An Europas wichtigsten Aktienmärkten ist am Donnerstag die Risikoscheu der Anleger wieder zurückgekehrt. Die Angst vor schnelleren Zinserhöhungen in den USA mit all ihren Folgeeffekten griff um sich. So endete der Tag für die wichtigsten Indices mit Abschlägen, allerdings konnten sich die Märkte von den Tagestiefs erholen. Gefragt waren lediglich Banken- und Versicherungstitel, diese beiden Sektoren konnten den Tag mit Zuwächsen beenden. Besonders Intesa Sanpaolo und Axa waren gesucht, diese beiden Titel beendeten Tag mit Aufschlägen von 2,2% beziehungsweise 1,9%. Am schwächsten waren die Immobilientitel, die wie gewohnt äußerst sensibel auf Zinsdiskussionen reagierten, diese Branche musste fast 3,0% Abschlag hinnehmen. Unibail-Rodamco war hier einer der schwächsten Titel mit einem Tagesverlust von knapp 3,8%. Auch Konsumgüterwerte erlebten einen schlechten Tag, vor allem die Luxusgüterbranche geriet aus der Gunst der Anleger, LVMH beispielsweise musste 4,9% abgeben, auch Moncler, Burberry oder Kering beendeten den Tag deutlich tiefer. Continental litt unter einer negativen Studie von BNP Paribas und musste einen Abschlag von 3,8% verbuchen.
Gegen das negative europäische Umfeld konnte sich der ATX gut behaupten und einen weiteren Gewinntag verzeichnen, das österreichische Börsenbarometer ging mit einem knappen Aufschlag von 0,1% aus dem Handel. Auch in Österreich waren die Bankentitel stark, Erste Group verzeichnete ein Plus von 2,8%, Bawag konnte ein Plus von 0,2% in den Schluss retten, lediglich Raiffeisen schloss 0,1% schwächer. Sehr gesucht war auch OMV , dieser Titel konnte mit einer 1,4% höheren Notierung schliessen. OMV und GAZPROM wollen enger zusammenarbeiten. Gestern haben die beiden Unternehmenschefs eine "Absichtserklärung zur strategischen Kooperation" unterzeichnet. Am Mittwoch hatten sich OMV und Gazprom auf eine Kaufvariante für die geplante Beteiligung am großen Urengoy-Gasfeld in Westsibirien geeinigt. Im Gegensatz dazu musste Schoeller-Bleckmann einen relativ deutlichen Abschlag von 2,7% verzeichnen. Zu den Gewinnern zählte auch Zumtobel mit einem Plus von 2,5%, gesucht war auch Palfinger , wo ein Zuwachs von 2,4% verzeichnet werden konnte. Unter Druck kamen die Versorger, Verbund erlitt einen deutlichen Abschlag von 4,0%, auch EVN musste 2,1% abgeben. Kapsch TrafficComm litt unter Gewinnmitnahmen und verzeichnete ein deutliches Minus von 4,1%.
Angst vor schneller als erwartet steigenden Zinsen prägte auch das Börsegeschehen in den USA. Nach dem überraschend guten ADP-Beschäftigungsreport erhöhten Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell die Befürchtungen, dass die Zinsschraube schneller als erwartet angezogen werden könnte. Allerdings konnten sich auch in den USA die Indices von den Tagestiefstständen deutlich erholen. Besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden die Technologiewerte, der Nasdaq -index musste 1,8% abgeben. Branchengrößen wie Amazon und Apple litten unter Spekulationen, nach denen China bei diversen US-Unternehmen Spionagechips eingeschleust haben soll. Amazon und Apple beendeten den Tag mit einer jeweils 2,2% tieferen Notierung, die Google Mutter Alphabet büßte sogar 2,9% ein. Auch die zuletzt stark gelaufenen Industrietitel litten unter Gewinnmitnahmen, Boeing und Caterpillar schlossen mit Abschlägen von bis zu 1,0%. Eine positive Ausnahme war Eli Lilly, der Pharmakonzern hatte bei einer experimentellen Studie mit einem Diabetes-Wirkstoff überzeugende Ergebnisse gemeldet und konnte ein Plus von 4,0% erzielen. Aktien von Barnes & Noble sprangen ferner wegen Übernahmephantasie um fast 22,0% in die Höhe. Der Buchhändler hatte mitgeteilt, bei einigen Parteien auf Kaufinteresse gestoßen zu sein und einen Verkauf strategisch in Erwägung zu ziehen.
Deutlich abgeben mussten die Ölpreise, Brent verlor 2,0%, bei WTI betrug das Minus sogar 2,7%. Goldschloss nach einigen Zuwächsen während des Tages am Ende dann doch relativ unverändert bei rund 1.200 US-Dollar. Der Euro konnte sich gegen den US-Dollar gut behaupten, gegen Ende des Tages wurde das Währungspaar bei einem Wert von rund 1,151 gehandelt.
Vorbörslich sind die europ. Börsen schwächer praktisch unverändert indiziert. Die asiatischen Märkte schließen abermals mit roten Vorzeichen. Von der Unternehmensseite ist es weiterhin relativ ruhig. Von der Makroseite gibt es heute Nachmittag Arbeitsmarktdaten aus den USA.
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
OMV AG
Nachdem vor zwei Tagen bereits ein „Basic Sale Agreement“ bezüglich der Achimov-Formation des Urengoi-Erdgas- und Kondensatfeldes zwischen dem heimischen Öl- und Gasproduzenten OMV und Gazprom unterzeichnet wurde, gab OMV gestern bekannt, dass nun des Weiteren eine Absichtserklärung zur strategischen Kooperation zwischen beiden Unternehmen vereinbart wurde. Darin wird vorgesehen ein gemeinsames Koordinationskomitee für die Zusammenarbeit im Erdgasbereich – sowohl Upstream wie auch Downstream, in Wissenschaft und Technologie sowie zur Personalweiterbildung zu gründen. In Österreich stellt die OMV für Gazprom den wichtigsten Partner in den Bereichen Gasproduktion, Transport und Versorgung dar.
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