ATX-Trends: Kapsch, Porr, Immofinanz (Mario Tunkowitsch, Wiener Privatbank)

Die Konsolidierungsphase an den europäischen Börsen wurde auch gestern weiter fortgesetzt, ein neuerlicher Raketentest Nordkoreas und der anhaltend starke Euro liessen die Anleger weiter auf der Seitenlinie verharren. Allerdings gab es am Nachmittag, getrieben von der relativ unbeeindruckten Börse in den USA, doch deutliche Zeichen einer Erholung und ein guter Teil der Verluste konnte wettgemacht werden.  Schwächster Sektor in Europa waren die Medienwerte mit einem Abschlag von knapp 2,0%. Sie litten unter weiteren Signalen eines schwachen TV-Werbegeschäfts, ausgelöst durch eine diesbezügliche Meldung von ProSiebenSat.1. Die Aktien des deutschen Medienunternehmens brachen daraufhin 14,5% ein. Ebenfalls schwach waren weiter die Versicherungsunternehmen, der Sektor gab 1,6% nach, hier belasteten die möglichen Verluste ausgelöst durch den Wirbelsturm Harvey in Texas. Zulegen konnten in London die Kurse der Bergwerksgesellschaften, die von den gestiegenen Preisen für Edel- und Industriemetalle profitierten. Angeführt wurde der Sektor von Randgold mit einem Plus von 4,6%.

Die Börse in Wien glich sich dem europäischen Umfeld an und musste ebenfalls relativ deutlich abgeben. Im Mittelpunkt des Interesses standen in Wien Zahlen aus der Immobilienbranche, s Immo präsentierte nach Ansicht von Analysten starke Zahlen und wurde dafür mit 2,6% Zuwachs belohnt. UBM hingegen musste trotz deutlich besserer Ergebnisse in Minus von knapp 0,7% hinnehmen. Wienerberger vermeldete die Übernahme der belgischen Preflex-Gruppe, der Aktienkurs zeigte sich davon unbeeindruckt und das Papier schloss nahezu unverändert. Schlusslicht im ATX war erneut Lenzing , das 4,7% abgeben musste und damit den vierten Verlusttag in Folge zu verzeichnen hatte. Schwach waren in Wien ebenfalls die Banken, Raiffeisen mit einem Minus von 2,5%, Erste Group mit einem solchen von 2,1%, und die Versicherer, die sich der allgemeinen Sektorenschwäche nicht entziehen konnten.

In den USA zeigten sich die Investoren relativ unbeeindruckt von dem neuerlichen Raketentest Nordkoreas, positive Konjunktursignale wogen stärker und liessen die Indices leicht im Plus enden. Die Verbraucherstimmung im August war wesentlich besser als erwartet gemeldet worden. United Technologies könnte laut Medienberichten in Kürze den Flugzeugkabinenhersteller Rockwell Collins übernehmen, Anleger honorierten das mit einem Plus von knapp 3,0%. Auch Rockwell konnte mehr als 2,0% zulegen. Nike litt unter einer negativen Meinung von Analysten und gab knapp 1,9% ab. Die Aktien von Best Buy brachen knapp 12,0% ein, zwar hatte das Unternehmen die Ziele nach oben geschraubt, warnte allerdings davor, den jüngsten Umsatzanstieg fortzuschreiben.

Öl schloss nach eher volatilem Tagesverlauf nahezu unverändert, Brent konnte 0,1% dazugewinnen, WTI gab in gleichem Ausmaß nach. Der Handel in Gold war ebenfalls ziemlich unruhig, nach ziemlich starken Tagesbeginn musste das Edelmetall gegen Abend wieder abgeben, schloss aber deutlich über der Marke von USD 1.300. Der Euro war weiter sehr stark, nachdem die Gemeinschaftswährung über weite Strecken des Tages deutlich über der Marke von 1,20 zum Dollar gehandelt hatte, kam es gegen Abend zu Rückschlägen und der Wechselkurs fiel knapp unter diese Marke.

Vorbörslich sind die europäischen Börsen leicht positiv indiziert. Die asiatischen Märkte schließen mehrheitlich im Plus. Von der Makroseite werden heute diverse Daten gemeldet. Von der Unternehmensseite meldeten Immofinanz , Kapsch und Porr Zahlen (Details siehe unten).

Unternehmensnachrichten

Kapsch

Kapsch TrafficCom musste einen durchwachsenen Start in das neue Wirtschaftsjahr hinnehmen. Auf der einen Seite konnte das Unternehmen den Wachstumskurs fortsetzen. Der Umsatz legte in beiden Segmenten zu und stieg auf Gruppenebene um 7,9 % auf EUR 164,3 Mio. Auf der anderen Seite verzeichnete Kapsch TrafficCom einen Rückgang des operativen Gewinns (EBIT) um EUR 5,9 Mio. (-33,4 %) auf EUR 11,7 Mio. Die EBIT-Marge betrug somit 7,1 % (Q1 2016/17: 11,6 %). Für die niedrigere Profitabilität waren mehrere Gründe verantwortlich. Die im Vergleich zum Q1 2016/17 höheren Währungsverluste (um EUR 0,8 Mio.) und geringeren Währungsgewinne (um EUR -0,7 Mio.) waren hauptausschlaggebend für den Rückgang des Finanzergebnisses auf EUR -2,3 Mio. (Q1 2016/17: EUR -0,3 Mio.). Während die realisierten Währungsverluste um EUR 0,2 Mio. sanken, stiegen die nicht realisierten Währungsverluste um EUR 1,0 Mio. Das Periodenergebnis betrug EUR 6,6 Mio. (Q1 2016/17: EUR 12,4 Mio.) und das Ergebnis je Aktie EUR 0,52 (Q1 2016/17: EUR 0,97).

Porr

Die Gewinne des Baukonzerns Porr sind heuer im ersten Halbjahr weggebröckelt, wie schon kürzlich vorab bekanntgegeben. Nach den endgültigen Zahlen von Mittwoch sank das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 16 Prozent auf 56,9 Millionen Euro, der Vorsteuergewinn (EBT) um fast 82 Prozent auf 4,0 Millionen Euro und das Periodenergebnis ebenso stark auf 2,9 Mio. Euro.Belastet wurden die Ergebnisse durch Anlaufkosten der weiteren Expansion mit Akquisitionen, zudem führten die politischen Turbulenzen in Katar zu erhöhten Kosten, da sich wegen der Wirtschaftsembargo-Maßnahmen benachbarter arabischer Staaten die Logistik- und Beschaffungsprozesse für Porr in Katar komplexer und damit auch teurer darstellen. Es würden aber alle Projekte in Katar plangemäß laufen, betont der Baukonzern.Der Vorstand erwartet, dass im Gesamtjahr 2017 das Ergebnis bei unveränderten Rahmenbedingungen – trotz stark wachsender Produktionsleistung – leicht unter 2016 liegen wird, das ein Rekordjahr gewesen ist.

Immofinanz

 hat im ersten Halbjahr 2017 über 100 Mio. Euro Gewinn ausgewiesen. 105,3 Mio. Euro Konzerngewinn stehen unterm Strich, ohne dem Russland-Geschäft, das noch heuer verkauft werden soll, waren es sogar 113,1 Mio. Euro Gewinn, teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Im ersten Halbjahr 2016 hatte es einen dreistelligen Millionenverlust gegeben.Für das laufende Geschäftsjahr 2017 wird die Ausschüttung einer Basisdividende von EUR 0,06 je Aktie angestrebt.

Das bereits als "nicht fortgeführtes Geschäft" ausgewiesene Russland-Geschäft brachte im ersten Halbjahr 2017 einen Verlust von 7,9 Mio. Euro, im ersten Halbjahr 2016 hatte es sogar ein Minus von 119,4 Mio. Euro gegeben. Die Mieterlöse aus Russland sind nach der Aufwertung des Rubels um 13,9 Prozent auf 43,4 Mio. Euro gestiegen. Die fünf Moskauer Einkaufszentren wiesen zum 30. Juni 2017 einen Immobilienwert von 976,4 Mio. auf, etwas weniger als Ende 2016 (1.024,1 Mio. Euro).

Die Mieterlöse entwickelten sich im 1. Halbjahr 2017 stabil und betrugen 114,9 Mio. Euro nach 115,9 Mio. im 1. Halbjahr 2016. Aus Immobilienverkäufen gab es einen Gewinn von 2 Mio. Euro. Das Verkaufsvolumen betrug 122,8 Mio. Euro.

Das operative Ergebnis lag mit 33,8 Mio. Euro unter den 49,8 Mio. Euro des Vergleichszeitraums. Der Vorsteuergewinn (EBT) machte 140,2 Mio. Euro aus, darauf wurden 27,0 Mio. Euro Steuern fällig.

Der nachhaltige FFO 1 (exklusive Ergebnis aus Immobilienverkäufen und Immobilienentwicklung) ist von 10,3 auf 43,3 Mio. gestiegen, der FFO 2 (inklusive Ergebnis aus Immobilienverkäufen) auf 45,4 Mio. Euro, nach einem Verlust von 2,2 Mio. Euro in der Vorjahresperiode.

Der EPRA Net Asset Value stieg um 9,2 Prozent auf 3,29 Mrd. Euro (31. Dezember 2016: 3,01 Mrd. Euro). Aufgrund der höheren Aktienanzahl und der potenziellen Verwässerung durch die Wandelanleihe 2018 ergibt sich allerdings ein Rückgang des EPRA NAV je Aktie von 3,12 Euro Ende 2016 auf 2,90 Euro.

Außerdem werde wie angekündigt an der Abtrennung der Moskauer Einzelhandelsimmobilien gearbeitet. "Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit Kaufinteressenten und sind zuversichtlich, die Transaktion wie geplant bis Jahresende umsetzen zu können" heißt es in der Mitteilung. Danach soll die geplante Verschmelzung mit der CA Immo weiter verfolgt werden.



(30.08.2017)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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