Das ATX-Jahr 2000: High-Tech-Seifenblase platzt, einige Glückskinder, aber auch Pechvögel (Christian Drastil)


Der Millennium-Bug ist zwar ausgeblieben, trotzdem war das Jahr 2000 für die Wiener Börse ein nur bedingt gutes. Der ATX verlor 10,4 Prozent auf nur noch 1073,30 Punkte.

Dabei musste man das Jahr in zwei Hälften teilen. Zunächst liefen die Tech-Titel weltweit noch von Rekord zu Rekord und der Old-Econony-lastige ATX ist gleichzeitig zurückgefallen; niemand wollte im Startquartal „Brick and Mortar“-Aktien, nur Businesspläne, die auf Dotcom basierten, waren nachgefragt. Das spielte auch einer gewissen betandwin.com (heute bwin) in die Hände, die zu einem der stärktsten Austro-IPOs aller Zeiten wurde: bwin ging de facto ohne Website an die Börse, war 68,5-fach überzeichnet, legte eine spontane Kursverdoppelung hin. Die Zeichnungsfrist fand im März statt, jenem Zeitpunkt, zu dem der Nasdaq Composite und der Nemax des Neuen Marktes ihre Rekorde verzeichneten.

Letzteren gibt es nicht mehr, und selbst die Nasdaq ist nachher auch nicht annähernd wieder an die Niveaus von 2000 herangekommen. Der Leitindex der US-Wachstumsbörse notier­te Ende 2010 bei nur etwas mehr als der Hälfte des 2000er-Niveaus.

Das IPO-Jahr 2000 war auch das letzte Jahr, in dem es österreichische Unternehmen an den Neuen Markt gezogen hat: Gericom, Kretztechnik, update und Blue C gingen nach Frankfurt, EMTS zog es nach Zürich.

Im April 2000 platzte die Tech-Bubble. Die weltweit massiv überbewerteten Unternehmen konnten die Gewinnerwartungen nicht einmal annähernd erfüllen.

Zudem waren meist auch die Akquisitionen, die aus dem IPO-Erlös finanziert wurden, ihr Geld nicht wert. Ja, und bei weitem nicht alles, was in den Bilanzen stand, gab es auch wirklich. Es war ein klassischer Lawinenrutsch, der sich markant beschleunigte und vielen Anlegern ihr Erspartes auf Nimmer-Wiedersehen raubte. Auch wenn Österreich hier weniger stark betroffen war, weil es weniger Exposure gegeben hat, ging im zweiten Halbjahr auf der IPO-Front nichts mehr.

Dies hatte natürlich auch einen Effekt auf die Pricing­vorgänge. Hätte eine Telekom Austria-
Aktie in der ersten Jahreshälfte wohl noch 15 bis 20 Euro gekostet, so wurden es letztendlich nur neun Euro (mit anschliessendem Absturz). Auch Head floppte brutal.

Zwei geplante IPOs mussten gecancelt werden: ai (aus dem VA Tech-Reich) und auch eine gewisse Andritz. Letztere sollte es nochmal probieren ...

HINWEIS:
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(07.01.2011)

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Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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