Montag, 8. Jänner

Franz Beckenbauer ist tot, es kam nicht ganz unerwartet. Meine Erinnerung an ihn ist vielfältig. Ich bin 1968 geboren, das Finale 1974 gegen die grosse holländische Mannschaft ist meine erste intensive Fussball-Erinnerung, ich hab das Spiel bei einem Urlaub in den Schweizer Alpen gesehen, hab die Bilder aus dem TV und das Rundherum noch genau im Kopf. Und die aktuelle und jüngste Erinnerung stammt aus einem Sky Biopic über Beckenbauer, getitelt mit „Der Kaiser“. Ich hab den Film vor ein paar Monaten mit meinem Sohn genossen, er als Nicht-Zeitzeuge war begeistert und ich als Zeitzeuge (bis auf die WM-Endrunden 1966 und 1970) ebenfalls. Klaus Steinbacher verkörpert Beckenbauer genial, egal, ob es um Schmäh, Lebenslust, den Widerstand gegen veraltete Strukturen oder den Drang zu damals revolutionären Spielweisen geht. Dazu die Geschichte(n) mit seinen Frauen, die Phase als Sänger mit Werbe- und Plattenverträgen, die politischen Wickel mit Paul Breitner, die Probleme mit Beratern und dem Fiskus, die zu einer Art Flucht in die Vereinigten Staaten und zu New York Cosmos führten. Und letztendlich die Phase als Alert-Teamchef samt WM-Sieg 1990 in Rom. Wie gesagt: Steinbacher mimt den Kaiser einfach grossartig, dies über alle Lebensphasen, er bringt den Charakter des grossen Spielers und charismatischen Menschen einfach super rüber. Dieser Film ist eine grosse Empfehlung, wenn man dem Kaiser gedenken will. 

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Christian Drastil

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