Noch ist ThyssenKrupp nicht zu alter Stärke zurückgekehrt. Allerdings hat das Unternehmen zuletzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man sich auf dem Wege der Besserung befindet und mit einer herausfordernden Marktsituation fertig werden kann.
Nach einigen schwierigen Jahren scheint Deutschlands größter Stahlkonzern nun endlich die Krise hinter sich zu lassen. Überraschend gut ausgefallene Ergebnisse zum ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2014/15 (Ende März) und eine angehobene Prognose haben der Aktie des Industrie- und Technologieunternehmens jüngst das Erreichen eines neuen Mehr-Jahreshochs ermöglicht. Dank der Konjunkturaufhellung in Europa und des schwachen Euro könnte diese Kursrallye sogar eine Fortsetzung finden.
Besonders stark konnte das DAX-Unternehmen zuletzt von der erfolgreichen Umsetzung seiner Effizienzsteigerungsmaßnahmen profitieren. Auf diese Weise wurde das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres um 31 Prozent auf 722 Mio. Euro gesteigert. Dies teilte ThyssenKrupp am 12. Mai mit. Unter dem Strich verdiente man mit 88 Mio. Euro zwar deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum (200 Mio. Euro), allerdings ist hierfür der im April vereinbarte Verkauf der Edelstahl-Tochter VDM verantwortlich, bei dem ThyssenKrupp Abschreibungen in Höhe von knapp 120 Mio. Euro vornehmen musste. Außerdem war im Vorjahr noch ein Buchgewinn aus dem Verkauf des Stahlwerks in USA in den Ergebnissen enthalten.
Darüber hinaus profitierte ThyssenKrupp Ende 2014 und zu Beginn dieses Jahres von niedrigeren Rohstoffkosten, während sich der schwache Euro auf der Umsatzseite positiv bemerkbar machte. Die Erlöse kletterten konzernweit um 9 Prozent auf 21,0 Mrd. Euro. Der Auftragseingang fiel zwar im Vorjahresvergleich um 2 Prozent auf 20,5 Mrd. Euro, allerdings war dafür unter anderem ein Großauftrag im Marineschiffbau im ersten Quartal des Vorjahres verantwortlich. Besonders gut lief es erneut in der Aufzugssparte. Dort konnten die Essener einen neuen Rekordwert beim Auftragseingang verbuchen.
Insgesamt lief es sogar so gut, dass sich ThyssenKrupp höhere Ziele gesetzt hat. Für das Gesamtjahr geht man nun auf Unternehmensseite von einem deutlichen Anstieg des Bereinigten EBIT auf 1,6 bis 1,7 Mrd. Euro aus. Zuvor war ThyssenKrupp mit einem erwarteten Wert von mindestens 1,5 Mrd. Euro etwas bescheidener. Mittel- bis langfristig will man jedoch auch wieder die 2-Milliardengrenze packen. Bis auf Steel Americas sollen 2014/15 alle Geschäftsbereiche deutlich positive Beiträge erwirtschaften. Bei den Konzernumsätzen wird wiederumauf vergleichbarer Basis ein Plus im einstelligen Prozentbereich erwartet. Auch beim Jahresüberschuss soll es eine deutliche Verbesserung (Vorjahr: 195 Mio. Euro) geben.
Obwohl ThyssenKrupp mit seinen jüngsten Geschäftsergebnissen positiv überraschen konnte, ist es noch nicht sicher, dass die Kursrallye der Aktie weitergeht. Einerseits ist mit dem Aufwärtstrend auch die Bewertung angestiegen. Zudem bleibt die Lage am europäischen Stahlmarkt schwierig. Überkapazitäten und ein hoher Preiswettbewerb bleiben die bestimmenden Themen. Mit der einsetzenden Konjunkturerholung besteht jedoch auch die Hoffnung, dass sich der Markt endlich erholen könnte.
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der ThyssenKrupp-Aktie erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN XM0RDS) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,27, die Knock-Out-Schwelle bei 18,75 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN XM2RSD, aktueller Hebel 2,77; Knock-Out-Schwelle bei 32,20 Euro) auf fallende Kurse der ThyssenKrupp-Aktie setzen.
Stand: 22.05.2015
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