Unter "Wertpapier-KESt: Wort mit 8 Buchstaben gesucht" hatte ich am Freitag ein Rätsel für das verlängerte Wochenende gestellt: Es ging um etwas, das die Steuerdurchboxer im Köcher haben könnten. Es wurden einige Vorschläge gepostet (siehe
http://www.boerse-express.com/cat/postin... ), das gesuchte Wort war nicht dabei.
Kurze Einleitung:
Natürlich gibt es im Zusammenhang mit der drohenden steuerzuliefernden Datenspeicherung durch die Banken auch diverse vergangenheitsbezogene Ängste. So "könnte" die Finanz natürlich beim Brokerkunden XY, der im Jahr 2011 mit 100 Trades ingesamt 1 Mio. Euro umgesetzt hat, auf die Idee kommen, doch mal weiter in den Vorjahren nachzugraben, wie denn das mit der Steuerehrlichkeit war ...
In diesem Zusammenhang könnte das gesuchte 8-Buchstaben-Wort aus dem Hut gezaubert werden: AMNESTIE.
Im alten Jahrtausend, bei der Einführung der KESt auf Zinserträge, gab es das schon einmal. Die Sünden der Vergangenheit waren damals durch Steueramnestie getilgt und für die Zukunft war ja der Staat direkt an der Quelle.
Eine Amnestie könnte auch jetzt ein Art "Last-Minute-Zuckerl" der Steuerdurchboxer sein. Zumindest hört man das auf der Gerüchteebene.
Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Wertpapier-KESt in der österreichischen Variante eine Fehlkonstruktion ist, die zudem die Aktie gegenüber anderen Anlageformen diskriminiert. Die Gegner-Liste wächst und wächst:
http://www.boerse-express.com/liste
Dem Börse Express geht es nicht um Amnestien für Steuersünder, sondern um einen attraktiven Kapitalmarkt für Emittenten und Anleger. Wir sind ohnedies im europäischen Schlussdrittel. Zudem fehlt der Regierung jeglicher Sparwille bei zB Beamten und Ländern. Mit einer Steuer, die mehr kostet, als sie bringt, wird man das Budget nicht sanieren.
Auf den Punkt gebracht hat es WKO-Chef Leitl: "Ich lehne jede einzelne Steuer aus dem soeben geschnürten Budgetpaket ab. Wir müssen erneuern statt besteuern."
PS: Täte man bei den Privatanlegern tatsächlich etwas nach hinten schauen, so würde man zwar vielleicht 2009 Gewinne sehen; allerdings Gewinne, die nur zu einem Bruchteil das wieder gutgemacht haben, was 2008 in den Portfolios passiert ist. Denn 99 Prozent der Privaten agieren "long only" und täten sich sehr freuen, wenn man Verluste gegen andere Einkunftsarten aufrechnen könnte. Und eine Amnestie macht nur Freude, wenn es viel zu amnestieren gibt ...
(02.11.2010)