Hugo Boss: Warum jetzt die Ärmel hochgekrempelt werden (Christian-Hendrik Knappe)

Hugo Boss hat eine ganze Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, mit denen es im operativen Geschäft wieder besser laufen und verlorengegangenes Anlegervertrauen zurückgewonnen werden soll. Kurzfristig scheint dies dem Management mit einer stabilen Dividende für 2015 bereits gelungen zu sein.

 Laut Unternehmensangaben vom 10. März musste Hugo Boss im Geschäftsjahr 2015 einen Gewinnrückgang um 4 Prozent auf 319,3 Mio. Euro hinnehmen. Trotzdem wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 3,62 Euro je Aktie vorschlagen. Damit würde das MDAX -Unternehmen 78 Prozent des auf die Anteilseigner entfallenden Konzerngewinns ausschütten. Zudem bekräftigte Hugo Boss seine bisherige Dividendenpolitik, nach der jeweils zwischen 60 und 80 Prozent des Konzerngewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen.

 Es war unter anderem der Dividendenpolitik zu verdanken, dass sich die Hugo-Boss-Aktie kurzfristig nach den jüngsten Kurskapriolen stabilisieren konnte. Im Frühjahr 2015 kletterten die Papiere auf ein neues Allzeithoch. Seitdem hat die Aktie etwas mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Die jüngste Gewinnwarnung hatte den Verkaufsdruck erhöht. Am 23. Februar hatte Hugo Boss Anleger regelrecht geschockt. Eine schwächere Nachfrage in China, Rabattschlachten in den USA und hohe Wachstumsinvestitionen hatten dazu geführt, dass das Unternehmen für 2016 einen Rückgang des operativen Ergebnisses (bereinigtes EBITDA vor Sondereffekten) im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr prophezeit hatte. Außerdem wurde das mittelfristige Ziel gestrichen, die bereinigte EBITDA-Marge bis 2020 auf 25 Prozent zu steigern. Am 29. Februar folgte die Nachricht, dass der bisherige Konzernchef Claus-Dietrich Lahrs das Unternehmen verlässt. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

 Während die ungeklärte Nachfolge an der Konzernspitze für Unsicherheiten sorgen dürfte, versucht sich Hugo Boss mit einem Maßnahmenpaket auf das schwierige Marktumfeld einzustellen. Das Unternehmen stellt seine Kostenstrukturen und geplante Investitionen auf den Prüfstand. 2015 lagen die Investitionen bei 220 Mio. Euro. In diesem Jahr sollen sie unter 200 Mio. Euro sinken. Zusätzlich will man in den USA dem rabattintensiven Großhandelsbereich ein Stück weit entfliehen. In China werden rund 20 Läden geschlossen. Außerdem will Hugo Boss seine digitalen Aktivitäten ausbauen und die Abwicklung des Online-Geschäfts in Europa im zweiten Quartal selbst übernehmen. Gleichzeitig soll die Zahl der neu eröffneten Geschäfte im Vergleich zu den Vorjahren deutlich sinken.

 Hugo Boss wird 2016 mit den verschiedenen Umbaumaßnahmen in den USA und China beschäftigt sein. Entlastung bietet dabei das europäische Geschäft, das im Gegensatz zu den Regionen Amerika und Asien/Pazifik solide wachsen soll. 2015 lag das Umsatzwachstum in Europa bei 6 Prozent. Positive Währungseffekte sorgten dafür, dass die Erlöse konzernweit um 9 Prozent (währungsbereinigt: +3 Prozent) auf 2,8 Mrd. Euro gesteigert wurden. Für 2016 stellt das Management trotz der schwierigen Situation erneut ein währungsbereinigtes Plus von 3 Prozent in Aussicht. 

 Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Hugo-Boss-Aktie erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN DX6UM6) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,28, die Knock-Out-Schwelle bei 42,10 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN DL1EDC, aktueller Hebel 3,02; Knock-Out-Schwelle bei 71,10 Euro) auf fallende Kurse der Hugo-Boss-Aktie setzen.

 Stand: 14.03.2016

© Deutsche Bank AG 2016 



(16.03.2016)

Hugo Boss Tooykrub / Shutterstock.com , (© www.shutterstock.com)


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Christian-Hendrik Knappe

Deutsche Bank, X-markets, Produkt-Spezialist https://www.xmarkets.db.com/...

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