Über Sportjournalisten, politische Sportkonzepte und Wahlkampf (Wilhelm Lilge)

Leider scheinen auch die Sportjournalisten des Landes (die wenigsten davon halbwegs unabhängig) hauptsächlich in Wahlkampfzeiten die Misere der "Sportstadt Wien" zu entdecken. Faktum ist, dass "dank" der enthusiastischen Sportpolitiker Wien blamables Schlusslicht hinsichtlich Sport-Infrastruktur in ganz Europa ist bei Städten vergleichbarer Größe. Noch schlimmer ist es nur im Bereich der Spitzensport-Förderung, eine solche gibt es nämlich in Wien als einziger Hauptstadt Europas gar nicht. Hier verteilt man höchstens privates Geld und tut gönnerhaft so als wäre es von der Politik bereitgestellt ("Sportpool Wien"). Dafür weiß man Feste zu feiern, wo man sich selbst medienträchtig auf die Schultern klopft und in den (Dach-) Verbänden erhalten sich die Funktionäre selbst und schieben viel Geld hin und her, das eigentlich beim Sportler ankommen sollte.

Wenn man die Programme der Wiener Parteien nach schlüsssigen Sportkonzepten durchsucht, wird man lange und vergeblich suchen. Die Verbindung von Politik und Sport ist höchstens dann zu erkennen, wenn es kurz vor den Wahlen etwas zu eröffnen gibt (z.B. Laufstrecken-Beschilderungen oder ein neues Klo beim Happel Stadion), oder wenn sich ein Politiker beim Startschuss einer Laufveranstaltung ins Bild drängt.

Umso höher ist das Engagement von Sportlern, Trainern und ehrenamtlichen Funktionären zu schätzen, die sich - trotzdem - nicht von ihrem Idealismus abbringen haben lassen.

Im eher lieblosen Presse-Beitrag sind allerdings auch ein paar Unschärfen (es gibt sehr wohl (endlich!) ein 50m-Schwimmbad in Wien, das Dusika-Oval ist nicht "denkmalgeschützt" und im Innenraum drängten sich nie gleichzeitig Turner, Radfahrer, Gewichtheber (die waren dort noch nie), Leichtathleten und Asylwerber und der Minister hat damit gar nichts zu tun, Österreichische Meister gab es in anderen Sportarten natürlich sehr viele aus Wien, etc. und der ASVÖ ist sicherlich nicht der ÖVP nahestehend (hat der Autor wohl mit der UNION verwechselt), ...

Wozu es Sportsprecher der Parteien in Wien gibt, kann anhand eines konkreten Beispiels gut veranschaulicht werden: bei der Benefizveranstaltung "Laufen für Kira" wollte so ein Sportsprecher gegen eine Spende von € 500.- auf der Bühne eine Wahlkampfrede halten...

 


(05.10.2015)

Laufen, Hauptallee, VCM 2015


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Wilhelm Lilge

Staatlich geprüfter Trainer und Diplomtrainer, Lauftrainer, Leistungsdiagnostiker und einer der führenden Ausdauertrainingsexperten in Österreich. http://team2012.at

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