Unternehmensgründer vs Manager - welche Aktien schlagen den Markt? (Michael Gredenberg)

Einige der größten Konzerne der Welt werden heute noch von ihren Gründern geleitet bzw. haben die ehemaligen Unternehmensgründer nach wie vor einen großen Einfluss auf die Geschehnisse in ihrem Unternehmen. Oft fand die Gründung sprichwörtlich in der Garage statt – so z.B. bei Apple , Google , Facebook oder auch Microsoft .

Jemand, der es schafft quasi von Null ein derartiges Unternehmen aufzubauen muss schon sehr zielstrebig sein und die richtigen Visionen haben.
Nicht umsonst sind sieben der zehn reichsten Menschen der Welt (laut Forbes-Liste) sogenannte “selfmade Millardäre” die ihr gesamtes Vermögen selbst aus dem Nichts erwirtschaftet haben.

Ich werde heute untersuchen ob diese Unternehmen auch im “reiferen” Stadium noch den Markt schlagen können, d.h. ob Aktien von Unternehmen in denen der Firmengründer noch einen maßgeblichen Einfluss hat besser laufen als der Gesamtmarkt.

Schlagen Unternehmensgründer den Markt?

Wahrscheinlich kennen alle die Geschichte von Microsoft, Apple oder Google. All diese Unternehmen begannen mit einer Vision von jungen Entrepreneuren.

Von den 12 reichsten Menschen der Welt sind mindestens 9 derartige Gründer gewesen. Sie alle haben ihr Unternehmen von Null aufgebaut. Viele davon ohne nennenswertes Startkapital.
Aus diesem Grund finde ich auch heute die Diskussion über den Reichtum dieser Menschen überflüssig . Sie haben ihr heutiges Vermögen immerhin hart erarbeitet und es wurde ihnen nicht in den Schoß gelegt (z.B. durch Erbe).  Neid ist hier also fehl am Platz. Aber darum soll es heute nicht gehen.

Die reichsten Menschen der Welt und ihre Unternehmen

Anbei eine Liste der derzeit 12 reichsten Menschen der Welt inkl. ihrem Vermögen in Milliarden USD sowie ihren Unternehmen.

Rang Name Vermögen in Milliarden USD Unternehmen
1 William Henry Gates III 86,10 Microsoft
2 Amancio Ortega Gaona 71,50 Inditex
3 Warren E. Buffett 68,00 Berkshire Hathaway
4 Carlos Slim Helu 58,00 America Movil
5 Jeffrey P. Bezos 55,80 Amazon
6 Charles De Ganahl Koch 53,10 Koch Industries
7 David Hamilton Koch 53,10 Koch Industries
8 Mark Elliot Zuckerberg 49,10 Facebook
9 Ingvar Kamprad 44,40 IKEA
10 Lawrence Joseph Ellison 43,60 Oracle
11 Lawrence Page 39,80 Alphabet (Google)
12 Sergey Brin 38,90 Alphabet (Google)

Ich habe in der Tabelle alle fett hervorgehoben, die ihre Firma ohne großartige Starthilfe quasi in der Garage gegründet haben. Auf immerhin 9 von 12 trifft diese Aussage ohne Zweifel zu: Bill Gates gründete Microsoft im Jahr 1975 gemeinsam mit Paul Allen ohne Startkapital. Auch der Textilkonzern Inditex hat seine Ursprünge im spanischen Al Coruna wo Amancio Ortega mit einem einfachen Textil-Einzelhandel begann – die Ursprünge des heutigen Zara.

Auch Amazon, Facebook, Oracle, Google und sogar IKEA wurden quasi in der Garage gegründet. 

All diese Unternehmen haben eine spannende Geschichte, und alle haben gemeinsam dass sie von ihren Gründern groß – sehr groß – gemacht wurden. Die meisten von Ihnen werden auch heute noch von ihren Gründern geleitet bzw. haben diese nach wie vor einen großen Einfluss und halten sehr viele Anteile an ihrem Unternehmen.

Wo haben die Unternehmensgründer heute noch Einfluss?

Die erwähnten Personen haben in den meisten Fällen auch heute noch einen maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen – in vielen Fällen halten sie die Position des CEO inne. Einzig Bill Gates hat sich aus der Unternehmensführung von Microsoft weitgehend zurückgezogen und auch seine Anteile an Microsoft stark abgebaut. Deshalb halte ich Microsoft heute nicht mehr für ein “Bill Gates” Unternehmen.

Ich habe deshalb sieben Unternehmen herausgepickt, die ihre Gründer unter die reichsten Menschen der Welt katapultiert haben und die auch heute noch von eben diesen Gründern gelenkt werden.

Unternehmen Gründer vom Gründer gehaltene Anteile
Facebook Mark Zuckerberg 17,10%
Inditex Amancio Ortega 50,01%
Alphabet (Google) Larry Page, Sergey Brin 12,20%
Oracle Larry Ellison 27,00%
Berkshire Hathaway Warren Buffett 19,00%
Amazon Jeff Bezos 18,00%
America Movil Carlos Slim 57,00%

In der Tabelle sieht man auch wie viele Aktienanteile der Gründer heute noch hält. Eine kleine Ausnahme bildet hier “America Movil” da dieses Unternehmen zwar von Carlos Slim gegründet wurde, dieser aber durch den geschickten Zusammenkauf von Telekom-Unternehmen sein Vermögen aufbauen konnte. Hier ist aber wohl nicht immer alles “koscher” abgelaufen. So hat er wohl oft bei Privatisierungen Unternehmen weit unter ihrem wahren Wert kaufen können. Auch Korruption soll hier mitgespielt haben. Also nicht das was ich mir unter einem wahren Entrepreneur vorstelle. Ich habe America Movil nur deshalb in die Liste aufgenommen, da Carlos Slim dort wirklich maßgeblichen Einfluss hat (er hält eine deutliche Mehrheit) und er ist prinzipiell auch eine Persönlichkeit die es geschafft hat mit Null zu beginnen.

Wie entwickelten sich diese “Founder-driven Companies” im Vergleich zum Gesamtmarkt?

Um das zu untersuchen habe ich ein virtuelles Portfolio mit den Aktien dieser sieben Konzerne erstellt mit Startdatum 1.6.2012. Das heißt ich habe so getan als hätte ich am 1.6.2012 Aktien all dieser Unternehmen im gleichen Umfang gekauft. (also z.B. jeweils EUR 1000,- pro Unternehmen investiert)

Den 1.6.2012 habe ich deshalb gewählt, da Facebook erst seit damals an der Börse notiert.

Wie hätte sich diese Investition bis heute im Vergleich zum Gesamtmarkt entwickelt?

Um das zu verdeutlichen habe ich folgenden Chart berechnet:

 

"Founder-Driven" Companys vs. S&P500 und NASDAQ seit Mitte 2012
“Founder-Driven” Companys vs. S&P500 und NASDAQ seit Mitte 2012

Da einige der sieben Unternehmen im Technologiesektor tätig sind habe ich als Vergleichsindex den Technologieindex NASDAQ sowie den S&P 500 hergenommen, der den US-Gesamtmarkt repräsentiert.

Die von den Gründern beeinflussten Unternehmen konnten also den Gesamtmarkt in den letzten 3 Jahren deutlich schlagen. Natürlich ist dieser Zeitraum zu kurz für eine langfristige Aussage.

Da ich aber untersuchen wollte, wie sich die Aktien dieser Konzerne in einem “reifen” Stadium – in dem bereits eine beachtliche Größe erreicht wurde und sich der CEO eigentlich auf seinen Lorbeeren ausruhen könnte – entwickelten, habe ich absichtlich nur die letzten Jahre in Augenschein genommen.

Eine Investition in ein “reiferes” Unternehmen stellt natürlich auch weniger Risiko dar als in der Gründungsphase, da natürlich auch extrem viele Gründer scheitern. Sogar die Mehrheit scheitert und nur die wenigsten schaffen es überhaupt an die Börse. 

Mein Vergleich zeigt aber, dass man auch mit Investitionen in bereits erfolgreiche Unternehmen den Markt schlagen kann und damit das Risiko deutlich reduzieren kann.

Ich habe – um den Artikel nicht zu lange werden zu lassen – auch auf eine Fundamentalanalyse der einzelnen Unternehmen verzichtet. Einige der Aktien erscheinen mir persönlich derzeit auch als überbewertet (z.B. Amazon), aber der Markt honoriert offensichtlich Unternehmertum. Eine Aktie bei der der Firmengründer noch das Sagen hat wird vom Markt automatisch höher bewertet als eine von einer Firma die von Managern geleitet wird die prinzipiell “austauschbar” sind. 

Auch bei Apple ist dieser Effekt mittlerweile deutlich zu erkennen: Steve Jobs hat “sein” Unternehmen in einem hervorragendem Zustand hinterlassen, weswegen der Aktienkurs auch nach seinem Tod noch einige Zeit gut steigen konnte und ein Rekordergebnis das nächste jagte. Doch heute fehlen die Visionen. Wirklich neue Produkte konnte Apple nach dem Tod von Steve Jobs nicht mehr herausbringen. Die Apple Watch scheint ein Flop zu sein und war wohl keine Idee von Steve Jobs – und ansonsten schaut es so aus als ob sich Apple mittlerweile nur noch damit beschäftigt das iPhone und iPad regelmäßig zu verbessern. Innovationen brachten die letzten Jahre nicht. Apple ist also von der Gründergeführten Firma zu einer gemanagten Firma geworden. (Gerade bei Apple sah man bereits einmal deutlich, dass das beinahe schief gegangen wäre, da Steve Jobs in den Jahren 1985  bis 1997 nicht für Apple arbeitete. Rückblickend betrachtet war das eine sehr harte Zeit für das Unternehmen)

 

Fazit:

Viele große Konzerne werden heute von Manangern geleitet. Ich bin der Meinung, dass sich eine Unternehmer-Persönlichkeit stark von einem Manager unterscheidet. Ein Manager schaut einfach , dass alles läuft. Er “managt” das Unternehmen und bekommt dafür ein Gehalt. Ein Unternehmer verwirklicht mit dem Unternehmen seinen Traum und seine Visionen. Er hat eine ganz andere Herangehensweise als ein Manager. Die meisten großen Konzerne (besonders in Europa) werden von Managern geleitet. Es ist gar nicht so einfach börsenotierte Unternehmen zu finden bei denen der Gründer noch etwas zu sagen hat. Ich habe aus diesem Grund heute die bekanntesten und Größten für den Vergleich mit dem Gesamtmarkt hergenommen.
Nicht umsonst sind die Gründer dieser Unternehmen zu den reichsten Menschen der Welt aufgestiegen: Sie hatten eine tolle Idee. die passende Vision und Strategie für die Umsetzung – und sie beweisen noch heute, dass sie nicht müde geworden sind. 

Der Beitrag Unternehmensgründer vs Manager – welche Aktien schlagen den Markt? erschien zuerst auf Financeblog.



(24.04.2016)

Apple Store Logo, New York City pio3 / Shutterstock.co, (© www.shutterstock.com)


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Michael Gredenberg

Inode-Gründer. Heute u.a. passionierter Radfahrer und Finanzautor via financeblog.at.

>> http://www.financeblog.at


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