Die Türe schließt sich langsam... (Wolfgang Matejka)

und 5 vor Zwölf wollen Etliche noch schnell hindurchschlüpfen.

Das Ende eines Jahres hat sicher vielerlei Facetten, die konstanteste davon ist aber, dass Jeder irgendwie noch einen Versuch startet, einen letzten Kontrapunkt zu setzen. Ob es ein gelungenes Investment ist, das noch einmal gewichtet wird, ein misslungenes das schnell noch aus den Portfolios hinausgeputzt wird um nur ja keine Rechtfertigung gegen Silvester aufkommen zu lassen, ein starker Sager irgendeines Politikers um die Feiertage in den Medien zu überdauern oder gar die Präsentation irgendwelcher pauschaler globaler Perspektiven über die nächsten 5-10 Jahre die nur so von Variablen wimmeln nur damit man ja keine Ableitung daraus ziehen kann, außer dass es wieder mal spannend werden wird.

In so einem Status stecken wir gerade drin. Der Ölpreis spielt verrückt und treibt ganze Heerscharen von Analysten und Volkswirten durcheinander. Die Renditen testen zum x-ten Mal das zuvor als unmöglich Geltende. Die Institutionellen versuchen zögerlich der Renditefalle via Aktien zu entgehen und holen sich dabei wieder schmerzhafte Nasen, weil eben zu zögerlich. Die heimische Politik übt sich nach Hypo-Alpe-Adria Gesetz zum zweiten Male im Versuch die Verfassung zu brechen. Und dann stürmt ins weidwund geschossene Nervenkorsett der Investoren noch, einigermaßen unerwartet, die Neuwahldrohung in Griechenland. Das Unterste kehrt nach Oben, Vergangenes drängt in die täglichen Gedanken, und die Fähigkeit der Aufarbeitung verblasst hinter schierem Aktionismus. Die Investoren hätten wohl auch inmitten der täglichen „Gelegenheiten“ gerne einmal etwas Ruhe zur Verarbeitung gesehen. Da muss man durch. Bis zum letzten Tag bleiben nach wie vor Disziplin und Konzentration mitunter die höchsten Qualitäten.

Dieses erneute blitzartige Aufkochen des Euro-Themas hat einen faktischen Hintergrund. Jeder Staat hat so seine eigenen nationalen, chauvinistischen Themen mit der EU inzwischen. Diese nationale Relativität ist es, die den Explosionsgehalt definiert. Denn es ist nicht nur Griechenland, das intern polarisiert, so ziemlich jeder Staat in Europa hat seine eigenen internen Spannungen. Natürlich, denn es gilt ja zu reformieren, Fehler zu korrigieren, Stärken wieder zu finden und im erduldeten Gemeinsamen zu wachsen. Und das ist eben für manche eine Gefahr und deswegen wird vielleicht sogar ganz bewusst polarisiert. Frankreich, Spanien, Österreich, sogar Deutschland und England, sie alle suchen nach einer nationalen Linie. In einer EU die einen Viktor Orban toleriert sollte man sich vor einer Syriza in Griechenland nicht allzu sehr fürchten. Wird wohl auch gar nicht passieren. Selbst die Syriza ist in der Lage zwischen EU und Mittelalter zu unterscheiden. Die Griechen haben wirklich viel ausgehalten und jetzt sieht man Licht am Ende des Tunnels. Man muss es Ihnen nur sagen, mehr nicht.

Was vielmehr vor uns steht ist ein Konjunkturpaket ersten Ranges und das in Form des Zapfhahns an der Tankstelle. Selbst wenn der Ölpreis noch ein wenig seiner Verluste wettmacht, es wird uns in 2015 Einiges mehr im Geldbörserl bleiben, und das wird sicher konsumiert. Zuvor soll die Inflation noch einmal sinken, doch danach entsteht damit ein konsumbedingter Konjunkturanreiz der breiter wirkt als jedes QE der EZB oder der direkter wirkt, als ewig den Investitionsversprechen diverser Politiker glauben zu müssen. Ein Stimulus im letzten Augenblick. Interessant, dass der an den Börsen derzeit scheinbar untergeht. Die großen institutionellen Investoren haben die volkswirtschaftlichen Effekte sicher schon erkannt. Vielleicht wollen sie eh schon kaufen, sind aber via Bilanzerstellung und aus Angst vor „Fünf vor 12 Aktionismus“ zu sehr blockiert. Wollen sich die Schnäppchen für 2015 aufheben. Passt als immanenter und ultimativer Verschwörungsabschlussgedanke ideal zum 2014er Jahr mit seinen unzähligen Krisen und Szenarien.

Mit einem solchen kann man aber recht gut leben denke ich.



(10.12.2014)

Bohrinsel, Meer, Industrie, Rohstoffe, Plattform, Öl, Gas, Thailand, http://www.shutterstock.com/de/pic-110796884/stock-photo-the-offshore-oil-rig-in-the-gulf-of-thailand.html, (© www.shutterstock.com)


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Wolfgang Matejka

Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen

  • seit 07/2013 Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE
  • seit 07/2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
  • 02/2010 - 07/2010 Geschäftsführer der Oscar Investment GmbH Wertpapierfirma
  • seit 10/2009 Geschäftsführer der Matejka Beteiligungs GmbH, Erwerb, Verwaltung, Entwicklung und Veräußerung einer Beteiligung
  • 09/ 2009-10/2009 Vorstand der Q1 Capital Management AG, Unabhängiges Multi-Manager-Investmenthaus mit Sitz in Wien
  • 06 / 2009-10/2010 GF Sparrow GmbH. (Einzelgesellschaft) – Geschäftsgegenstand: Erwerb, Verwaltung und Entwicklung von Beteiligungen
  • 04 / 2006: GF Julius Meinl Investment GmbH
  • 03 / 2004: CIO Meinl Bank AG
  • 05 / 2002: Vst. Bank Vontobel Österreich AG
  • 01 / 1999: GF Allianz Invest KapitalanlagegesmbH.
  • 07 / 1994: Investment & Trust Bank (nunm. Allianz Investment Bank AG)
  • 04 / 1990: Länderbank Capital Markets GmbH.
  • 10 / 1981: Österreichische Länderbank AG
  • Matura (Naturwissenschaftl. Realgymnasium), CEFA, div. Fachseminare

>> http://wolfgang-matejka.com


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