Jochen Stanzl, 25. Februar 2016
Als gäbe es nichts anderes, trat eine Erholung des Ölpreises gestern eine Schlussrally an der Wall Street los. Der Ölpreis stieg, weil zuvor ein kräftiger Rückgang der Vorräte in den Benzinlagern gemeldet wurde. Aus der höheren Benzinproduktion der Raffinerien allerdings den Rückschluss zu ziehen, dass die US-Wirtschaft vor einem neuen Aufschwung stehen könnte, ist überzogen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Weitere Daten werden zur Bestätigung dieses Trends notwendig sein.
Die amerikanischen kommerziellen Öllager sind ohnehin zu 97,5% ihrer maximalen Kapazität gefüllt. Es wird Monate dauern, um hier wieder einen Normalzustand herzustellen. Für den Moment muss man festhalten, dass die Öllagerbestände der USA trotz hohen Füllständen weiter ansteigen. Das ist ein Risiko für den Ölpreis und damit für die Wall Street, die einen exzessiven Fokus auf die täglichen Schwankungen des Ölpreises legt.
Der Deutsche Aktienindex labt sich heute Morgen noch an den guten Vorgaben aus New York. Auch die asiatischen Börsen sind positiv – China will sich vor dem morgen und übermorgen stattfindenden G20-Gipfel in Shanghai nicht die Blöße geben und sorgt für Ruhe an der Währungsfront, um nicht in die Kritik der westlichen Politik zu geraten. Ob es Peking allerdings gelingen wird, die Aufmerksamkeit damit von sich abzulenken, ist eher fraglich. China wird ein zentrales Thema sein.
Die Tatsache, dass der amerikanische Finanzminister Jack Lew der Hoffnung möglicher weltweiter Konjunkturprogramme im Vorfeld des G20-Gipfels eine Absage erteilte, ist hingegen eine Enttäuschung. Die Börsen werden damit ihre Abhängigkeit vom Öl und der Politik der Zentralbanken vorerst nicht ablegen können.