Sehr geehrte Privatanleger,
Derzeit erschüttert der VW-Skandal Deutschland. In der Folge hat sich die VW-Aktie (Vorzüge, WKN: 766403) seit ihrem Hoch im März dieses Jahres halbiert. Da stellt sich schon einmal die Frage, ob man einsteigen sollte.
Es ist keine Frage, dass eine Lawine auf VW zurollen wird. Das Unternehmen hat bislang einen vergleichsweise niedrigen Betrag von 6,5 Milliarden Euro zurückgestellt. Zudem hat der Reputationsverlust sicherlich auch Auswirkungen auf die zukünftigen Umsätze.
Ein bisschen erinnert mich der Skandal an die Vorwürfe von plötzlicher Beschleunigung (engl. sudden acceleration), denen sich Honda und Toyota in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in den USA ausgesetzt sahen und die beiden Unternehmen massiv schadeten. Damals stellte sich der amerikanische Handelsminister vor die Kameras und warnte vor Toyota mit den Worten: „I would not buy a Toyota."
Und derzeit ist VW auf dem Weg zum größten Autobauer der Welt. Und nun ermittelt das U.S.-Justizministerium.
Wir hatten VW in den letzten Jahren nicht auf dem Radar und VW war auch keine Position in den nach meiner Strategie geführten Fonds. Die Governance-Struktur war uns immer zu unklar, obwohl das Unternehmen zweifelsohne ein guter Autobauer ist. Dennoch kann man sich überlegen, ob die VW-Aktie nicht jetzt vielleicht ein Schnäppchen ist.
Wir haben die Aktie unter konservativen Gesichtspunkten einer Schnellbewertung unterzogen. Dabei gehen wir von einem Umsatzverlust von zehn Prozent p.a. in den USA, fünf Prozent p.a. im Rest der Welt und einem weiteren Umsatzanstieg von einem Prozent p.a. in der Region Asien / Pazifik innerhalb von vier Planjahren aus. Unter diesen sehr gedämpften Annahmen hätte die Aktie ein Potential von von 15 bis 20 Prozent.
Schauen Sie sich dennoch auch die BMW-Aktie (Vorzüge, WKN: 519003)[1] an, wenn Sie an den Automobilsektor denken. Seit ihrem Hoch hat auch die BMW-Aktie deutlich an Wert verloren. Und am 24. September brach sie aufgrund der Abgasgerüchte noch einmal um zehn Prozent ein. Dieser Verlust wurde am 25. September bereits wieder weitestgehend wettgemacht.
Denn BWM hat – anders als VW – eine klare Governance-Struktur. Die Vorstände müssen mit 60 gehen, auch wenn sie gerne noch weiter machen würden. Streit zwischen den Aktionären dringt nicht nach außen. Das hat sich in den letzten zehn Jahren auch sehr positiv bemerkbar gemacht.
Auf diesem Niveau sind die deutschen Autobauer also einen Blick wert. Aber es darf dabei selbstverständlich nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Unternehmen an der Weltkonjunktur hängen.
Die Bedrohung durch selbstfahrende Autos und Hersteller wie Tesla beginnt erst richtig, obwohl Audi, BMW und Mercedes als Konsortium einen Kartennavigationsdienst erworben haben, um von Google & Co. unabhängiger zu sein. Autoaktien sollten daher keinen allzu großen Bestandteil im Depot ausmachen.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
[1] Der Titel befindet sich im Max Otte Vermögensbildungsfonds und im PI Global Value Fund.
Hinweis/Disclaimer:
Prof. Dr. Max Otte berät beziehungsweise Unternehmen, an denen Prof. Dr. Max Otte beteiligt ist, beraten den PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) und den Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.
Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen in einen genannten Titel in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräusserung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.
© DER PRIVATINVESTOR; www.privatinvestor.de
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Prof. Dr. Max Otte promovierte in Princeton und lehrte Betriebswirtschaft an den Hochschulen/Universitäten Worms, Boston, Würzburg und Graz.
Seit 15 Jahren hat er sich voll und ganz dem Privatanleger verschrieben. Sein Ziel:
Eine bankenunabhängige und nachvollziehbare Aktienanalyse auf Basis wertorientierter Kapitalanlage. Kern seines Strategieansatzes ist die von ihm entwickelte Methode der Königsanalyse®.
In seinem Buch „Der Crash kommt“ prognostizierte Max Otte bereits im Sommer 2006 die internationale Finanzkrise von 2008. Daneben hat der dreimalige „Börsianer des Jahres“ mehr als ein Dutzend weiterer Bücher sowie zahlreiche Artikel in Zeitungen und Fachblättern veröffentlicht. Regelmäßig wird er von den Medien zu Anlage- und Währungsfragen interviewt.
Max Otte ist Gründer der in Köln ansässigen IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH, die seinen wöchentlichen Börsenbrief Der Privatinvestor herausgibt, sowie Gründer und Mitglied im Verwaltungsrat der in Zug (Schweiz) ansässigen Privatinvestor Verwaltungs AG. Der PI Global Value Fund, der Max Otte Vermögensbildungsfonds und der Max Otte Multiple Opportunities Fund werden gemäß seiner Strategie der Königsanalyse® verwaltet.
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