„Was schreibst denn dauernd über den Rückgang der Handelsumsätze?“, höre ich dieser Tage immer öfter. Neugieriger Anhang: „Ist das wirklich so dramatisch?“ Bitte sehr, machen Sie sich am besten selbst ein Bild:

- 2007 hatten wir 190,6 Mrd. Umsatz an der Wiener Börse
- 2008 waren es 145,1 Mrd.
- 2009 nur noch 72,6 Mrd.
- 2010 recht unveränderte 73,3 Mrd.
- 2011 sieht nach einem Rückfall unter 70 Mrd. aus

Das heisst: Wir sind ca. 2/3 schwächer als 2007. Die Deutschen (Xetra) haben gegenüber 2007 auch verloren, aber nur 1/3. Und mittlerweile zeigt der Trend in D wieder steil nach oben, bei uns nach unten. Der letzte Zacken ist zweifelsfrei diese Un-KESt.

Reparieren Sie dies bitte, lieber neuer (noch ungenannter) Finanzminister.

Exkurs: Was man so hört, würden das qualifizierte Kandidaten wie Stephan Koren oder Michael Ikrath im Sinne der Zukunftsfähigkeit des Kapitalmarkts sehr gerne tun. Aber vielleicht werden sie ja gerade deshalb nicht Finanzminister, weil eine Renaissance der Börse nicht im Interesse des Koalitionspartners ist und damit koalitionsgefährdend wäre. Auch Maria Fekter wäre ein Hoffnungsschimmer, eilt ihr doch der Ruf voraus, ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Eine Steuer, die mehr kostet als sie bringt und die Wertschöpfung der gesamten Finanzwirtschaft mindert, könnte ein Fekter-Opfer werden.

Auch der neue ÖVP-Chef Spindelegger, der mit nicht allzu viel Vorschusslorbeeren ("Kuschelkurs", etc.) empfangen wurde, ist hier gefragt, wenn die ÖVP noch eine Wirtschafts- oder Standortpartei sein will.
Ich glaube, dass immer mehr Menschen bereit wären, derartige Kompetenz auch via Wahlzettel zu honorieren: Griechenland, Portugal & Co. können nicht das Ziel sein. Und dass wir beim Pisa-Test für Finanzwissen (den gibts wirklich) still und heimlich nicht mitmachen, ist auch ein Skandal, liebe Bildungsexperten.

PS, eben gelesen: "Rothensteiner wünscht sich Finanzminister mit Bilanzkenntnissen"

Christian Drastil

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