Im heutigen Quickcheck geht es um ein Unternehmen mit dem Namen Female Health Company (ISIN US3144621022). Wie bei allen Unternehmen in dieser Rubrik gilt folgende Warnung: Es werden Unternehmen vorgestellt, die möglicherweise (!) attraktive Value Investments sein könnten. Ich persönlich habe mich mit den Unternehmen noch nicht in die Tiefe gehend beschäftigt. Die Rubrik soll nur Anregungen und Gedankenanstöße in einigen Sätzen für die Leser des Bargain Magazines sein.
Die Gesellschaft ist einer der führenden Hersteller von sogenannten Damenkondomen, oder auch Femidom genannt. Dieses kann von Frauen zur Empfängnisverhütung und Krankheitsvorbeuge verwendet werden, ohne sich chemischen Behandlungen oder sonstigen Eingriffen zu unterziehen. Es ist laut Wikipedia weniger sicher als die „herkömmliche“ Variante für den Mann, bietet aber auch den einen oder anderen Vorteil gegenüber anderen Verhütungsmethoden. Von der FHC werden derzeit über 40 Millionen Stück davon verkauft.
Es gibt keinen absolut dominierenden Aktionär, teilweise wird die Gesellschaft von institutionellen Investoren gehalten, aber auch das Management hält Aktienpakete an dem Unternehmen. Der momentane CEO O.B. Parish hält über 2 Prozent des Unternehmens. Stephen Dearholt, bis vor kurzem im Board of Directors, hält über 6 Prozent. Hier sollte man dringend herausfinden, warum dieser seinen Posten geräumt hat und ob er die Intention hat, aus der FHC auszusteigen.
Die Rentabilitätszahlen der Gesellschaft sahen bis vor kurzem sehr gut aus:
2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | |
Eigenkapitalquote in % | 63,15 | 69,87 | 87,83 | 86,16 | 79,54 | 89,29 | 88,61 |
Ergebnis nach Steuer | 4,97 | 6,54 | 6,74 | 5,4 | 15,3 | 14,34 | 2,43 |
Eigenkapital | 9,71 | 12,95 | 16,13 | 16,75 | 24,22 | 31,4 | 28,07 |
Bilanzsumme | 13,83 | 18,54 | 18,37 | 19,44 | 30,45 | 35,17 | 31,67 |
EK* | 6,915 | 9,27 | 9,185 | 9,72 | 15,225 | 17,585 | 15,835 |
ROE* | 72% | 71% | 73% | 56% | 100% | 82% | 15% |
Bei der Größe EK* habe ich die Eigenkapitalquote fiktiv auf 50% „normalisiert“ und darauf aufbauend die Eigenkapitalrentabilität ausgerechnet. Die aktuelle Bilanz sieht so aus, dass kein Goodwill vorhanden ist. Ein wesentliches Asset sind langfristige „deferred income taxes“, deren Charakter erst untersucht werden muss. Die Gesellschaft verfügt insgesamt über ein Nettoumlaufvermögen nach Abzug aller Verbindlichkeiten in Höhe von über 16 MUSD. Der Kaufpreis nach Abzug dieses Nettoumlaufvermögens beträgt also ca. 30 MUSD, obwohl in den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2014/15 bereits 3,6 MUSD verdient wurden. Sachanlagevermögen existiert kaum, da die Produkte in einer geleasten Fabrik in Malaysia hergestellt werden.
Fragen, die sich hier zusätzlich auftun, sind:
Wo könnte der Wettbewerbsvorteil der Female Health Company versteckt sein, der solch hohe Rentabilitätskennzahlen in den letzten Jahren erlaubt hat? Für amerikanischen Markt existiert zumindest eine Eintrittsbarriere, da man derzeit der einzige Hersteller ist, der so etwas in den USA verkaufen darf und laut Angaben des Unternehmens bis zu 6 Jahre Vorlaufzeit notwendig seien, um eine Genehmigung von der FDA zu bekommen.
Welche Risiken ergeben sich aus der geleasten Fabrik? Müsste man hier die Bilanz- und Rentabilitätskennzahlen entsprechend adaptieren?
Warum ist der Kurs innerhalb der letzten eineinhalb Jahre so massiv gefallen?
Wie stehen die Chancen der strategischen Neuausrichtung auf Erfolg? Laut einem Kommunique des Unternehmens möchte man einerseits die Produktpalette verbreitern und außerdem stärker auf Direktvertrieb an Konsumenten setzen (bisher vermarktet man die Produkte über eine Handvoll öffentlicher Institutionen)?
Verwendete Quellen:
http://www.frauenkondom.com/ (Allgemeines zum Produkt)
https://de.wikipedia.org/wiki/Femidom (Allgemeines zum Produkt)
http://finance.yahoo.com/q/mh?s=FHCO+Major+Holders (Aktionärsstruktur)
http://www.bloomberg.com/research/stocks/people/person.asp?personId=642470&ticker=FHCO&previousCapId=316215&previousTitle=FEMALE%20HEALTH%20COMPANY (Stephen Dearholt)
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