Heute war ein wichtiger Tag für den US-Dollar. Bereits längerer Zeit wartet der Markt gespannt auf die für heute angekündigten Aussagen der FED bezüglich zukünftiger Zinspolitik.
Es wurde erwartet, dass die FED heute – zumindest indirekt – eine Zinserhöhung im Laufe des heurigen Jahres ankündigen würde.
Eine Zinserhöhung im heurigen Jahr schließt die FED zwar nach wie vor nicht aus, allerdings wies man darauf hin, dass die Zinsen nur recht langsam erhöht werden, wenn man es soweit ist (möglicherweise ab Juni). Einen ausführlichen Artikel in Englisch über dieser Thema findet man hier auf Bloomberg.
Die FED stellte weiters fest, dass sie derzeit nur ein moderates Wirtschaftswachstum in den USA sieht.
Welche Ziele die FED mit den Aussagen verfolgen könnte untersuche ich im heutigen Artikel.
Nachdem der S&P 500 Index seit mehreren Tagen eher im Minus unterwegs war, konnte er heute nach der Bekanntgabe des FED-Statements rasch ins Plus drehen um mit einem Gewinn von 1,21% schließen.
Der Dollar hingegen verlor gegenüber dem Euro ca. 3%. Der Euro war kurzfristig sogar wieder über 1,1 US-Dollar wert – nachdem, er noch heute morgen bei 1,06 notierte.
Aus Sicht eines Amerikaners reagierten die Aktienmärkte also durchaus positiv auf die Aussagen der FED, da die Angst vor einer (starken) Zinserhöhung plötzlich verschwunden ist.
Aus Sicht eines Europäers der in US-Aktien investiert hat gab es dennoch rote Zahlen, da der Dollar mehr an Wert verloren hat als die Aktien gewonnen haben. Ein Zeichen also, dass Geld aus den USA abfließt.
Ein weiterer interessanter Artikel erschien heute auf Bloomberg: “Jeder hasst US-Aktien”. Das große Geld – also das Geld vieler großer Hedgefonds wandert von den USA nach Europa und in die restliche Welt, da man dort wohl noch länger ein niedrigeres – investorenfreundliches – Zinsniveau erwartet.
Wie schon oft zu sehen war – zuletzt in der Finanzkrise 2008 – hat aber das “große Geld” nicht immer Recht. Es ist sogar gesünder für einen Markt, wenn eine gewisse Skepsis herrscht. Allgemeine Euphorie führt – wie ich z.B. hier schon thematisiert habe – zu Blasenbildung. Solange es eine gesunde Skepsis gibt führt das nicht zu exorbitanten Überbewertungen.
Ein starker Dollar schadet natürlich vielen Unternehmen und genau das könnte auch ein Grund für das zurück-Rudern der FED heute sein.
Durch die Stärkung des Dollars in den letzten Monaten – und natürlich auch durch den gleichzeitig stark gefallenen Ölpreis – ist die Inflationsgefahr in den USA zurückgegangen. Eine Zinserhöhung ist also nicht mehr so dringend.
Dafür bekommen besonders exportierende Unternehmen in der USA mit einem starken Dollar richtige Probleme.
Also könnte die FED auf eine bestimmte Schwäche des Dollars abzielen – also mit den heutigen Aussagen und mit weniger aggressiven Zinserhöhungen versuchen der Dollar wieder zu schwächen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es hinter den Kulissen einen Zielkurs für den US-Dollar z.B. zum Euro gibt welchen man erreichen möchte. Immerhin ist die Wirtschaft in Amerika nun seit Jahren einen Kurs von etwa 1,3 – 1,4 zum Euro gewohnt. Eine Aufwertung um 30% – 40% ist für viele schwer zu verkraften.
Solange es in einem Währungsraum keine empfindliche Inflation gibt, ist es immer ein Wettbewerbsvorteil wenn die eigene Währung billiger ist. Man kann das recht leicht mit einem Konkurrenzkampf zwischen zwei Einzelhändlern vergleichen: Solange jeder der beiden Gewinne machen kann, werden sie immer versuchen sich gegenseitig bei den Preisen ihrer Produkte zu unterbieten um mehr Kunden zu gewinnen. Das sehen wir täglich z.B. bei Lebensmittel-Diskontern.
Genau das gleiche gilt aber auch für einen gesamten Wirtschaftsraum: Ist die Währung schwach, so sind für alle anderen “Kunden” aus der restlichen Welt die Produkte dieses Währungsraumes billiger.
Aus diesem Grund herrscht derzeit meiner Ansicht nach zwischen Euro und Dollar ein sehr starker Abwertungswettkampf, den bis zum heutigen Tag Europa für sich entscheiden konnte. Deshalb wird auch gerade heftig in Europa investiert da der Markt wohl vom schwachen Euro einen starken Wettbewerbsvorteil für Europa erwartet.
Mit dem heutigen Tag ist die Sache allerdings spannend geworden, da die FED signalisiert hat, dass sie bei der Entwicklung nicht tatenlos zuschauen wird.
Wahrscheinlich stellt sich automatisch ein Gleichgewicht ein: Die FED ist primär daran interessiert, dass es der amerikanischen Wirtschaft gut geht. Also wird sie entsprechend handeln. Die EZB in Europa ebenfalls. Unterm Strich kann man also sagen, dass man nicht sein Geld von hier nach da transferieren sollte nur weil gerade irgendwelche Zeichen wie eine schwache Währung dafür sprechen. Ist man in ein gutes Unternehmen investiert, welches nicht überbewertet ist, kann man ruhig an seinem Investment festhalten.
Der Beitrag Dollar vs. Euro – Der Abwertungswettkampf geht weiter erschien zuerst auf Financeblog.
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