Da war doch noch was... (Martin Watzka)

Im Jubel und Trubel der größten Marketing-Steuerreform der 2. Republik sind doch glatt ein paar Nebensächlichkeiten untergegangen. Das wollen wir ändern.

Oft wird über das bescheidene Finanzwissen von Herrn und Frau Österreicher - nicht ganz zu Unrecht - geschrieben. Immerhin: Da es in Österreich mehr Sparbücher als Einwohner gibt, weiß praktisch jeder, was ein Sparbuch ist. Und dass es sicher ist, weil ja der Staat für jeden Sparer mit bis zu EUR 100.000 einspringt, sollte in Österreich eine Bank des Vertrauens über den Jordan gehen (man spricht auch von der "Einlagensicherung").
 
All jenen, die das noch immer so sehen, sei diese Meldung des Standards ans Herz gelegt. Dort erfährt man, dass die Segnungen der Steuerreform nicht nur im Geld verteilen (das noch nicht gegenfinanziert wurde) liegt. Nein, es wurde auch von der Regierung beschlossen, dass ab Juli 2015 die Republik nicht mehr für Spareinlagen gerade stehen muss.

 

Im Zuge der Steuerreform wurde praktischerweise gleich ein Gesetz vom Nationalrat verabschiedet, der mit diesem Relikt aus der Nachkriegszeit aufräumt.
 
Gut, als Ersatz sind Österreichs Banken verpflichtet einen Einlagensicherungsfonds aufzubauen. Schon 2024 - also in 9 Jahren - wird dieser mit EUR 1,5 Mrd (Anmerkung: die Summe der österreichischen Spareinlagen liegt bei rund EUR 130 Mrd.) dotiert sein, also einem stolzen Prozent (1%) aller Spareinlagen. Bis dahin wird schon nix passieren.

 

A propos "nix passieren". Das Geld liegt ja bekanntlich auf der Strasse. Dank unserer Europäischen Zentralbank, kann auch Europa endlich wieder mit neuen Rekorden aufwarten: So sind seit dem Start des Anleihenankaufsprogramms der EZB vor rund 4 Wochen EUR 19 Mrd. in den Aktienmarkt bzw. Anleihenmarkt geflossen. Soviel, wie noch nie zuvor in so einem kurzen Zeitraum. Mittlerweile liegen insgesamt EUR 2,4 Billionen in Staatsanleihen, die eine negative Rendite (!) abwerfen.

Und während in den Medien diskutiert wird, ob jetzt eine Deflation oder doch Inflation kommt, steigen die Vermögenspreise immer weiter. 

Vermögenspreisinflation in Deutschland
Vermögenspreisinflation in Deutschland (Quelle: Flossbach von Storch Research Institute)
  
Alles Symptome eines Finanzsystems, dass aus den Fugen zu geraten droht. Allein aus dieser Tatsache ist es für jeden Sparer essentiell nochmals (oder erstmals) darüber nachzudenken, wo man sein Erspartes veranlagt und wem man sein Geld anvertraut.



Ihr
Martin Watzka
PS: Selbst die beste aller heimischen Steuerreformen hat ihre heiteren Seiten, wie dieses "Interview" der Tagespresse beweist. 



(03.04.2015)

Sparschwein, zerschlagen, Hammer, schlagen, Geld, Anlage, sparen, http://www.shutterstock.com/de/pic-132805250/stock-photo-hammer-breaking-piggy-bank-on-white-background.html, (© www.shutterstock.com)


 Latest Blogs

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. 11+7+1 Aw...

» Österreich-Depots: Stockpicking Österreich...

» Börsegeschichte 23.12.: SBO (Börse Geschic...

» PIR-News: Porr beabsichtigt Zukauf, Neuer ...

» Wiener Börse Party #808: 11 Number One Awa...

» Nachlese: Stefan Scharff und audio-cd.at w...

» Wiener Börse zu Mittag etwas fester: Erneu...

» Börsepeople im Podcast S16/14: Stefan Scharff

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Stefan Sc...

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Flag Foot...


Martin Watzka

Nach meinem Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien habe ich über 13 Jahre für österreichische wie internationale Banken als Vermögensberater im „wealth management“ gearbeitet. In dieser Funktion war ich verantwortlich für die Vermögensveranlagung meiner österreichischen, wie internationalen Kunden und zugleich erster Ansprechpartner in allen Finanzfragen. Nebenberuflich habe ich verschiede post-graduate Ausbildungen im Finanzbereich absolviert.

2012 habe ich mich mit dasErtragReich selbständig gemacht und mit der Planung des Projekts begonnen.

2014 ist die Website online gegangen.

>> http://www.dasertragreich.wordpress.com


 Weitere Blogs von Martin Watzka

» Das Ende des Zinses - und was es für uns b...

Am 10. März hat ein neues Geld-Zeitalter begonnen: Die europäische Zentralbank (EZB) ...

» Endlich Mehr! - dem Trend der säkularen St...

Bevor wir uns in medias res begeben, noch ein Ranking: Österreich ist das 11-reichste Land ...

» Warum Crowdinvesting die Welt zu einem bes...

Mein ganzes Berufsleben habe ich im Finanzsektor verbracht. Seit ich mich 2012 mitdasErtragReich...

» Da war doch noch was... (Martin Watzka)

Im Jubel und Trubel der größten Marketing-Steuerreform der 2. Republik sind doch gla...

» Crowdinvesting als Altersvorsorge (Martin ...

Warum Sparsamkeit das Finanzsystem bedroht „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not!...