Es wird wieder Zeit für eine umfangreichere Analyse eines österreichischen Unternehmens, weshalb ich mich in den nächsten Wochen tiefergehend mit dem mid cap Semperit AG Holding (AT0000785555) auseinander setzen möchte. Dieses Unternehmen wurde vor knapp eineinhalb Jahren schon mal im Rahmen eines Gastartikels über Charttechnik im Bargain Magazine behandelt. Begonnen wird die Analyseserie wie bereits bei SBO AG oder auch Binder + Co AG gewohnt mit einem obligatorischen „Quickcheck“.
Die Wurzeln des Unternehmens lassen sich bis in die Zeit der österreichischen Monarchie zurückverfolgen. Wie so viele heimische Unternehmen hatte auch die Semperit AG turbulente Phasen vor allem während des zweiten Weltkrieges. Bis Anfang der Siebziger Jahre konnte eine beachtliche Expansion realisiert werden, eine Kombination aus Ölkrise und zu hohen Schulden verursachte dann neuerlich heftige Schwierigkeiten. Es erfolgte daraufhin eine Aufspaltung in mehrere Geschäftsbereiche, wobei das Reifengeschäft später an Continental verkauft wurde. Ein anderer Teilbereich bildete das Fundament für die Semperit AG Holding in der jetzigen Form. Genaueres zur Unternehmensvergangenheit ist wie immer im zugehörigen Wikipedia-Artikel nachlesbar.
Die derzeitigen Sparten entnehme ich der Homepage des Unternehmens. Die Semperit gliedert ihre Tätigkeiten in die beiden Sparten Medizin und Industrie. Die Sparte Medizin produziert verschiedene Arten von Handschuhen: Operationshandschuhe, Untersuchungshandschuhe, sowie Einweg- und Mehrwegschutzhandschuhe. Die Sparte Industrie fertigt und vertreibt eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte wie beispielsweise Hydraulik- und Industrieschläuche, Transportbänder, Handläufe für Personenbeförderungsbänder usw.
Der Hauptaktionär der Semperit AG mit ca. 54% der Anteilsscheine ist die B & C Privatstiftung. Der Rest ist Streubesitz. Die B & C Privatstiftung ist Teil eines von der Bank Austria und von der Creditanstalt gegründetes Konstrukts zur Entwicklung verschiedener Unternehmensbeteiligungen. Diese Gruppe hält neben dem Aktienpaket der Semperit auch noch Kernaktienpakete an den österreichischen Unternehmen AMAG und Lenzing. Weiteren Aufschluss über den Hintergrund der B & C bietet der Besuch der Homepage.
Jahr | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 |
Konzernergebnis | 38,81 | 45,38 | 51,8 | 46,2 | 54,90 | 49,7 |
EK | 310,6 | 351,1 | 379,4 | 406,2 | 411,5 | 449,4 |
Bilanzsumme | 531,53 | 593,5 | 616,65 | 824,46 | 852,12 | 831,9 |
EK-Quote | 58,44% | 59,16% | 61,53% | 49,27% | 48,29% | 54,02% |
ROE | 12,5% | 12,9% | 13,7% | 11,4% | 13,3% | 11,1% |
Die Zahlen der letzten sechs endgültig bekannten Jahre sind ganz in Ordnung. Es gibt eine knapp zweistellige Eigenkapitalrendite trotz verhältnismäßig konservativer EK-Quote. Der Blick in den letzten Zwischenbericht zum Q3 2015 offenbart allerdings, dass sich da gründlich etwas verändert hat. Die Eigenkapitalquote wurde nämlich deutlich gesenkt und beträgt derzeit knapp 38%. Dafür beläuft sich der auf das Gesamtjahr hochgerechnete ROE auf über 15%. Zum Jahreswechsel 2014/2015 wurde nämlich eine Änderung der Kapitalstruktur vollzogen, im Zuge derer Fremdmittel aufgenommen und Eigenmittel in Form einer satten Zusatzdividende an die Eigentümer ausbezahlt wurden. Die finanzielle Stabilität hat sich dadurch etwas verschlechtert, ist aber meines Erachtens auf den ersten Blick noch nicht besorgniserregend.
Ich werde mich also weiter mit der Semperit beschäftigen und in regelmäßigen Abständen neue Aspekte des Unternehmens beleuchten.
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