Oberbank, BKS, BTV (und UniCredit): Keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll (Günter Luntsch)

Die Syndikate. Ich weiß nicht, wie ich drei tagesfüllende HVs und drei Vorzugsaktionärsversammlungen in verdauliche Form gießen kann, ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll, mein Plan sieht aktuell folgendermaßen aus: Dieses hier ist der Einleitungsbeitrag, wo es den groben Überblick gibt, worum es bei den "3 Banken" (Oberbank, BKS und BTV) und ihren aktuellen Problemen vor allem mit der Unicredit geht, da bringe ich auch das Geschehen auf den drei Vorzugsaktionärsversammlungen am 9. und 10.6.2020 unter. Über die ordentlichen Hauptversammlungen der drei Banken schreibe ich dann noch jeweils gesondert. Ein Riesenkonvolut an Notizen liegt vor mir, es ist alles sehr lange und sehr langweilig, wenngleich durchaus auch einige interessante Informationen übermittelt wurden, und zwar von beiden Seiten. Sehr vieles kam auf allen drei HVs gleichermaßen vor, ich werde Selbiges nicht dreimal schreiben, obwohl ich es dreimal mitanhören musste, die Saga soll in ihrer Gesamtheit einigermaßen "konsumierbar" bleiben. Da die drei Banken sehr viel miteinander zu tun haben und zwar formal unabhängig sind, aber doch auf mehreren Ebenen ineinander verzahnt, wie Ihr feststellen werdet, rate ich dem interessierten Leser, alle drei HV-Berichte zu lesen, auch wenn er sich nur für eine der drei Banken interessieren sollte.

Sollten uns diese drei "Regionalbanken" überhaupt interessieren, wenn wir nicht einmal ein Sparbuch dort haben? Ja, schon. Die Oberbank ist wie ich langjähriger Ankeraktionär bei der voestalpine, wir haben hier gemeinsame Interessen. Die BKS hab ich auf einer Boerse-Social-Roadshow kennen gelernt, seither will ich mehr über sie erfahren. Insbesondere habe ich mich für die um 20% günstigeren Vorzugsaktien interessiert, aber da man ja durchaus auch damit rechnen musste, dass die Vorzugsaktionäre mit Mehrheit gegen den Entfall ihrer Privilegien (Vorzugsdividende) stimmen, musste ich bis zum Ergebnis der Abstimmung auf der Versammlung der Vorzugsaktionäre warten, diese ist zwar in meinem Sinne ausgegangen, aber plötzlich gab es nur noch Nachfrage und kein Angebot mehr in dieser Aktiengattung, offenbar haben andere Börseteilnehmer das genauso gegneißt, dass mit der Umwandlung der Vorzugs- in Stammaktien ein Reibach zu machen ist. Ganz nett übrigens von der Unicredit, dass sie trotz aller Boshaftigkeiten die Zusammenlegung der Vorzugs- mit den Stammaktien bei Oberbank und BKS sowohl beantragt als auch unterstützt hat, denn wenn alle an einem Strang ziehen, gelingt es auch. "Gmahte Wiesn" war das allerdings keine, meine Skepsis war berechtigt: Auf der Versammlung der Vorzugsaktionäre der BTV hat die Unicredit wider Erwarten GEGEN die Zusammenlegung gestimmt. Das haben wohl nur die wenigsten Marktteilnehmer verstanden, die Unicredit (bzw. ihre Anwälte) wirkt zur Zeit absolut unberechenbar. Dafür, dass sie auf den ordentlichen HVs von Oberbank und BKS lang und breit von Corporate Governance gesprochen und den Banken Verstöße gegen eben diese vorgeworfen haben, wirkte das deutlich schizophren. Wir reden hier über eine juristische Person bzw. über gefinkelte Anwälte, die schon wissen werden, was sie tun, daher finde ich dieses Wort durchaus angebracht, es wird niemand beleidigt. Schade, dass es nur virtuelle HVs waren, sonst hätten sich die Aktionäre weniger kasteien müssen, so aber mussten sie das ganze in wohlüberlegte höfliche Sätze montieren, da kam der Ärger nicht so spürbar heraus. Ich kenne die Aktionäre, für sie gehörte wirklich viel Überwindung dazu, die Contenance zu bewahren. Vor allem, wenn Wortmeldungen von ehemaligen Mitarbeitern kommen, die immer stolz auf ihre Jahre bei Bank Austria und ihren Vorinstituten waren. Und dann fügt die Unicredit den alten Verbündeten der CA solchen Schaden zu. Und der Bankenlandschaft insgesamt.

Schauen wir, was Wikipedia über die 3 Banken schreibt: "Bei der 3-Banken-Gruppe handelt es sich um einen losen, 1997 entstandenen Zusammenschluss von drei österreichischen Kreditinstituten. Die Bank für Tirol und Vorarlberg betreut den Westen Österreichs, die BKS Bank AG den Süden und die Oberbank die nördlichen Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg. In Wien ist jede dieser drei Banken vertreten. Die Banken betreiben außerdem Filialen in Deutschland, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und der Schweiz. Daneben bestehen Repräsentanzen der BKS Bank AG in Italien und Kroatien. Die Banken sind gegenseitig am Kapital der jeweils anderen Banken beteiligt und nutzen ein gemeinsames Corporate Design, sind aber dennoch voll eigenständig." Gut, dass wir schon älter sind und es besser wissen. Die "3 Banken" gibt es unter diesem Namen schon viel länger. BTV ist auch in Italien tätig. Und was die volle Eigenständigkeit betrifft, hier kann man auch die Argumente der Unicredit anhören, die meint, dass die Organe der drei Banken nicht unabhängig sein können, wenn ein Vorstand beim anderen im Aufsichtsrat sitzt, und wenn hier einer was gegen die Interessen des anderen macht, muss er damit rechnen, dass ihm gleiches widerfährt. Ich werte das nicht, darüber streiten sich eh die Experten und verdienen Millionen Euro daran und werden das auch weiterhin tun. Obwohl, Unicredit hat sich während der BTV-HV zu Wort gemeldet und gemeint, man wolle den BTV-Vorstand beim Wort nehmen und telefonisch auf ihn zugehen, weil er den Krieg beenden will. Kosten von einigen Millionen Euro (bei allen Beteiligten gemeinsam) nur für den Streit um die "Verwaltungsherrschaft" bei den 3 Banken? Direkt miteinander telefonieren statt teure Anwälte beschäftigen, mit diesem Ratschlag an die Streithanseln bin ich nicht allein.

Die 3 Banken hatten in meiner Erinnerung schon vor Jahrzehnten einen exzellenten Namen, in Verbindung mit der befreundeten CA standen sie für absolute Seriosität. Die Übernahme ("Fusion" hieß das damals, glaube ich) der CA durch die Bank Austria hat dann die Republik fast in ihren Grundfesten erschüttert, da der Block der "schwarzen" Finanzinstitute das Recht auf die Übernahme für sich beanspruchen wollte, weil die CA ja dem "schwarzen" Lager zugerechnet wurde, die Bank Austria dagegen dem "roten". Der Bank Austria-Creditanstalt war die kleinliche Parteipolitik im kleinen Österreich schnell wurscht, sie strebte nach Höherem, ging hinaus in die große Welt und fand in der Vereinigung mit der Hypovereinsbank in München ihr kurzes Glück, bevor sie als Teil dieser von der Unicredit aus Italien geschluckt wurde. Die AVZ, Anteilsverwaltung Zentralsparkasse, ist jetzt nur noch kleiner Aktionär der großen Unicredit und hat dort entsprechend wenig zu reden, die Bank Austria (die von nicht wenigen sogar für eine österreichische Nationalbank gehalten wird) ist italienisch. Aus der AVZ stammt übrigens auch Karl Samstag, der als scheidender Aufsichtsrat in den 3 Banken auf den jeweiligen HVs von allen Seiten nur gute Nachred erhielt. Zur auf den HVs geäußerten Furcht vor "italienischen Verhältnissen" in Linz, Klagenfurt und Innsbruck muss fairerweise gesagt werden, dass die Lombardei kulturell und auch wirtschaftlich über viele Jahrhunderte mehr mit dem Norden (Österreich, Deutschland) als mit dem Süden verbunden war. Sparkassensystem usw., es gibt viele Gemeinsamkeiten von Deutschland bis nach Norditalien. Die Lombarden sind also nicht die Römer, die jetzt in drei gallischen Dörfern einmarschieren wollen, obwohl wohl nicht nur ich während der Hauptversammlungen der 3 Banken dieses Bild immer wieder vor Augen hatte.

Worum es der Unicredit geht: mehr Macht in den 3 Banken zu bekommen, sich als größte der vier Banken gegen die Syndikate (es sind drei Syndikate, die jeweils an einer der 3 Banken beteiligt sind) durchzusetzen, die vereinigten Kleinen in die Schranken zu weisen. Dass die Unicredit mehr Macht will, kann ich durchaus nachvollziehen. Allerdings ist der gewählte Weg absolut der falsche, der Weg über teure Anwälte und teure Gerichtsverfahren. Denn es ist das Geld der Aktionäre der vier Institute, das uns allen fehlen wird. Jetzt, in wirtschaftlich angespannten Zeiten, umso mehr.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 12.06.)



(12.06.2020)

1989, als die Welt der 3 Banken mit CA an ihrer Seite noch in Ordnung war. Hier wurden CA-Elektrizitätsversorgungs-AG-Aktien á 36.000 S (Nominale 24.000 S) und kaufmännische Verpflichtungsscheine derselben um 54.000 S (im Paket zu 90.000 S also, plus eine Provision von 5.000 S pro Aktie) im Rahmen des CA 3-Banken Fonds angeboten.


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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