Nach dem gescheiterten Treffen der Ölproduzenten im katarischen Doha sind die Ölpreise mit deutlichen Abschlägen in die neue Handelswoche gegangen. Spekulative Finanzanleger hatten im Vorfeld des Treffens auf eine Einigung gesetzt und die Ölpreise damit nach oben getrieben. Die Auflösung ihrer Positionen brachte die Ölnotierungen unter Druck. Die dadurch entstandenen Verluste von jeweils rund 7 Prozent bei WTI und Brent zum Handelsauftakt verringerten sich am Montagnachmittag auf jeweils rund -4 Prozent. Das Treffen in Doha wurde zum Debakel, weil Saudi-Arabien als weltgrößter Ölproduzent sich auf keine Einigung hinsichtlich Produktionsobergrenzen einlassen wollte. Für viele Marktteilnehmer hat die Glaubwürdigkeit der Ölproduzenten und speziell der OPEC aufgrund der offensichtlich gewordenen Verhandlungsunfähigkeit schweren Schaden genommen. Dass die Ölpreise zunächst nicht noch weiter zurückgegangen sind, hängt allein mit dem Streik der Ölarbeiter in Kuwait zusammen. Weil dem Markt damit vorübergehend 2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag weniger zur Verfügung stehen, wird der Preisverfall derzeit leicht gebremst. Gold geht mit deutlichen Aufschlägen in die neue Handelswoche: Am Montagnachmittag wurden in der Spitze 1.240 US-Dollar je Feinunze (+0,5 Prozent) aufgerufen. In Euro gerechnet kostete Gold 1.097 Euro je Feinunze. Angesichts der Vergeblichkeit des Treffens der Ölproduzenten in Doha nimmt die Unsicherheit an den Märkten wieder zu; Anleger gehen auf Nummer sicher und greifen verstärkt zu Gold. Gestützt wurde der Preis des Edelmetalls nicht zuletzt von weiteren Zuflüssen in die wichtigsten Gold-ETFs, deren Bestände am Freitag um 5,3 Tonnen stiegen. Weiteren Rückenwind erhält das Edelmetall durch niedrige Inflationserwartungen in den USA, was gegen rasche Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed spricht. Wie die Rohstoffanalysten der Commerzbank herausgefunden haben, erwarten die Marktteilnehmer derzeit einen Zinsschritt bis Jahresmitte lediglich mit einer Wahrscheinlichkeit von 14 Prozent. Nur jeder zweite Marktteilnehmer geht inzwischen noch von einer Zinserhöhung im Jahr 2016 aus. Dessen ungeachtet verharrt der Goldpreis derweil in einer Seitwärtsbewegung, nachdem das Edelmetall den stärksten Jahresauftakt seit Jahrzehnten hingelegt hat. Der Fokus verschiebe sich nun auf Silber, beobachtet Ole Hansen, Rohstoffanalyst bei der Saxo Bank. Die Gold-Silber-Ratio signalisiere, dass Silber im Vergleich zu Gold aus historischer Sicht beträchtlich unterbewertet sei. Zuletzt lag das Verhältnis bei mehr als 80:1. Am Montagnachmittag erhöhte sich der Silberpreis um 0,2 Prozent auf 16,30 US-Dollar je Feinunze. Die Aussichten für steigende Notierungen bei Gold und Silber bleiben gut: US-Hedgefondsmanager Kyle Bass, der das Platzen der US-Immobilienblase richtig vorhergesagt hatte, attackiert die Einführung von Negativ- bzw. Strafzinsen durch die Notenbanken zur Ankurbelung der Konjunktur weltweit scharf. Bass erwartet vor diesem Hintergrund einen Wiederaufstieg von Gold. „Je weiter die Notenbanken die Strafzinsen ins Minus drücken, umso mehr wird der Goldpreis abheben", erwartet der Finanzprofi. |
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Bei den Agrarrohstoffen ist der Anstieg des Zuckerpreises sehr auffällig: Die Notierung war seit Ende März von 17 auf 14 US-Cents gefallen, sprang aber am Freitag und Montag um jeweils rund 5 Prozent auf 15 US-Cents je Pfund (Fälligkeit Juli) nach oben. Der Anstieg erstaunt umso mehr, weil die brasilianische Prognosebehörde Conab jüngst für die Verarbeitung von Zuckerrohr in Brasilien in der Erntesaison 2016/17 eine recht hohe Schätzung abgegeben hatte, weil auf große Lagerbestände zurückgegriffen werden könne. Brasilien ist der größte Zuckerproduzent der Welt. Doch offenbar beeindruckt eine aktuelle Einschätzung des vielbeachteten Handelshauses Czarnikow die Investoren stärker: Die Analysten prognostizieren am Zuckermarkt 2015/16 ein Defizit von 11,4 Millionen Tonnen. Wie die Rohstoffanalysten der Commerzbank erläutern, hat sich Czarnikow mit seinen Befunden an die Spitze aller am Markt kursierenden Defizitschätzungen gesetzt. Zum Vergleich: Die Internationale Zuckerorganisation (IS) erwartet in der Erntesaison 2015/16 ein Angebotsdefizit von rund fünf Millionen Tonnen. Besserung ist offenbar nicht in Sicht: Das Handelshaus Czarnikow prognostiziert für 2016/17 ein Defizit in der Größenordnung der aktuellen Saison, also bis zu 11 Millionen Tonnen. Die gekürzten Schätzungen kommen nicht von ungefähr: Das Wetterphänomen El Nino macht sich in den Hauptanbaugebieten bemerkbar. So gehen in Brasilien derzeit die Erträge aufgrund ungewöhnlich starker Regenfälle zurück. Indien hingegen, die Nummer zwei am Markt, leidet derzeit unter starker Trockenheit. Gebremst werden könnte der Anstieg des Zuckerpreises von der Währungsseite. Trotz des Impeachment-Verfahrens gegen die brasilianische Staatschefin Dilma Rouseff und der eventuellen Amtsenthebung wegen schwerer Korruptionsvergehen präsentiert sich der Brasilianische Real derzeit trotz der politischen Turbulenzen deutlich stärker als noch Ende Februar. Ob der Real dieses höhere Niveau in den kommenden Wochen halten kann, wird sich zeigen. |
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*) Stand: 19.04.2016 | |||||||||||||
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