ATX-Trends: Stimmung an den Aktienmärkten besonnen, RBI verschiebt Polen-IPO (Mario Tunkowitsch, Wiener Privatbank)

Investoren sind derzeit zurückhaltend, allerdings ist die Stimmung an den Aktienmärkten generell besonnen. Weiter anziehende Marktzinsen haben den leicht Börsen zugesetzt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen war über die psychologisch wichtige 0,5-Prozenthürde gestiegen - das war der höchste Stand sei Anfang 2016. Auch die politischen Risiken rund um Nordkorea drückten auf die Stimmung. Nach dem Test einer Interkontinentalrakete hatte US-Präsident Donald Trump dem Land mit ernsten Konsequenzen gedroht. Ein möglicher Militärschlag hätte massive Auswirkungen auf die gesamte asiatische Region. Die steigenden Marktzinsen sowie ein schwächer als erwartet ausgefallener ADP-Arbeitsmarktbericht hievten den Euro über die Marke von 1,14 Dollar. Das Fed-Protokoll setzte derweil keine größeren Akzente, dies galt auch das EZB-Pendant. "Versorger gehören zu den Hauptverlierern steigender Zinsen aufgrund ihrer hohen Verschuldung", sagte ein Händler. Umgekehrt waren Finanzwerte gesucht. Bankenwerte gewannen 1,3 Prozent, der Versorgersektor büßte 0,8 Prozent ein. Peugeot stiegen um 2,8 Prozent und Renault um 1,6 Prozent. Auslöser waren Berichte, wonach Frankreich den Verkauf von Fahrzeugen mit Diesel- bzw. Ottomotoren bis 2040 verbieten und eine Abwrackprämie bieten wolle

Der finanzlastige ATX gewann 0,1%, gekauft wurde die VIG (+2,6%), welche von steigenden Renditen am Anleihenmarkt profitieren würden. Auch Banken würden höhere Zinsen gut tun, RBI stieg um 2,1%, Erste Bank stieg um 2,0%. Ansonsten waren RHI gesucht (+2,5%).

Ein kräftiger Renditeanstieg am Rentenmarkt hat der Wall Street leichte Abschläge beschert. Darin spiegelte sich die Sorge der Marktteilnehmer über ein Ende der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken rund um den Globus. Daneben belastete auch die verbale Verschärfung im Nordkorea-Konflikt, nachdem US-Präsident Donald Trump in Warschau sagte, die USA prüften "einige wirklich schwerwiegende Schritte". Hinzu kam noch, dass eine zunächst kräftige Erholung des Ölpreises ausgebremst wurde. General Electric (GE) gaben um 3,7 Prozent ab. GE droht eine Geldbuße durch die EU-Kommission. Dem US-Konzern werden Verstöße gegen EU-Vorschriften bei der Übernahme von LM Wind Power vorgeworfen. Tesla verloren 5,6 Prozent. Der US-Elektroautobauer hat erneut die Bestnote für sein Model S in einem Sicherheitstest verfehlt. Seit Ende Juni ist die Aktie um rund 20 Prozent zurückgegangen.

Das Jobwachstum in den USA sollte im Juni wieder stärker geworden sein, nachdem es im Mai überraschend nachgelassen hatte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Firmen außerhalb der Landwirtschaft 174.000 zusätzliche Stellen geschaffen haben. Für die Arbeitslosenquote wird ein stabiler Wert von 4,3 Prozent prognostiziert und für die Stundenlöhne ein Zuwachs von 0,3 Prozent. Zuletzt waren gemischte Signale vom US-Arbeitmarkt ausgegangen. Mit 138.000 schufen die Firmen im Mai weniger Stellen als erhofft, und auch die Zahlen für die beiden Vormonate wurden spürbar nach unten revidiert. Zugleich sank die Arbeitslosenquote jedoch auf 4,3 Prozent - der tiefste Stand seit 16 Jahren. Die heterogene Entwicklung am Arbeitsmarkt hat die Fed aber nicht davon abgehalten, die Zinsen weiter zu erhöhen. Die Entwicklung im Juni steht nun unter besonderer Beobachtung, denn sollten weiter so wenige Jobs auf dem Arbeitsmarkt entstehen, müsste die US-Notenbank ihren geldpolitischen Kurs überdenken. Schon jetzt kaufen die Marktteilnehmer der Fed ihre Signale für weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten nicht voll ab.

Vorbörslich sind die europäischen Börsen unverändert indiziert. Die asiatischen Märkte schließen uneinheitlich. Von der  Makroseite steht heute der US-Arbeitsmarktbericht für Juni im Fokus. Von der Unternehmensseite ist es relativ ruhig.

Unternehmensnachrichten

RBI

hat den Börsegang ihrer Polen-Tochter für 19. Juli 2017 abgesagt. Es gebe nicht genug Interessenten für die Aktien der Raiffeisen Bank Polska. Derzeit ist eine Verschiebung geplant, bestätigt die Bank. Dafür wurde ein Nachtrag zum Emissionsprospekt eingereicht. Die Zeichnungsfrist lief bis heute, Donnerstag. Immerhin hatte die RBI 100 Investoren angesprochen, 350 „Research Reports“ versendet, eine detaillierte Investorenanalyse im Vorfeld gemacht und Roadshows in London und Warschau abgehalten. RBI-Vorstandschef Johann (Strobl) hatte wiederholt versucht, bei der polnischen Finanzaufsicht einen Aufschub des Börsegangs zu erreichen. Investoren wollten laut Medienberichten wegen des Portfolios unprofitabler Schweizer-Franken-Kredite einen zu hohen Abschlag.



(07.07.2017)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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