Die IR-Besonderheiten bei CA Immo, Immofinanz, Uniqa, Telekom Austria (Christine Petzwinkler)

Seit kurzem berichten wir auf boerse-social.com über die Kursbewegungen von Aktien an deren vergangenen Berichtstagen. Dabei haben wir uns von den ATX -Titeln die letzten acht Berichts-Termine herausgesucht und angesehen, wie die Aktien an diesen Tagen performt haben. Im Zuge der Recherche der abgelaufenen Berichtstage sind wir auf einige Eigenheiten von Unternehmen gestoßen, die man als Redakteur zwar kennt, aber nie hinterfragt hat. Wie z.B.: Warum berichten manche Unternehmen ihre Zahlen nach Marktschluss? Für unser neues Tool heißt das nämlich, dass wir immer den nächsten Handelstag als jenen Tag nehmen müssen, wo die Performance spannend ist. Wie wir nun herausgefunden haben, ist das ein spezielles Service für Analysten. Susanne Steinböck, Sprecherin der CA Immo (AT0000641352) erklärt: „ Wir berichten seit einigen Jahren nach Börseschluss, um den Analysten Zeit für die Sichtung der Unterlagen zu geben und sich entsprechend auf den Call am nächsten Tag vorzubereiten“. Speziell an Tagen, an denen viele Unternehmen Zahlen vorlegen, sei dies für Aktien-Analysten ein Vorteil, meint Steinböck. Auch bei der Immofinanz (AT0000809058), die ebenfalls ihre Zahlen nach Marktschluss präsentiert, ist man einem Analysten-Anliegen nachgekommen. IR-Chefin Bettina Schragl: „Die Umstellung auf die Ergebnispublikation am Abend liegt ein paar Jahre zurück. Ausschlaggebend dafür war der Wunsch von Analysten, sich besser und länger mit den Ergebnissen auseinandersetzen zu können.“
 
Manche Unternehmen publizieren vor ihren „endgültigen“ Zahlen schon „vorläufige“ Zahlen. Auch in diesem Fall ist das wesentlich für unser neues Tool. Denn, wenn die Zahlen am eigentlichen Berichtstag schon bekannt sind, wird es kaum mehr eine überraschende Performance geben. Ergo haben wir die Termine der vorläufigen Zahlen in unser Tool eingespeist. Dies ist etwa bei Uniqa (AT0000821103) so der Fall. Investor Relations-Manager Michael Oplustil zu den Hintergründen der „vorläufigen Zahlen“: „Der offizielle Jahresabschluss inklusive Prüfung durch den Abschlussprüfer ist leider nach wie vor trotz aller IT Systeme ein langwieriger Prozess. Für Teile des Kapitalmarkts ist es aber unbefriedigend, über die Entwicklung „ihres“ Unternehmens in einem Geschäftsjahr erst z.B. im April informiert zu werden. Daher veröffentlicht Uniqa ein sehr umfangreiches Set an vorläufigen Zahlen, inkl. Bilanz, GuV, Segmente, um die wesentlichen Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr so umfassend und aktuell wie möglich an den Kapitalmarkt kommunizieren zu können. Das wird auch sehr positiv aufgenommen – selbst wenn all diese Zahlen nicht final sind und der Abschluss noch nicht vom Prüfer bestätigt wurde. Die Korrekturen hielten sich bei Uniqa in den letzten Jahren allerdings in engen Grenzen“.
 
Und dann gibt es noch Fälle wie Telekom Austria (AT0000720008). Sieht man sich hier den Finanzkalender an, so bemerkt man schnell ein anderes Spezifikum. Nämlich: Es gibt kaum konkrete Finanztermine, es wird ausschließlich ein kurzes Zeitfenster für die Veröffentlichung der nächsten Zahlen genannt. Erst wenige Tage vor Veröffentlichung kommt dann der genaue Termin. Warum das so ist, erklärt die Telekom Austria-IR-Verantwortliche Susanne Reindl folgendermaßen: „Zu dem Zeitpunkt, an dem der Finanzkalender zu veröffentlichen ist, stehen die genauen Termine noch nicht fest, sondern meist nur die Kalenderwochen. Sobald die Termine fixiert sind, werden sie auf unserer Homepage veröffentlicht, sowie per Aussendung an unsere Verteiler geschickt“. Darüber hinaus wird bei Telekom Austria ebenfalls nach Marktschluss berichtet. Dies wird von Seiten des Unternehmens aber nicht nur mit einem gewissen Analysten-Aspekt begründet, sondern: „Im Wesentlichen liegt der Grund dafür in der Berichterstattung in Abstimmung mit América Móvil. Um sicherzustellen, dass wir dem Kapitalmarkt unsere Quartalsergebnisse bestmöglich erklären können, geben wir unsere Ergebnisse kurz vor América Móvil (Veröffentlichung nach mexikanischem Börsenschluss) bekannt. Deren Ergebnisveröffentlichung enthält auch unsere Ergebnisse auf Gruppenebene, allerdings natürlich keine Detailanalyse. Mit dem Abendtermin stellen wir sicher, dass eine detaillierte und umfangreiche Beschreibung der Ergebnisse und wesentlichen Themen frühzeitig zur Verfügung steht und gleichzeitig trotz straffem Zeitplan alle Qualitätssicherungsmaßnahmen getroffen werden konnten“, meint Su­sanne Reindl dazu.
 
(Aus dem Börse Social Magazine Ausgabe 11/2017)


(27.12.2017)

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Christine Petzwinkler

Redaktion Börse Social Magazine.

>> http://boerse-social.com


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