Subprime reloaded: Vor ABS-Comeback in Europa

Brüssel, EU    >> Öffnen auf photaq.com



Der Markt für Asset-backed-Securities (ABS) soll in Europa dank moderner Regulierung neu entstehen. Die EZB und die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) haben das Ziel definiert: es soll einen funktionierenden ABS Markt in Europa geben.

Es mutet seltsam an, von Regulatoren und Notenbankern plötzlich genau diese Investitionsform adressiert zu bekommen. Kredite von Privatpersonen zusammen zu fassen und danach als Gesamtpakete verbrieft an Dritte zu verkaufen? Hatten nicht gerade jene strukturierten und verbrieften Schulden die ganze Finanzkrise verursacht? Sind komplexe Kreditprodukte wirklich gut für den europäischen Wirtschaftsraum? Wird damit nicht erneut die Büchse der Pandora geöffnet ohne aus der Geschichte gelernt zu haben? Ein Blick auf das was gemeint ist:

Die EZB möchte die aktuell herrschende Kreditklemme direkt adressieren. Das ist an sich gut, aber es braucht schon ein wenig mehr als nur es zu wollen. Der Grund ist nämlich, dass EZB und Regulatoren ja auch teilweise daran schuld sind, dass derzeit das Animo Kredite zu vergeben so spärlich wächst. Warum auch? In Zeiten ultratiefer Zinsen parallel zu stark steigenden Risikokosten wird jeder Kredit zum Kostenfaktor und weniger zur Ertragsquelle. Was die EZB nun beabsichtigt ist, Kredite leichter transferierbar zu machen, den Banken dadurch Risikokosten zu reduzieren, um so den Kreditnehmern die Türe zum erleichterten Zugang zur Aufnahme von Geld und somit zum Investment in die Wirtschaft zu ermöglichen. Klingt nach Musterschule und dem Ei des Kolumbus wenn da nicht ein paar Erfahrungen wären, die einen zaudern lassen.

Da wären einmal die Banken selbst. Wenn es plötzlich so einfach wird ein Kreditportfolio zu bündeln und dieses danach zu handeln, wie kann man dann Missbrauch in der Strukturierung verhindern? Wie entgeht man den Fallstricken von Rating Agenturen die sich sicher bereitwilligst, gegen Bezahlung natürlich, zur Bewertung überreden lassen werden, nur um vielleicht wieder dann, wenn etwas schiefgeht nicht schuld gewesen zu sein? Wer schützt die Kunden vor betrügerischen Maßnahmen?

Diese Fragen werden jetzt gestellt und sie werden auch jetzt strukturell beantwortet werden. Allein die Tatsache, dass es die EZB ist, die sich mit den globalen Regulatoren gemeinsam um die Etablierung von Regeln kümmert, die diesem Geschäftsbereich dann zugrunde liegen werden, gibt Vertrauen. Kriterien zur Qualitätssicherung und Transparenz werden bereits in Basel III eingearbeitet. Es ist nämlich ein essentielles Ziel der EZB ein rasches Funktionieren zum ökonomischen Vorteil zu erzeugen ohne dabei dem Potential von Missbrauch zu viel Freiraum zu gönnen. Gleichzeitig wird mit einer erhöhten Transparenz den Banken zwar Einfluss, aber damit auch Risikopotential genommen ohne deren Geschäftsmodell zu beschneiden. Der Handel dieser strukturierten Kreditportfolios soll zu einem eigenständigen Geschäftsbereich für Banken werden, mit einer durch Handelsergebnisse verbesserten Zinsmarge und höheren Erträgen für die Anleger. Und diese ABS-Pakete können auch ausgetauscht und gehandelt werden, selbst wenn die jeweilige Bank plötzlich nicht gut da stehen sollte. Eine Bankenaufsicht würde dadurch massiv unterstützt. Auch im Sinne des gesamten Kreditwesens ein positives Signal, denn es müsste dadurch das Systemrisiko einer einzelnen Bank deutlich sinken weil es auf alle Anderen aufteilbar wird. Und der Kreditnehmer hat endlich die Chance einen Kredit zu erhalten ohne aus regulatorisch begründeten Motiven abwehrende Maßnahmen befürchten zu müssen.

Am Ende entsteht für den Kapitalmarkt und dessen Teilnehmer endlich die direkte Chance, in einer anleiheähnlichen Anlageform höhere Erträge bei kontrolliertem und transparentem Risiko zu erhalten.

Also nur nicht wundern, wenn beim nächsten Kreditvertrag im Kleingedruckten die Einwilligungserklärung zur Verbriefung enthalten ist. Mario passt schon auf.



(23.09.2014)



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Wolfgang Matejka

Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen

  • seit 07/2013 Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE
  • seit 07/2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
  • 02/2010 - 07/2010 Geschäftsführer der Oscar Investment GmbH Wertpapierfirma
  • seit 10/2009 Geschäftsführer der Matejka Beteiligungs GmbH, Erwerb, Verwaltung, Entwicklung und Veräußerung einer Beteiligung
  • 09/ 2009-10/2009 Vorstand der Q1 Capital Management AG, Unabhängiges Multi-Manager-Investmenthaus mit Sitz in Wien
  • 06 / 2009-10/2010 GF Sparrow GmbH. (Einzelgesellschaft) – Geschäftsgegenstand: Erwerb, Verwaltung und Entwicklung von Beteiligungen
  • 04 / 2006: GF Julius Meinl Investment GmbH
  • 03 / 2004: CIO Meinl Bank AG
  • 05 / 2002: Vst. Bank Vontobel Österreich AG
  • 01 / 1999: GF Allianz Invest KapitalanlagegesmbH.
  • 07 / 1994: Investment & Trust Bank (nunm. Allianz Investment Bank AG)
  • 04 / 1990: Länderbank Capital Markets GmbH.
  • 10 / 1981: Österreichische Länderbank AG
  • Matura (Naturwissenschaftl. Realgymnasium), CEFA, div. Fachseminare

>> http://wolfgang-matejka.com


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