Sozialistische Zwangswirtschaft - jetzt und hier in Deutschland (Max Otte)

 

Sehr geehrte Privatanleger, 

manche von Ihnen mögen der Auffassung sein, dass ich doch etwas dick auftrage, wenn ich gelegentlich von Zwangsmaßnahmen spreche, die denen in der Spätphase des Kommunismus durchaus ähnlich sind. Seit März dieses Jahres ist etwas passiert, das Ihnen vielleicht zeigt, was ich meine.

Wir wissen, dass die Notenbanken mit ihrem Gelddrucken und den Staatsanleihekäufen am Ende sind. Deswegen muss die Benutzung von Bargeld eingeschränkt werden, denn Bargeld ist die Rote Karte, die Bürgerinnen und Bürger dem Bankensystem zeigen können. Wenn es keine wesentliche Rolle im Wirtschaftskreislauf spielt – ein komplettes Verbot ist gar nicht notwendig – können die Notenbanken machen, was sie wollen. Deswegen habe ich rettet-unser-bargeld.de1 gestartet. Erfreulicherweise steuern wir auf die 10.000 Unterschriften zu. Zusammen mit anderen Initiativen kommen wir fast auf 200.000. Im Herbst werden wir an den Bundestag herantreten. 

Im März wurden neue EU-Regeln für die Kreditvergabe bei Immobilienkrediten eingeführt. Wie so oft waren die Deutschen übereifrig, obwohl gerade in Deutschland hierzu am wenigsten Anlass bestand.

Nun müssen die Banken sehr genau prüfen, ob der Kredit während der aktiven Laufzeit durch den Schuldner zurückgezahlt werden kann. Was zunächst harmlos klingt, hat es in sich. Die Bank muss prüfen, ob die Kunden auch einen starken Anstieg der Zinsen verkraften. Und der Wert des beliehenen Hauses kann nur mit einem viel geringeren Teil eingehen als früher. Die Bank darf auch nicht mehr einfach einen Zahlungsaufschub vereinbaren.

Nach den neuen Richtlinien wird ein Fünftel aller Kreditanträge abgelehnt. Besonders betroffen: junge Familien und Rentner, die zum Beispiel ihre Immobilie modernisieren wollen. Meine Mutter durfte dies schon erfahren: Sie bekommt eine ordentliche Witwen-Versorgung (mein Vater war Lehrer) und hat ein schuldenfreies Haus. Und dennoch wurde ihr Antrag abgelehnt, denn aus ihrem Einkommen kann sie den relativ bescheidenen Kredit während ihres Lebens wahrscheinlich nicht restlos tilgen (– meine Mutter ist 76).

Kredite bekommen vor allem Menschen die bereits Vermögen haben und die gut verdienen. Meistens sind sie in der Altersgruppe zwischen 30 und Anfang 50. Und natürlich bekommen die Reichen weiter Kredite, denn sie haben ja weitere Vermögensgegenstände. 

Die Banken und auch die Kreditnehmer sind entmündigt. Kredit kommt von „credere“ (glauben, vertrauen). Nun werden die Banken durch sehr strenge Auflagen ferngesteuert und haben fast keinen Handlungsspielraum. Sie dürfen nicht mehr entscheiden und müssen vielen Menschen aus der Mittelschicht Kredite verwehren. Hätte man mir dies vor einigen Jahren gesagt, hätte ich es für eine Realsatire gehalten. Aber die Realität überholt mittlerweile oft die schlimmsten Erwartungen, wie mir Roland Tichy, früherer Chefredakteur der Wirtschaftswoche und Herausgeber von Tichys Einblick2 , am Rande der Bargelddemo in Frankfurt bestätigte.

In meinen Vorträgen zeigte ich lange die nachfolgende Tabelle, die aufzeigte, wem Niedrigzinsen wie schaden. Für die Mittelschicht überwiegen die negativen Effekte der Niedrigzinsen.

Aufgrund der neuen EU-Regeln für Kreditvergabe kann ich nun auch Bauherren – zumindest viele (insbesondere junge Familien etc.) – von der Liste der Begünstigten nehmen. Die Enteignung der Mittelschicht geht weiter. 

Aktien werden immer wichtiger. Die Lobby der Aktienbesitzer ist auch die Lobby der Reichen. Deswegen sind die Auflagen hier auch relativ gering. Die Mittelschicht versucht man durch endlos komplizierte Beratungsprotokolle bei den Banken vom Aktienbesitz fernzuhalten. 

Im Übrigen: mit meiner BREXIT-Einschätzung lag ich richtig. Ein kurzes Beben, und die Kurse steigen wieder. Neopost3 (WKN: 919272), die wir im Privatinvestor 26/2016 vorgestellt haben, zieht mächtig an. Irgendwann muss der Markt dieses Unternehmen mit einem KGV von 5, relativ stabilen Erträgen und einer Dividendenrendite von 8 Prozent ja mal entdecken. Und die Titel, die ich in meiner letzten Kolumne genannt hatte. 

Auf gute Investments!

Ihr 

Prof. Dr. Max Otte

Hinweis/Disclaimer: 

Prof. Dr. Max Otte berät beziehungsweise Unternehmen, an denen Prof. Dr. Max Otte beteiligt ist, beraten den PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) und den Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind. 

Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen in einen genannten Titel in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräusserung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.

© DER PRIVATINVESTOR; www.privatinvestor.de

  

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(18.07.2016)

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Aufwärts, bullish - Max Otte, Direktor IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH, (© finanzmarktfoto.at/Martina Draper)


Max Otte Smeil, siehe http://finanzmarktfoto.at/page/index/1230 bzw. http://finanzmarktfoto.at/page/index/1235


Max Otte, Direktor IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH, (© finanzmarktfoto.at/Martina Draper)


Max Otte singt mit Carl Zacharias "Wozu sind Kriege da?" von Udo Lindenberg https://www.youtube.com/watch?v=T6HmBiHvQpU, (© Aussender)


Brexit, EU Flagge, Union Jack, UK http://www.shutterstock.com/de/pic-338831222/stock-photo-brexit-detail-of-silky-flag-of-blue-european-union-eu-flag-drapery-with-puzzle-piece-with-great.html, (© www.shutterstock.com)


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Max Otte

Prof. Dr. Max Otte promovierte in Princeton und lehrte Betriebswirtschaft an den Hochschulen/Universitäten Worms, Boston, Würzburg und Graz.
Seit 15 Jahren hat er sich voll und ganz dem Privatanleger verschrieben. Sein Ziel: 
Eine bankenunabhängige und nachvollziehbare Aktienanalyse auf Basis wertorientierter Kapitalanlage. Kern seines Strategieansatzes ist die von ihm entwickelte Methode der Königsanalyse®.
In seinem Buch „Der Crash kommt“ prognostizierte Max Otte bereits im Sommer 2006 die internationale Finanzkrise von 2008. Daneben hat der dreimalige „Börsianer des Jahres“ mehr als ein Dutzend weiterer Bücher sowie zahlreiche Artikel in Zeitungen und Fachblättern veröffentlicht. Regelmäßig wird er von den Medien zu Anlage- und Währungsfragen interviewt.
Max Otte ist Gründer der in Köln ansässigen IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH, die seinen wöchentlichen Börsenbrief Der Privatinvestor herausgibt, sowie Gründer und Mitglied im Verwaltungsrat der in Zug (Schweiz) ansässigen Privatinvestor Verwaltungs AG. Der PI Global Value Fund, der Max Otte Vermögensbildungsfonds und der Max Otte Multiple Opportunities Fund werden gemäß seiner Strategie der Königsanalyse® verwaltet.

>> http://www.der-privatinvestor.de


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