Liebe Leser, die Goldmedia-Studie „Online Betting & Gambling 2010“ prognostiziert Onlinespieleinsätze für Deutschland im Jahr 2010 von 7,6 Milliarden Euro. Hier die Aussendung samt Grafik im Original:
"Berlin, 20. Juni 2006. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur zukünftigen Regelung des staatlichen Monopols bei Sportwetten in Deutschland wird derzeit in mehreren Bundesländern aktiv gegen private Wettannahmestellen vorgegangen. Die Nutzer dieser Wettangebote wandern daraufhin jedoch keineswegs zu staatlichen Angeboten in Deutschland ab, sondern vor allem zu ausländischen Internet-Wettanbietern.
Die Berliner Unternehmensberatung Goldmedia hat in der Studie Online Betting & Gambling 2010 die Online-Glücksspiel-Märkte (Lotterien, Casinospiele und Wetten) in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingehend analysiert und zeigt darin, dass von der Schließung der privaten Wettbüros und einem geringeren Wettbewerb im stationären Wettgeschäft in Deutschland vor allem (ausländische) Internetanbieter profitieren. Damit wird das Wachstum des ohnehin schwer kontrollierbaren Online-Vertriebskanals anteilig gegenüber dem stationären Wettgeschäft beschleunigt.
2005 setzten Deutsche rund eine Milliarde Euro allein bei Online-Wetten ein
Im Jahre 2005 wurden von Deutschland aus bei Glücksspielangeboten im Internet insgesamt 3,3 Milliarden Euro eingesetzt. Etwa eine Milliarde Euro entfiel davon auf den Bereich der Online-Wetten. Die meisten Wettanbieter im Internet beschränken sich jedoch nicht nur auf Wetten, sondern halten ebenso ein breites Angebot an Online-Casino- oder Lottospielen bereit. Zuwächse im Bereich Online-Wetten führen somit auch zu einer Steigerung bei anderen Online-Gambling-Angeboten.
Wachstumsrate hängt von künftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen ab
Die Online-Glücksspielbranche boomt und verzeichnet jährlich zweistellige Zuwachsraten. Wie hoch das Wachstum in Deutschland letztlich ausfallen wird, hängt von den Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen ab, die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bis Ende 2007 vorzunehmen sind.
In der Studie Online Betting & Gambling 2010 hat Goldmedia deshalb verschiedene Szenarien entworfen und entsprechende Modelle für die Umsatzentwicklung bis zum Jahre 2010 berechnet. Der Spieleinsatz beim Online-Glücksspiel wird 2010 in Deutschland minimal bei rund sechs Milliarden Euro (Worst Case) und maximal bei rund neun Milliarden Euro (Best Case) liegen.
Im Real Case geht Goldmedia davon aus, dass zumindest für einige Online-Anbieter weiterhin Mög-lichkeiten bestehen werden, Werbung in den Medien zu platzieren und Multiplikatoren (z.B. Fußballvereine) für das Marketing zu nutzen. In diesem Fall prognostiziert Goldmedia ein Wachstum der Online-Spieleinsätze für Lotto, Wetten und Casinospiele inkl. Poker in Deutschland auf 7,6 Milliarden Euro.
Die Roherträge, d.h. die Spieleinsätze reduziert um die Gewinnausschüttung, werden sich im Real Case von 0,6 Mrd. Euro in 2005 auf 1,2 Mrd. Euro in 2010 steigern. Die jährliche Wachstumsrate wird im Zeitraum 2005 bis 2010 bei den Spieleinsätzen 19 Prozent und bei den Roherträgen 13 Prozent betragen.
Chart 1:
Prognose:
Online Gambling (Lotto, Casino, Wetten) in Deutschland nach Szenarien, Spieleinsatz und Rohertrag 2005-2010
Siehe extra jpg
13 Prozent Wachstum der Spieleinsätze in Österreich, 18 Prozent in der Schweiz
Da der Markt in Österreich durch ein breites Online-Angebot von privaten Wettanbietern und des staatlich konzessionierten Online-Casinoanbieters win2day relativ weit entwickelt ist, erwartet Goldmedia bei den Spieleinsätzen ein gegenüber Deutschland reduziertes Wachstum von rund 13 Prozent pro Jahr bis 2010.
In der Schweiz ist von einem Wachstumspotenzial der Spieleinsätze auf deutschem Niveau auszugehen. Da aber in der Schweiz noch schärfere Restriktionen gegenüber privaten Anbietern bestehen, wird die jährliche Wachstumsrate bei 18 Prozent liegen und damit etwas geringer ausfallen als in Deutschland.
Fazit
Michael Schmid, Berater bei Goldmedia und Autor der Studie Online Betting & Gambling 2010, fasst die Entwicklungen zusammen: „Das Verbot privater Wettanbieter oder -vermittler und die in diesem Fall vom Bundesverfassungsgericht geforderte Reduzierung der Werbemaßnahmen auch bei staatlichen Wettangeboten treibt letztlich die Menschen in Deutschland, anders als in Österreich, über das Internet zu ganz anderen, völlig unkontrollierten Angeboten. Der Gesetzgeber wäre daher aus fiskalischer und am Allgemeinwohl orientierter Sicht letztlich besser beraten, eine kontrollierte Liberalisierung herbeizuführen. Denn nur dann lässt sich auch bei Onlineanbietern sowohl eine marktgerechte Besteuerung als auch eine geeignete Spielsuchtprävention realisieren.“
(20.06.2006)