Jochen Stanzl, 29. Januar 2016
Die japanische Notenbank injiziert dem Markt - einem Patient wider Willen - neue Geldspritzen. Die Japaner haben sich gegen eine Ausweitung ihres Quantitative Easing (QE)-Programmes und für Negativzinsen entschieden. Offenbar zweifelt man an der Wirksamkeit der bisherigen Politik. Die jüngsten Beschlüsse der japanischen Notenbank könnten damit der Europäischen Zentralbank im März den Weg weisen. Negativzinsen sind jetzt auch in der Eurozone kein Tabu mehr.
Bis auf Bankaktien in Japan, die durch die tieferen Zinsen weniger mit dem originären Geschäft verdienen werden, erhalten die asiatischen Börsen von den jüngsten Beschlüssen der japanischen Notenbank einen hellgrünen Anstrich. Interessanterweise steigen auch chinesische Aktien, obwohl die Negativzinsen Tokios als Antwort auf die jüngsten Yuan-Abwertungen Pekings zu verstehen sein müssen. Diese Intensivierung des Währungskriegs geht erst einmal zu Lasten Chinas.
Die Vorgaben für den DAX sind damit gesetzt, bis die USA um 14:30 Uhr die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal veröffentlichen werden. Diese Daten haben explosives Potenzial. Zu schwaches Wachstum oder gar eine Schrumpfung könnten das angelaufene Auspreisen einer zügigen US-Zinswende beschleunigen. Das könnte dem Gold nützen, den Dollar schwächen und neue Volatilitäten bei Aktien auslösen.
Wer auf einen kräftig fallenden Aktienmarkt setzt, hat von nun an die japanische und europäische Zentralbank gegen sich. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen. An den Märkten will niemand Don Quijote sein.