empfohlen etwa 10 % seines Kapitals in Gold anzulegen. In Gold kann man in physischer Form (Münzen und/oder Barren) oder auch über Wertpapiere investieren.

Fazit

Für eine langfristige Vermögensanlage sind Wertpapiere unverzichtbar. Die Angst vor Verlusten hält einen Großteil der Menschen jedoch davon ab in solche zu investieren. Da werden lieber Sparkonten und Bausparverträge abgeschlossen, welche abzüglich der Inflation oft eine negative Rendite aufweisen. Man fühlt sich sicher, weil der Wert nicht schwankt und man jedes Jahr die mickrigen Zinsen auf dem Kontoauszug sehen kann.

Doch bei Sparbüchern und Bausparverträgen ist nur eines sicher: Sie schaffen keinen Mehrwert und meist spart man sich durch die Inflation arm. Die Summe am Sparkonto ist zwar nominal größer geworden, durch den Kaufkraftverlust ist diese Summe aber weniger Wert als noch ein Jahr zuvor. Dieser Kaufkraftverlust ist wie eine versteckte Steuer, welche von den Menschen kaum wahrgenommen wird.

Vermögensaufbau funktioniert nur, wenn man das Geld arbeiten lässt und die Rendite der Geldanlage über der Inflation liegt. Es macht über die Jahre hinweg einen immensen Unterschied, ob man sein Geld zu 0,50 % Zinsen anlegt oder in Aktien investiert, welche in den letzten 30 Jahren eine durchschnittliche Rendite von über 5 % pro Jahr aufgewiesen haben.

Legst du 10.000 Euro bei 0,50 % Zinsen an, erhältst du nach 30 Jahren 11.614 Eurozurück. Bei einer Rendite von durchschnittlich 5 %, erhältst du hingegen für die gleichen 10.000 Euro ganze 43.219 (!) Euro.

Bei Wertpapieren können die Gewinne nicht garantiert werden und der Wert der Anlage schwankt. Aber allein die Möglichkeit auf eine solche Überrendite ist es wert, das Risiko einzugehen. Also mache den ersten Schritt und fange an zu investieren.

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Im Original hier erschienen: Die ersten Schritte zur Wertpapieranlage (Teil 3)



(10.05.2016)

Gewinn & Verlust UBM - historisches Wertpapier


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Robert Wanner

Über Geld spricht man nicht! - der Blog zum Thema "Persönliche Finanzen" - die do´s and don´ts im Umgang mit Geld.

>> http://austrian-capitalist.at


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